Januar 2010 |
100111 |
ENERGIE-CHRONIK |
Die in Hagen ansässige Südwestfalen Energie und Wasser AG (Sewag) will vom Vattenfall-Konzern die Nuon Deutschland GmbH übernehmen, die dieser auf Verlangen der EU-Kommission abgeben muß. Wie beide Unternehmen am 22. Januar mitteilten, hat der Sewag-Aufsichtsrat dem Kauf zugestimmt. Die abschließende vertragliche Umsetzung stehe noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung der Aufsichtsbehörden. Zur Höhe des Kaufpreises wurden keine Angaben gemacht.
Da es sich bei der Sewag um einen kommunalen Regionalversorger handelt, kann mit der Zustimmung des Bundeskartellamts gerechnet werden. Die Sewag entstand 2006 aus dem Zusammenschluß des Regionalversorgers Mark-E mit den Stadtwerken Lüdenscheid (060611). Ihre Hauptaktionäre sind die Städte Hagen (42,66 %) und Lüdenscheid (24,12 %) sowie RWE (19,06 %). Mark-E war bis 2001 unter dem Namen "Elektromark" bekannt und verfügte bis 1994 sogar über eine Beteiligung am Kernkraftwerk Emsland (930704).
Die EU-Kommission hatte die Zustimmung zum Kauf des niederländischen Energiekonzerns Nuon durch Vattenfall mit der Auflage verbunden, die Nuon Deutschland als Wettbewerber zu erhalten (090601). Die deutsche Vertriebstochter war vor allem in Berlin und Hamburg in Konkurrenz zu den etablierten Strom- und Gasanbietern getreten (060708). Insgesamt verfügt sie über rund 300.000 Kunden und einem Umsatz von jährlich rund 244 Millionen Euro. Laut Sewag-Vorstandssprecher Ivo Grünhagen paßt sie damit "in unser Markenportfolio und bietet für unsere Unternehmensgruppe neue Wachstumschancen in einem interessanten Marktumfeld". Mit der Übernahme von Nuon Deutschland kann die Sewag ihre Kundenzahl verdoppeln und steigt zum bundesweiten Energieversorger auf. Dem Mitgesellschafter RWE, der über "Eprimo" selber bundesweit Strom anbietet (080909), paßt das natürlich nicht ins Konzept. Dem Vernehmen nach stimmte RWE als einziger der Aktionäre im Aufsichtsrat gegen den Kauf von Nuon Deutschland.
Der westfälische Regionalversorger wird übrigens zum 1. Februar 2010 erneut einen Namenswechsel vornehmen. An die Stelle der Abkürzung Sewag für das gemeinsame Unternehmen von Mark-E und Stadtwerken Lüdenscheid tritt als neue Dachmarke "Enervie". Und aus der Netzgesellschaft Sewag Netze GmbH wird die Enervie AssetNetWork. Die im Handelsregister eingetragene Bezeichnung Südwestfalen Energie und Wasser AG bleibt aber erhalten. Auch die Logos beider Unternehmen bleiben im wesentlichen bestehen und werden um den Zusatz "Enervie Gruppe" ergänzt (in neudeutscher Rechtschreibung ohne Bindestrich).
Grund für die Umbenennung ist, daß die 2001 entstandene RWE-Tochter Süwag (010604) eine Verwechslung mit der Sewag befürchtet und mit juristischen Schritten gedroht hat. Die neue Abkürzung soll als Kompositum aus "Energie" und dem französischen "vie" (Leben) verstanden werden. Unklar bleibt allerdings, weshalb die Netzgesellschaft eines Regionalversorgers nun plötzlich in schönstem Koofmich-Englisch als "AssetNetWork" daherkommt. Die Teil-Namensänderung in "Enervie" wird eine sechsstellige Summe kosten, was etliche Sewag-Kunden nun tatsächlich als enervierend empfinden (siehe Zitat)
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