August 2002 |
020809 |
ENERGIE-CHRONIK |
Die E.ON Energie AG hat mit Wirkung zum 1. August 2002 die 25,1-prozentige Beteiligung der Bayerischen Landesbank an der Thüga AG erworben. Da sie mit 61,2 Prozent schon bisher Mehrheitsaktionär des Unternehmens war, erhöht sich dadurch ihre Beteiligungsquote auf 86,2 Prozent. Der Kaufpreis wurde nicht genannt. Mit Blick auf den Börsenkurs der Thüga dürfte er mindestens 1,4 Milliarden Euro zuzüglich des üblichen Paketzuschlags betragen.
Die Thüga AG hält für den E.ON-Konzern 130 Minderheitsbeteiligungen an Stadtwerken, die 2,6 Millionen Kunden mit Strom und 3,5 Millionen Kunden mit Erdgas versorgen. Zum Beispiel besitzt sie Beteiligungen in Hannover (940210), in Frankfurt (980708), in Freiburg (980804), im Breisgau (000110) und in Nürnberg ( 000307). Sie will verstärkt auch im europäischen Ausland tätig werden, wobei der Schwerpunkt auf Italien, Polen und Kroatien liegt.
Die Thüga wurde 1867 in Gotha als "Thüringer Gasgesellschaft" gegründet. Sie gehörte seit 1930 mehrheitlich der Preußischen Elektrizitäts AG als Vorläuferin der späteren PreussenElektra, die vor zwei Jahren im E.ON-Konzern aufging (000306).
Die Monopolkommission hatte ihre Ablehnung einer Fusion von E.ON und Ruhrgas unter anderem mit der Beherrschung der Thüga durch E.ON begründet: "Diese Unternehmen werden ihren Gasbedarf vorwiegend bei Ruhrgas decken", hieß es in der Stellungnahme. "Selbst wenn ein gleich günstiges Gasangebot eines Wettbewerbers vorliegt, wird E.ON darauf einwirken, daß das Ruhrgas-Angebot angenommen wird."
Im Vorfeld der beantragten Ministererlaubnis wurde es deshalb auch für möglich gehalten, daß das Bundeswirtschaftsministerium die Genehmigung der Fusion von E.ON und Ruhrgas vom Verkauf der Thüga abhängig macht. Starkes Interesse an einer Übernahme des Unternehmens bekundete die Energie Baden-Württemberg (EnBW), die nach der Übernahme der Gasversorgung Süddeutschland (020601) ein ähnliches Partnerschaftskonzept mit Stadtwerken verfolgt. Die EnBW werde "den Finger heben", falls E.ON sich von der Thüga trennen müsse, sagte der EnBW-Vorstandsvorsitzende Gerhard Goll im März 2002 bei der Bilanzpressekonferenz.
Mit Wirkung zum 1. Juli 2002 hat E.ON Energie von
der BEB Erdgas und Erdöl GmbH (Hannover) 10,1 Prozent der Hein Gas
Hamburger Gaswerke GmbH erworben. Schon vor einem Jahr hatte die E.ON Energie
als eine der Gegenleistungen für den Verkauf ihrer Bewag-Aktien an
die HEW (000801) deren 61,9 Prozent-Anteil
an Hein Gas übernommen (010507), so daß
sich die Beteiligung nunmehr auf 71,95 Prozent erhöht. Die restlichen
Hein-Gas-Aktien befinden sich im Besitz der E.ON-Tochter Thüga. Über
den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart.
Die Degussa AG, die der E.ON-Konzern nicht mehr zu seinem Kerngeschäft zählt und deshalb seit längerem auf der Verkaufsliste hat (020114), wurde im August von der Deutschen Börse aus dem Börsenindex Dax gestrichen. Die Börse begründete dies mit dem nur noch geringen Streubesitz von sieben Prozent, nachdem zahlreiche Degussa-Aktionäre das RAG-Angebot von 38 Euro je Titel angenommen haben. Im Zuge der geplanten Übernahme von Ruhrgas will E.ON die Mehrheit an Degussa der RAG überlassen, die dafür ihre Ruhrgas-Beteiligung abgibt.