Dezember 2005

051203

ENERGIE-CHRONIK


Gazprom will selber auf dem deutschen Markt aktiv werden

Der russische Staatskonzern Gazprom will sich langfristig nicht mehr auf die Rolle eine Lieferanten beschränken, sondern selber auf dem deutschen Markt aktiv werden. "Wir wollen nicht nur als Lieferant von Erdgas fungieren, sondern näher an die Verbraucher heran kommen", sagte der Deutschland-Chef von Gazprom, Hans-Joachim Gornig, der Berliner Zeitung "Tagesspiegel" (15.12.). Zum Beispiel denke man daran, sich an größeren Stadtwerken zu beteiligen. Außerdem wolle man bereits bestehende Beteiligungen ausbauen, wie die an der ostdeutschen VNG, an der Gazprom derzeit "leider nur fünf Prozent hält".

Das vermehrte Interesse am Vertriebsgeschäft begründete Gornig damit, daß rund vier Fünftel der Wertschöpfung zwischen Förderung und Verkauf an die Endkunden in Deutschland selber anfielen. "Wenn man die Kosten aus der Förderung mit 20 Einheiten bewertet, sind es an der Grenze Rußlands vielleicht hundert Einheiten, in Deutschland beim Endkunden hingegen sind es schon 400 oder 500 Einheiten", erklärte Gornig. "Der größte Teil der Wertschöpfung findet also in Deutschland statt." An diesen Weiterverkaufsstufen wolle Gazprom in Zukunft teilhaben. Allerdings gebe es noch keine konkreten Pläne. Es handele sich vorläufig nur um langfristige strategische Überlegungen.

Die ZZG Zarubezhgaz-Erdgashandel-Gesellschaft mbH, der Gornig vorsteht, hat ihren Sitz in Berlin und ist eine hundertprozentige Tochter des russischen Staatskonzerns. Sie hält für ihre Mutter die Beteiligungen an Wingas (35 %), WIEH (50 %) und VNG (5,26 %). Über die hundertprozentige Tochter ZMB besitzt sie weitere Tochtergesellschaften und Beteiligungen in Deutschland, Österreich, Großbritannien, Türkei, Tschechien und Venezuela. Ferner verfügt sie über 4,5 Prozent an der 2002 gegründeten Tankstellengesellschaft "Erdgas mobil", die derzeit in Deutschland ein flächendeckendes Netz von Erdgas-Tankstellen errichtet.

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