Dezember 2002 |
021204 |
ENERGIE-CHRONIK |
Der RWE-Konzern wandte sich am 16. Dezember 2002 gegen Berichte über schwere Gewinneinbrüche und interne Machtkämpfe. Aufgrund einer "unverantwortlichen Weitergabe von vertraulichen Planungszahlen" hätten diese Berichte die geschäftliche Situation von RWE "in negativer und insgesamt unzutreffender Weise dargestellt". Der Vorstand erwarte zwar in der Tat für 2003 ein Nettoergebnis, das "deutlich unter dem Niveau von 2002" liegt Das betriebliche Ergebnis und das EBDITA würden jedoch 2003 mit deutlich zweistelligen Wachstumsraten steigen. (Das EBITDA - Earnings Before Interest, Taxes, Depreciation and Amortization - bringt das operative Ergebnis eines Unternehmens vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen zum Ausdruck.)
Die Gründe für das voraussichtlich wesentlich schlechtere Nettoergebnis seien dem Finanzmarkt bereits bekannt, heißt es in der Vorstandserklärung: Neben konjunkturell bedingten Rückgängen im Geschäftsfeld Umweltdienstleistungen und bei den Heidelberger Druckmaschinen sowie wesentlich geringeren Erträgen aus Unternehmensverkäufen schlügen nun die Finanzierungskosten für Neuerwerbungen wie American Water Works und planmäßige Goodwill-Abschreibungen voll zu Buche.
Der Vorstand widersprach der Ansicht, daß bei den drei großen Neuerwerbungen Thames Water (000907), Transgas (011205) und Innogy (020305) ein erheblicher Wertberichtigungs-Bedarf bestehe. Einschließlich der Akquisition von American Water Works (010905) würden sich die Nettoschulden auf ca. 26 Mrd. Euro erhöhen. Bis zum Jahresende 2003 werde sich dieser Wert jedoch bereits wieder um ca. 2 Mrd. Euro reduzieren.
Zu Gerüchten über Machtkämpfe innerhalb der RWE-Spitze hieß es in einer Verlautbarung des Aufsichtsrats, dieser sehe das Unternehmen weiter auf erfolgreichem Kurs. Zwischen ihm und dem Vorstand gebe es keine Differenzen über die derzeitige und künftige Geschäftspolitik. Auch der Übergang vom derzeitigen Vorstandsvorsitzenden Dietmar Kuhnt auf Harry Roels (020613) verlaufe nach Plan und im vollständigen Einvernehmen. Der Aufsichtsrat werde der Hauptversammlung vorschlagen, Kuhnt als Nachfolger von Alfons Titzrath zum Mitglied dieses Gremiums zu bestellen.
"Der Spiegel" (16.2.) hatte berichtet, das Nettoergebnis werde um rund 40 Prozent einbrechen und damit um etwa 500 Millionen Euro niedriger liegen als 2002. Darauf war der Kurs der RWE-Aktie um knapp fünf Prozent auf 24,55 Euro eingebrochen. Laut "Handelsblatt" (27.11.) will der scheidende Vorstandsvorsitzende Kuhnt noch schnell einen Umbau der RWE-Führung durchsetzen, ehe er sein Amt an Roels abgibt. In anderen Medienberichten wurde Kuhnt nachgesagt, daß er die Nachfolge von Friedel Neuber als Vorsitzender des Aufsichtsrats anstrebe.