Juni 2007 |
070611 |
ENERGIE-CHRONIK |
Unter staatlichem Druck überläßt der britische Ölkonzern BP seine Mehrheitsbeteiligung am ostsibirischen Erdgasfeld Kowykta dem staatlich dirigierten Konzern Gazprom. Zugleich unterzeichneten BP und Gazprom im Juni eine Absichtserklärung über die Bildung einer strategischen Allianz, die Gazprom einerseits die führende Rolle bei Energieprojekten in Rußland und andererseits den Beistand von BP beim Einstieg in ausländische Märkte sichert. Das Putin-Regime verdeutlichte damit ein weiteres Mal, daß es künftig ausländische Unternehmen im Energiebereich nur noch als Juniorpartner dulden will. Bereits im Dezember war der Shell-Konzern zur Abgabe seiner Mehrheitsbeteiligung am Sachalin-Projekt gezwungen worden (061220). In beiden Fällen bediente sich das Regime irgendwelcher Vorwände, um die westlichen Firmen unter Druck zu setzen und ihnen mit der gewaltsamen Beendigung ihrer Geschäftstätigkeit zu drohen. (FAZ, 23.6.)
Sowohl Shell als auch BP haben sich der Erpressung widerspruchslos gebeugt, da sie für den Verlust der Mehrheitsbeteiligung finanziell entschädigt werden und offenbar hoffen können, auch in der Rolle des Juniorpartners von Gazprom auf ihre Kosten zu kommen. Im März hatte sich BP sogar als "Pappkamerad" zur Verfügung gestellt, um der Zwangsversteigerung von Teilen des ehemaligen Yukos-Konzerns den Anschein einer echten Bieterkonkurrenz zu verleihen. Erwartungsgemäß ging der Zuschlag an den Staatskonzern Rosneft, der das zum Verkauf stehende Aktienpaket um rund zehn Prozent unter dem aktuellen Marktwert erwerben konnte. (SZ, 28.3.)
Bei einer weiteren Yukos-Versteigerung Anfang April erwarb die italienische Enieftegaz für 5,8 Milliarden Euro drei Gesellschaften, die fünf Öl- und Gasfelder in Nordsibirien besitzen, sowie einen 20-prozentigen Anteil an der Gazprom Neft, der Öltochter von Gazprom. Enieftegaz gehört zu 60 Prozent dem italienischen Öl- und Gaskonzern ENI und zu 40 Prozent dem Stromkonzern Enel. Scheinbar setzten sich die Italiener bei der Auktion gegen den russischen Gasförderer Novatek und den Staatskonzern Rosneft durch. In Wirklichkeit traten sie aber als Strohmann für Gazprom auf, die sich nicht selbst an der Auktion beteiligte, sondern westliche Unternehmen vorschickte, um juristisch einen besseren Stand zu haben, wenn die willkürliche Zerschlagung und Plünderung des Yukos-Konzerns vor westlichen Gerichten angefochten werden sollte. Vor Beginn der Versteigerung ließ sich Gazprom von den Italienern Optionen auf das Aktienpaket an Gazprom Neft sowie die mehrheitliche Beteiligung an den Öl- und Gasfelderunternehmen einräumen. Da die Italiener mit der Ausübung beider Optionen durch Gazprom rechnen müssen, scheint das vereinbarte Geschäft für sie selbst unter diesen Umständen noch hinreichend attraktiv zu sein. (SZ, 5.4.; FAZ, 5.4.)
Anfang Juni unterlag der E.ON-Konzern bei der Versteigerung eines 25-prozentigen
Anteils am russischen Stromversorger OGK-5 dem italienischen Konkurrenten Enel, der
für 1,5 Milliarden Dollar den Zuschlag erhielt. Sein Einstieg in den russischen
Strommarkt beschränkt sich damit vorerst auf das im Mai vereinbarte Gemeinschaftsunternehmen
E.ON-STS Energia und die geplante Übernahme des Stromproduzenten TGK-10 (070506)
. (FAZ, 8.6.)
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