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Natürliche Heißwasser- und Heißdampfquellen wie in
Larderello, die sich einfach und billig erschließen lassen, gibt
es leider nur an wenigen Punkten der Erde. Im Jahre 2000 zählte
man weltweit eine geothermische Kraftwerksleistung von rund 8000
Megawatt. Davon entfielen auf die USA 2300 MW, die Philippinen 1909 MW,
Italien 785 MW, Indonesien 590 MW, Mexiko 755 MW, Japan 547 MMW,
Neuseeland 437 MW und Island 170 MW.
Betrachtet man diese Zahlen im Verhältnis zum Stromverbrauch
des jeweiligen
Landes, so trug die Erdwärme in den USA nur 0,4 Prozent zur
nationalen
Stromerzeugung bei, obwohl dieses Land im internationalen Vergleich
über
die größten Kapazitäten verfügte. Auch in Japan
(0,4
Prozent) und in Italien (1,7 Prozent) hatte die Geothermie nur einen
bescheidenden
Anteil an der Stromerzeugung. Deutlich höher lagen die Anteile in
Mexiko
(3,2 Prozent), Indonesien (5,1 Prozent), Island (14,7 Prozent) und auf
den
Philippinen (21,5 Prozent). Von erheblicher Bedeutung war die
installierte
geothermische Stromleistung ferner für die lateinamerikanischen
Staaten
El Salvador (161 MW/20 Prozent), Nicaragua (70 MW/17,2 Prozent) und
Costa
Rica (142,5 MW/10,2 Prozent).
Seltener Idealfall: Das geothermische Feld von "The Geysers" in Kalifornien liefert Heißdampf, der direkt in die Turbinen eingespeist werden kann. |
Mehr als neunzig Prozent dieser weltweiten geothermischen
Stromproduktion wurden mit Dampfkraftwerken erzielt. Von den
üblichen Dampfkraftwerken, die mit Kohle, Gas oder Öl
befeuert werden, unterschieden sich diese Dampfkraftwerke allerdings
durch die mehr oder weniger umfangreiche Anpassung ihrer Technik an die
jeweiligen Temperaturen der unterirdischen Heißwasser- und
Dampfvorkommen. Grundsätzlich gelten etwa 180 Grad Celsius als
untere Grenze für die Verwendung von (Wasser-)Dampf als
Arbeitsmittel.
In Ausnahmefällen kann Heißdampf aus der Erde direkt die Turbinen des Dampfkraftwerkes antreiben. Solche Ausnahmen sind die Anlagen in Larderello (Italien), "The Geysers" (USA) und Matsukawa (Japan). Aber auch hier sind die Drücke und Temperaturen erheblich niedriger als bei konventionellen Dampfkraftwerken. Man benötigt deshalb spezielle Turbinen, die als Sonderanfertigung teurer als normale Turbinen sind, während der Wirkungsgrad geringer ist.
Die Turbinen geothermischer Dampfkraftwerke müssen auf die niedrigeren Drücke und Temperaturen des Dampfes abgestimmt sein. |
In allen anderen Fällen steht für den Betrieb eines
Dampfkraftwerks der benötigte Heißdampf nicht oder nicht in
ausreichender Menge zur Verfügung. Stattdessen verfügt man
über heißes Wasser mit einer Temperatur von mehr als 100
Grad. Dieses Wasser konnte nicht beim üblichen Siedepunkt
verdampfen, der an der Erdoberfläche vom Luftdruck bestimmt wird,
weil es im Untergrund unter einem höheren Druck steht. Um die
Dampfbildung anzuregen, wird es deshalb zunächst einmal entspannt,
das heißt auf einen niedrigeren Druck gebracht. Der so erzeugte
Dampf wird in einem "Separator" abgeschieden und treibt die
Turbine. Das abgekühlte Wasser wird in den Untergrund
zurückgeleitet. Der Wirkungsgrad verdoppelt sich, wenn man den
Dampf nach Durchströmen der Turbine nicht einfach in die
Atmosphäre entläßt, sondern in einem "Kondensator"
durch Abkühlung verflüssigt. Denn durch die
Verflüssigung des Dampfes entsteht im Kondensator ein Unterdruck.
Je
nach Temperatur des Wassers läßt sich dieser
Entspannungsprozeß ("Flash"-Prozeß) auch zwei- oder dreimal
durchführen, was den Wirkungsgrad
weiter erhöht.
In der Regel reicht die natürliche Dampfbildung nicht aus und wird deshalb durch Entspannung des heißen Wassers verstärkt, wie bei diesem japanischen "Flash"-Kraftwerk. |
Wenn die Temperatur des Wassers nicht ausreicht, um genügend
Dampf
für den Betrieb einer Turbine abscheiden zu können, muß
auf
sogenannte binäre Verfahren zurückgegriffen werden. Dabei
durchläuft
das heiße Wasser einen Wärmetauscher und wird komplett in
den Untergrund
zurückgeführt. Der Wärmetauscher erhitzt einen zweiten
Kreislauf, in dem sich ein spezielles Medium befindet, das bei normalem
Luftdruck
schon weit unter 100 Grad Celsius in den gasförmigen Zustand
übergeht. Beispielsweise
Frigen/Freon (Fluorchlorkohlenwasserstoffe mit Siedepunkten zwischen
50°C
und -40°C) oder Isobutan (Kohlenwasserstoff, Siedepunkt
-11,7°C).
Auf diese Weise können sogar mit Wassertemperaturen unterhalb des
Siedepunktes
noch Gasdrücke erzeugt werden, die für den Betrieb
entsprechend
konstruierter Turbinen ausreichen. Die binären Anlagen lösen
also
das Problem der mangelnden Dampfbildung, indem sie das heiße
Wasser
lediglich dazu verwenden, ein anderes Medium zu verdampfen, das sich
bei
diesem relativ geringen Temperaturniveau besser für die
Energieübertragung
an eine Wärmekraftmaschine eignet.
Die Naturgesetze lassen sich mit diesem technischen Kniff allerdings nicht aufheben. Nach wie vor gilt, daß der Wirkungsgrad von Wärmekraftmaschinen vom Ausgangsniveau der Temperatur und vom nutzbaren Gefälle abhängt. Im Bereich unter hundert Grad Celsius ist da nicht mehr viel herauszuholen. Beispielsweise beträgt der Wirkungsgrad der Stromerzeugung aus 80 Grad heißem Wasser nur ein Prozent. Bei einer Temperatur von 100 Grad kann dagegen bereits mit sieben und bei 140 Grad mit zehn Prozent gerechnet werden. Bei 180 Grad sind es sogar rund 13 Prozent. In diesem Bereich wird aber der Wirkungsgrad binärer Prozesse schon vielfach von normalen Dampfkraftwerken überboten.
In Deutschland kommen für die geothermische Stromerzeugung
ausschließlich
binäre Verfahren in Betracht. Sie werden deshalb im folgenden
ausführlicher
geschildert.