August 2010

100805

ENERGIE-CHRONIK


EDF verkauft britische Stromverteilnetze an Chinesen

Die Electricité de France (EDF) wird ihr Stromverteilungsnetz in Großbritannien komplett verkaufen. Wie aus dem jetzt vorgelegten Halbjahresbericht hervorgeht, hat ein chinesisches Konsortium ein Angebot in Höhe von 6,9 Milliarden Euro vorgelegt. Das Konsortium besteht aus der in Hongkong ansässigen Cheung Kong Infrastructure Holdings Ltd (CKI), der Hongkong Electric Holdings Ltd (HEH) und der Li Ka-Shing Foundation. Diese "Cheung Kong Group" will die seit Herbst vorigen Jahres zum Verkauf angebotenen Stromverteilnetze der britischen Tochter EDF Energy für 3,8 Milliarden Euro übernehmen. Einschließlich Schulden ergibt sich daraus die genannte Angebotssumme. Parallel zum Verkauf will die EDF mit den Chinesen einen Vertrag über die künftige geschäftliche Zusammenarbeit in Großbritannien abschließen.

Über ihre Verteilnetze beliefert EDF Energy bisher 7,8 Millionen Abnehmer in London und anderen Teilen Englands. Die Leitungen des Verteilnetzes sind insgesamt fast 170.000 Kilometer lang. Auf London entfallen davon 30.160 Kilometer, auf den Südosten 45.000 Kilometer und auf den Osten Englands 92.120 Kilometer.

Die EDF war 1998 mit dem Erwerb von London Electricity in den britischen Strommarkt eingestiegen (981226). Die so entstandene Tochter London Electricity Group übernahm in den folgenden Jahren noch andere ehemalige Regionalversorger (020602) und wurde 2003 mit Eastern Network und Seabord zur EDF Energy zusammengelegt. Infolge der Entflechtung und Regulierung des Netzbetriebs verlor auch für die EDF dieser Geschäftsbereich an Einträglichkeit und strategischer Bedeutung. Stattdessen investierte EDF Energy nun verstärkt in den Bereich Erzeugung. Der Erwerb des Atomstromproduzenten British Energy (080903) kostete allerdings fast 16 Milliarden Euro, obwohl zwanzig Prozent des Aktienpakets an den britischen Versorger Centrica weitergereicht werden konnten (090505).

Ausgewiesene Verschuldung der EDF hat sich auf 44 Milliarden Euro erhöht

Der Verkauf des britischen Verteilnetzes, der Anfang Oktober vorigen Jahres angekündigt wurde, dient vor diesem Hintergrund vor allem dem Abbau der enormen Schulden. Laut Halbjahresbericht hat sich die Nettoverschuldung des französischen Staatskonzerns bis Ende Juni 2010 auf 44,1 Milliarden Euro erhöht. Das sind sieben Milliarden mehr als vor einem Jahr. Für Ende 2008 wurde die Nettoverschuldung noch mit 25 Milliarden ausgewiesen. Ende 2004 waren es 20 Milliarden. Schon damals hieß es, daß die reale Schuldenlast der EDF noch wesentlich höher sei (041013).

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