Februar 2007

070201

ENERGIE-CHRONIK


E.ON will örtliche Strom- und Gastarife jeweils knapp unterbieten

Die E.ON Energie stellte am 1. Februar ein neues Vertriebskonzept für Strom und Gas vor, mit dem sie die Grundversorgungstarife der örtlichen Versorger jeweils knapp unterbieten will. Das Angebot richtet sich an Haushalte sowie kleine und mittelständische Unternehmen mit einem Strom- oder Gasverbrauch bis zu 100.000 Kilowattstunden pro Jahr. Sie hat zu diesem Zweck die neue Tochtergesellschaft "e wie einfach Strom & Gas GmbH" gegründet, die im Internet unter www.e-wie-einfach.de bundesweit um Kunden wirbt. Die neue Vertriebstochter verspricht, "immer günstiger als der Allgemeine Preis des örtlichen Grundversorgers" zu sein, und zwar bei Strom um einen Cent pro Kilowattstunde und bei Gas um zwei Cent pro Kubikmeter. Diese Preisgarantie gilt bei Strom für zwei Jahre und bei Gas für ein Jahr. Der Vertrag enthält keine Mindestlaufzeit.

Die neue Vertriebsstrategie von E.ON erinnert an die der EnBW-Vertriebstochter Yello, die 2003 ihre bis dahin bundesweit einheitlichen Strompreise durch regional aufgefächerte Angebote ersetzte, die den jeweiligen Konkurrenten vor Ort knapp unterboten (030309). Ausgenommen blieben allerdings die eigenen Versorgungsgebiete, in denen die EnBW weiterhin überdurchschnittlich hohe Strompreise verlangte. Im Unterschied dazu gilt das E.ON-Angebot auch gegenüber Grundversorgungstarifen des eigenen Konzerns. Es ist deshalb anzunehmen, daß auch die E.ON-Versorger ihren wechselwilligen Kunden etwas günstigere Sondertarife anbieten werden und die Grundversorgungstarife allgemein weiter an Bedeutung verlieren.

Konkurrierende Gas-Angebote bisher nur in Berlin, Hamburg, Bonn, Südhessen und Eisenhüttenstadt

Die neue E.ON-Tochter ist das erste Unternehmen, das bundesweit die Belieferung mit Gas anbietet. Bisher gab es konkurrierende Gas-Angebote nur in wenigen Städten: Seit Anfang Juli 2006 warb Nuon Deutschland um Gaskunden in Berlin und Hamburg (060708). Drei Wochen später zog E.ON mit der Marke "Klickgas" nach (060816), die zunächst auf Berlin beschränkt war, inzwischen aber auch um Kunden in Deidesheim/Pfalz wirbt. Im Oktober 2006 kündigte dann die Frankfurter Mainova die Belieferung von Privatkunden in der ehemaligen Bundeshauptstadt Bonn an (061012). Die einzigen weiteren Ausnahmen waren das Vertriebsgebiet der Bensheimer GGEW, in das seit Juli 2006 die HEAG Südhessische Energie AG (HSE) über die eigens gegründete Tochter "e-ben GmbH" einzudringen versucht, und das ostdeutsche Eisenhüttenstadt, wo seit Anfang 2007 die EWE den Stadtwerken Konkurrenz macht.

GGEW wirft HSE "unlautere Preisspalterei" vor

Bei der Konkurrenzsituation in Südhessen fällt auf, daß die von HSE angegriffene GGEW beim bundesweiten Gaspreisvergleich des Bundeskartellamts noch deutlich günstiger war als die HSE-Vertriebsgesellschaft entega (070103). Die GGEW warf deshalb in einer Pressemitteilung vom 17. Januar der HSE "unlautere Preisspalterei" vor. Es gehe der HSE gar nicht um Wettbewerb, sondern vielmehr um die Verhinderung von Wettbewerb: Die "Piratenpreise" der HSE-Tochter e-ben GmbH gälten ausschließlich für GGEW-Kunden, während die übrigen Gasbezieher in Südhessen weiterhin die über dem GGEW-Niveau liegenden entega-Preise bezahlen müßten.

Stadtwerke fühlen sich von E.ON unter Druck gesetzt

"E.ON setzt seine ganze Marktmacht gegen die Stadtwerke ein, die besonders beim Gas kaum auf alternative Lieferangebote zurückgreifen können", erklärte Michael Schöneich, Hauptgeschäftsführer des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU) zu der neuen Vertriebsoffensive von E.ON. Offenbar reagiere der Konzern auf die zunehmende Kritik an der Vermachtung des Marktes jetzt mit der Flucht nach vorn und suche sein Heil in aggressiven Vertriebsmethoden. Dennoch würden die Stadtwerke die Herausforderung annehmen. Ihre Stärke sei die Kundennähe. Außerdem beziehe sich das Angebot der E.ON-Vertriebstochter nur auf den Grundversorgungstarif. Im Strombereich würden aber bereits 40 Prozent der Kunden von günstigeren Sondertarifen profitieren.