Juni 2003 |
030605 |
ENERGIE-CHRONIK |
Die EU-Kommission hat am 11. Juni 2003 die "österreichische Stromlösung" genehmigt, die den Zusammenschluß der überregionalen Verbundgesellschaft mit den in der "EnergieAllianz Austria" vereinigten Landesversorgern vorsieht (020402). Sie knüpfte die Genehmigung aber an verschiedene Auflagen, um eine sonst befürchtete völlige Marktbeherrschung zu verhindern (030210). Die neue Gruppe soll als "Energie Austria" firmieren. Mit einem Stromaufkommen von rund 100 Terawattstunden vertritt sie im österreichischen Strommarkt etwa 75 Prozent der Erzeugung und rund 80 Prozent des Handels.
Bevor die Teilfusion vollzogen werden darf, muß der Verbund seinen 55prozentigen Anteil an der Großkundengesellschaft APC verkaufen. Zusätzlich muß er den Käufer mit einem Strombezugsvertrag über jährlich drei Terawattstunden ausstatten, der mit einer Laufzeit von vier Jahren den Großteil des Strombedarfs der APC abdeckt. Voraussetzung für den Verkauf der APC ist allerdings, daß die Energie Steiermark Holding AG (Estag) das ihr zustehende Vorkaufsrecht nicht beansprucht.
Außerdem verzichtet der Verbund bis Ende 2007 auf die Ausübung wesentlicher Einflußrechte beim steierischen Regionalversorger Steweag-Steg, der im April 2002 aus dem Zusammenschluß der EDF-dominierten Steweag (971208) mit der vom Verbund kontrollierten Steg entstanden ist. Die der EnergieAllianz angehörende Energie AG Oberösterreich verzichtet ebenfalls bis Ende 2007 auf die Ausübung ihrer Stimmrechte an der Salzburg AG, die nicht dem Bündnis angehört. Großkunden haben ein einseitiges Kündigungsrecht, wenn sie von der neuen gemeinsamen Stromvertriebsorganisation E&S übernommen werden.
Zusätzliche Auflagen betreffen das Geschäft mit Kleinkunden, die weiterhin von den Landesversorgern direkt beliefert werden. Um hier den Markteintritt für Konkurrenten zu erleichtern, müssen die Beteiligten bis Juli 2008 in regelmäßigen Abständen Stromlieferungen im Umfang von jährlich 450 Gigawattstunden versteigern - davon die Hälfte aus Wasserkraft -, die nach dem Verbrauchsprofil österreichischer Kleinverbraucher strukturiert sind. Der Verbund verpflichtet sich, seine Anteile an den Stromhändlern "My Electric" und "Unsere Wasserkraft" abzugeben, die hauptsächlich im Kleinkundengeschäft tätig sind.
Der Verbund gehört mehrheitlich (51 Prozent) der Republik Österreich. Die übrigen Anteile entfallen auf EVN (10 Prozent), Wiener Stadtwerke (10 Prozent) TiWAG (7 Prozent), Energie Baden-Württemberg (6,3 Prozent) und Streubesitz (15,7 Prozent). Die in der EnergieAllianz vereinigten Regionalversorger EVN AG, Wien Energie GmbH, EAG, BEWAG und Linz AG befinden sich jeweils mehrheitlich im Eigentum von kommunalen oder regionalen Gebietskörperschaften.