April 2011

110405

ENERGIE-CHRONIK


Fukushima jetzt auf derselben Ines-Stufe wie Tschernobyl

Die japanische Atomaufsicht hat am 12. April die Reaktorkatastrophe von Fukushima von Stufe 5 auf Stufe 7 der Ines-Skala (021104) angehoben. Die Korrektur bedeutet, daß anstelle eines "ernsten Unfalls" mit "begrenzter Freisetzung" von Radioaktivität nun von einem "schweren Unfall" mit "schwerster Freisetzung" gesundheitsschädlicher radioaktiver Stoffe die Rede ist. Die Atombehörde begründete die neue Einstufung mit dem Ergebnis von Messungen, wonach bisher aus den zerstörten Reaktoren bis zu 630.000 Terabecquerel in die Luft gelangten. Damit sei das Kriterium für die höchste Stufe 7 erreicht. In Tschernobyl sei die ausgetretene Menge an Radioaktivität jedoch zehnmal größer gewesen.

Die Reaktorkatastrophe, die am 11. März durch die Flutwelle eines Erdbebens ausgelöst wurde, war von den japanischen Behörden zunächst lediglich in Stufe 3 der Ines-Skala rubriziert worden ("Ernster Störfall"). Erst nach sieben Tagen erfolgte die Korrektur auf Stufe 5. Aber auch diese erhöhte Einstufung wurde von amerikanischen und französischen Atomexperten von Anfang an als unzureichend kritisiert (110301).

Tepco hofft auf Bewältigung der Situation bis Jahresende

Dem Betreiber Tepco gelang es auch im April nicht, die zerstörten Reaktoren und die daraus entweichende Radioaktivität unter Kontrolle zu bringen. Problematisch gestaltet sich vor allem die Entsorgung von rund 60.000 Tonnen verseuchten Wassers, die sich bei der improvisierten Notkühlung der Reaktoren in den Schächten unterhalb der Anlage angesammelt haben. Wahrscheinlich ist Radioaktivität auch in das Grundwasser gelangt. Die Gefahr weiterer Wasserstoff-Explosionen ist noch nicht gebannt. Unkalkulierbare Risiken bergen ferner neue Erdstöße, durch die beispielsweise die Brennelemente im Abklingbecken von Block 4 ins Erdgeschoß der Reaktor-Ruine fallen könnten.

Am 17. April legte Tepco einen Zeitplan zur Bewältigung der Katastrophe vor, der vorsieht, die zerstörten Reaktoren der Blöcke 1, 2 und 3 bis zum Jahresende "kalt" abzuschalten. Die dazu erforderliche Kühlung der Reaktoren und der Abklingbecken soll in etwa drei Monaten sichergestellt sein. Zugleich will man versuchen, die austretende Menge an Radioaktivität zu vermindern. Binnen eines halben Jahres sollen sämtliche Lecks abgedichtet sein. Die Regierung will die Evakuierungszone im Umkreis von zwanzig Kilometern um die Anlage auf Dauer zum Sperrgebiet erklären.

Brüssel stellt weitere 110 Millionen für Tschernobyl zur Verfügung

Am 26. April jährte sich zum 25. Mal die Katastrophe im sowjet-ukrainischen Kernkraftwerk Tschernobyl, wo 1986 der Reaktor des Blocks 4 explodierte. Am 19. April verkündete EU-Kommissar Andris Piebalgs auf einer Konferenz in Kiew die Zusage der Kommission, weitere 110 Millionen Euro zur Bewältigung der Folgen zur Verfügung zu stellen. Die neuen Mittel werden hauptsächlich für die Errichtung eines neuen sicheren Schutzmantels verwendet. Es handelt sich um eine riesige Bogenkonstruktion, die den zerstörten Block 4 abdecken und isolieren soll, damit er zu einem späteren Zeitpunkt abgetragen werden kann. Der Bogen wird nach EU-Angaben "so lang wie zwei Fußballfelder und so hoch wie die Freiheitsstatue" sein. Außerdem soll ein Lager zur Aufnahme jener abgebrannten Brennelemente errichtet werden, die nach dem Zwischenfall in Betrieb geblieben sind.

Die Kommission hat schon bisher rund 470 Millionen Euro zur Bewältigung der Folgen von Tschernobyl bereitgestellt. Wie sie am 18. April mitteilte, seien dennoch weitere 740 Millionen notwendig, um die Hauptprojekte auf dem Gelände bis 2015 abzuschließen.

Links (intern)