Dezember 2008 |
081214 |
ENERGIE-CHRONIK |
Der französische Staatskonzern Electricité de France (EDF) will für 4,5 Milliarden Dollar 49,99 Prozent am amerikanischen Kernkraftwerksbetreiber Constellation Energy übernehmen. Wie die beiden Unternehmen am 17. Dezember mitteilten, wird EDF dem US-Unternehmen vorab eine Milliarde Dollar Liquiditätshilfe zukommen lassen, die mit dem Kaufpreis verrechnet wird. Außerdem hat das US-Unternehmen zwei Jahre lang die Möglichkeit, die nicht-nuklearen Geschäftsbereiche für bis zu zwei Milliarden Dollar an EDF zu verkaufen. Das jetzt vereinbarte Geschäft soll binnen sechs bis neun Monaten abgeschlossen werden.
Zunächst sah es so aus, als würde der US-Milliardär Warren Buffett für 4,7 Milliarden Dollar die Mehrheit an Constellation Energy übernehmen. Die EDF bot annähernd dieselbe Summe, verzichtete aber auf den mehrheitlichen Aktienbesitz.
Constellation Energy verfügt bisher über drei Kernkraftwerke in den US-Staaten New York (Nine Mile Point und R. E. Ginna) und Maryland (Calvert Cliffs) mit einer Kapazität von ingesamt 3.869 MW. Wie EDF-Generaldirektor Pierre Gadonneix ankündigte, soll die gemeinsame Gesellschaft Unistar vier weitere Kernkraftwerke des Typs EPR errichten. Vorrang habe aber zunächst die Erweiterung von Calvert Cliffs.
Die Europäische Kommission genehmigte am 22. Dezember die Übernahme des britischen Atomstromproduzenten British Energy (BE) durch die Electricité de France (EDF). Die EDF mußte sich jedoch verpflichten, die Kraftwerke Eggborough und Sutton Bridge, einen Bauplatz für ein Kernkraftwerk sowie bestimmte Mindeststrommengen an Wettbewerber zu verkaufen. Ferner hat sie auf eine Vereinbarung mit dem Netzbetreiber National Grid (NGC) über die Netzanbindung in Hinkley Point verzichten.
Sutton Bridge ist ein GuD-Kraftwerk mit einer Leistung von 790 MW, das die EDF seit 1999 betreibt. Eggborough ist das einzige nicht-nukleare Kraftwerk von British Energy mit vier Kohleblöcken und einer Gesamtleistung von 2000 MW.
Nutznießer der Brüsseler Auflagen werden vermutlich die deutschen Konzerne RWE und E.ON sein, die ebenfalls den Ausbau ihrer Kernkraftwerkskapazitäten in England beabsichtigen.