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Daß es im Innern der Erde ziemlich heiß sein muß, weiß man schon lange. Beispielsweise merkten es die Bergleute, wenn sie in die Tiefe fuhren und es dort zunehmend wärmer statt kälter wurde. Ein weiterer Hinweis auf unterirdische Hitze waren Vulkanausbrüche oder heiße Quellen. Schon die alten Römer nutzten natürliche Warmwasservorkommen zur Errichtung von Bädern, die sie als "thermae" bezeichneten (von griechisch thermos = warm). Diese römischen Thermen waren sozusagen die ersten geothermischen Anlagen.
Heute nehmen die Wissenschaftler an, daß in der Erdmitte eine Temperatur von rund 5000 Grad Celsius herrscht. Manche halten auch das doppelte für möglich. Genaues weiß man nicht, denn bis zum Erdmittelpunkt in einer Tiefe von 6370 Kilometer ist noch niemand vorgestoßen. Die tiefsten Bohrungen erreichten bisher gerade mal zwölf Kilometer und haben damit die Erdkruste allenfalls angekratzt.
Immerhin weiß man inzwischen, daß die Temperatur in solchen Bohrlöchern um etwa drei Grad Celsius pro hundert Meter ansteigt. In der Regel wird man deshalb in einer Tiefe von einem Kilometer mit Temperaturen zwischen 30 und 60 Grad rechnen dürfen. In drei Kilometer Tiefe sind es schon 80 bis 120 Grad, und in fünf Kilometer Tiefe 130 bis 160 Grad.
Es läge nahe, diese Zunahme der Temperatur allein mit der Annäherung an den flüssig-heißen Erdkern erklären zu wollen. Hauptursache der Wärme ist aber der Zerfall der radioaktiven Elemente Uran und Thorium im Gesteinsmantel der Erdkruste. Diese radioaktiv erzeugte Wärme stellt auch etwa zwei Drittel des Wärmeflusses, der aus dem Innern an die Oberfläche der Erde strömt und dort pro Quadratmeter etwa 0,06 Watt beträgt.
Gegenüber der Sonneneinstrahlung von durchschnittlich 250 Watt pro Quadratmeter beträgt der gesamte Wärmefluß, der vom Innern der Erde zur Oberfläche strömt und dort abgestrahlt wird, nur den Bruchteil eines Promilles. Die Sonneneinstrahlung ist deshalb auch entscheidend für die Temperaturen direkt unter der Erdoberfläche. Sie sorgt beispielsweise dafür, daß Grundwasser über das ganze Jahr eine konstante Temperatur von 7 bis 12 Grad Celsius aufweist. Genau genommen handelt es sich bei dem Temperaturniveau, das man auf den ersten paar Metern unter der Erdoberfläche vorfindet und mit Hilfe von Wärmepumpen nutzen kann, nicht um "Erdwärme", sondern um gespeicherte Sonnenenergie.
Die eigentliche Geothermie nutzt dagegen jene Temperaturen, die vom
radioaktiven Zerfall im Gestein und vom flüssig-heißen
Erdkern herrühren. Sie muß deshalb wesentlich mehr in die
Tiefe gehen: Nach der bereits erwähnten Faustregel beispielsweise
auf drei Kilometer, um auf Temperaturen im Bereich von 100 Grad Celsius
zu stoßen. Für Heizzwecke würde das reichen. Um aber
mit einer Dampfturbine einen Generator anzutreiben und
Strom zu erzeugen, müßte das Bohrloch doppelt so tief
sein. Solche Tiefbohrungen sind sehr teuer. Außerdem nehmen mit
der
Länge des Bohrgestänges die technischen Probleme zu. Man
bohrt
deshalb nur dort nach Erdwärme, wo aufgrund von geologischen
Besonderheiten
bereits in geringeren Tiefen mit ergiebigen Temperaturen zu rechnen
ist.
Im wesentlichen gibt es die folgenden drei Möglichkeiten,
Erdwärme zu nutzen:
Bei allen hier skizzierten Verfahren ist das heiße Wasser aus der
Tiefe
in der Regel stark mit Salzen belastet. Es muß deshalb in einem
geschlossenen
Kreislauf durch einen Wärmetauscher zirkulieren und in den
Untergrund
zurückgeleitet werden, um die geothermischen Anlagen vor Korrosion
und
Ablagerungen zu schützen bzw. um Umweltbelastungen zu vermeiden
(Man
spricht in diesem Fall von einer "Dublette"). Eine Ausnahme bildet die
Verwendung
für Heilbäder, bei denen der Salzgehalt willkommen sein kann.
Eine
weitere Ausnahme sind manche Aquifere mit Süßwasser, das
nach
der thermischen Nutzung sogar als Trinkwasser dienen kann.