Gegen Kriegsende wurde das "Hakenkreuzbanner" mit der "Neuen Mannheimer Zeitung" zusammengelegt.

Hakenkreuzbanner

(1931 - 1945)

Das Parteiblatt der NSDAP für Baden und Mannheim wurde Anfang 1931 durch den ehemaligen Lehrer, Reichstagsabgeordneten und nationalsozialistischen Ortsgruppenleiter Karl Lenz gegründet. Es bediente sich von Anfang an eines äußerst aggressiven, dem Revolver-Journalismus entlehnten Tones. Zunächst wurde es in einer ehemaligen Schlosserwerkstatt in U 6, 24 redigiert und in Heidelberg gedruckt. Bei der Gründung am 1. Januar 1931 erschien das Blatt zweimal wöchentlich, ab 1. Januar 1932 täglich.

Bis zur Machtergreifung der Nazis dürfte die Auflage des "Hakenkreuzbanners" die niedrigste aller Mannheimer Tageszeitungen gewesen sein. Jedenfalls wurde sie schamhaft verschwiegen. Dann aber kletterte sie rasant in die Höhe. Schon 1934 druckte das "Hakenkreuzbanner" - inzwischen auf der geraubten Rotationsmaschine der "Volksstimme" in R 3 - eine Auflage von 41600 Stück und lieferte monatlich 200 Seiten mehr als die "Neue Mannheimer Zeitung". Es lag damit "hoch über denen der anderen Mannheimer Zeitungen, bei denen sich der Fluch der Unwandelbarkeit auswirkt" (Originalton "Hakenkreuzbanner").

Mit der NSDAP im Rücken konnte das "Hakenkreuzbanner" sämtliche noch verbliebenen Konkurrenten an die Wand drücken, so fügsam sich diese gegenüber den Machthabern zeigen mochten. So kam es 1934 zu einem heftigen Streit mit der "Neuen Mannheimer Zeitung" um die Übernahme der schätzungsweise noch 7000 Abonnenten der ehemaligen "Neuen Badischen Landes-Zeitung" . Die Eigentümer des Konkurrenzblattes hatten bei einer Besprechung im Bezirksamt unter dem Protektorat des nationalsozialistischen "Treuhänders der Arbeit" vereinbart, daß sie etwa ein Drittel der 150 arbeitslos gewordenen ehemaligen Beschäftigten der "Neuen Badischen Landes-Zeitung" übernehmen und dafür die Abonnentenliste erhalten würden. Nun funkte aber das "Hakenkreuzbanner" dazwischen:

"Das gesunde Blut des deutschen Menschen, der gesunde politische Instinkt der Volksgenossen obsiegte gegen den Mammon des jüdischen Verlegerkapitalisten. Es wird auch gegen den Mammon der bürgerlichen Verlegerkapitalisten den Sieg davontragen. Sie werden die Erfahrung machen müssen, daß man mit lumpigen 21000 Mark keinen ehrlichen Leser kaufen kann, der auf Gesinnung hält."

Nach diesem Schuß vor den Bug drehten die Besitzer der "Neuen Mannheimer Zeitung" bei. In einer öffentlich abgegebenen Erklärung zeigten sie sich indigniert darüber, daß das "Hakenkreuzbanner" den Sinn der Verhandlungen im Bezirksamt lediglich in einem "kapitalistischen Schachergeschäft" sehen wollte. Unter diesen Umständen träten sie von ihren Absichten zurück und überließen die Arbeitsbeschaffung dem "Hakenkreuzbanner".

Auch sonst führte das "Hakenkreuzbanner", das inzwischen zur auflagenstärksten Zeitung in Mannheim geworden war, seinen Konkurrenzkampf gern mit herabgelassenem Visier, indem es politische Motive vorschützte, wo es in Wirklichkeit um wirtschaftliche Interessen ging. Eine solche Gelegenheit bot sich zum Beispiel, als im Oktober 1933 die Schreinerinnung bei einer Werbewoche des "deutschen Handwerks" schlechte Möbel vorstellte, die angeblich aus einem jüdischen Warenhaus stammten. Diese Herkunftsangabe war nämlich von der "Neuen Mannheimer Zeitung" ignoriert worden. Stattdessen schrieb das Konkurrenzblatt von "schlechten Möbeln, mit denen sich der Hausherr abzuärgern hatte". Das "Hakenkreuzbanner" ergriff daraufhin sofort die Gelegenheit, um der "Neuen Mannheimer Zeitung" wieder mal politische Unzuverlässigkeit vorzuwerfen.

Gegenüber den anderen, längst "gleichgeschalteten" Blättern gebärdete sich das "Hakenkreuzbanner" wie ein Köter, der Fremde, die inzwischen ins Haus gebeten wurden, noch immer verbellt. Der künstlich aufrechterhaltene "Kampfgeist" sollte wohl auch die inneren Kämpfe überdecken, unter denen die Nazi-Partei gerade in der ersten Zeit nach der Machtergreifung litt. Sie entluden sich in der blutigen "Nacht der langen Messer" des 30. Juni 1934, bei der Hitler den SA-Stabschef Röhm und etliche andere seiner ehemals treuesten Gefolgsleute ermorden ließ. Es fällt auf, daß nach dem "Röhm-Putsch" das Schattenboxen des "Hakenkreuzbanners" gegen die anderen Zeitungen aufhörte.

Zuvor durften sich die SA-Horden nochmals austoben. Nachdem sie mit den aus dem Boykott jüdischer Geschäfte hinlänglich bekannten Methoden die "Neue Badische Landes-Zeitung" in den Ruin getrieben hatten, besetzten die Braunhemden am 18. Mai 1934 das "Neue Mannheimer Volksblatt", um ihm wegen seiner gelegentlich unbotmäßigen Berichterstattung einen Denkzettel zu verpassen. Obwohl die katholische Kirche durchaus mit dem "Dritten Reich" kollaborierte, waren die Standpunkte halt doch etwas unterschiedlich. Das Problem wurde bald darauf gelöst, indem das ehemalige Zentrumsblatt hinter den Kulissen in Besitz der NSDAP überging.

Auch der Chefredakteur der "Neuen Mannheimer Zeitung", Meißner, der sich vor einem Jahr noch für den Brückenschlag zu den Nazis eingesetzt hatte, erntete nach der Machtergreifung nichts als Undank: "Will der Rotarier Meißner nach Kislau?" drohte das "Hakenkreuzbanner" in einem Artikel am 2. Juni 1933 (Kislau war ein Konzentrationslager, in das zahlreiche politische Opfer des Faschismus aus Mannheim und Baden nach der Machtergreifung verbracht wurden).

In der ersten Zeit nach der Machtergreifung kujonierte das "Hakenkreuzbanner" seine Konkurrenten bis zu deren Selbstverleugnung. So wachte es wie ein Schießhund darüber, ob auch sämtliche NSDAP-Parolen, einschließlich der Losung "Abonniert das Hakenkreuzbanner!" bei den anderen Zeitungen abgedruckt wurden. Als dies von der "Neuen Mannheimer Zeitung" verweigert wurde - "niemand kann uns zumuten, für eine Konkurrenzzeitung Reklame zu machen" - sah das amtliche Parteiblatt darin wieder mal den Beweis für die politische Unzuverlässigkeit seines wichtigsten Konkurrenten.

Die "Neue Mannheimer Zeitung" veröffentlichte aus diesem Anlaß am 17. Oktober 1933 eine "Klarstellung in eigener Sache", in der sie an das "Hakenkreuzbanner" appellierte, die gemeinsame politische Sache über das kleinliche Geschäftsinteresse zu stellen. Die Besitzer der Zeitung äußerten darin ihre Überzeugung, "daß es jetzt darauf ankommt, nicht länger mehr rückwärts zu blicken, sondern nur noch vorwärts. Die Zeiten sind mehr als je zuvor viel zu ernst, als daß sich Deutsche mit Deutschen noch länger befehden dürften. Unser deutsches Vaterland gleicht jetzt wieder mal einer belagerten Festung. Daß darin Burgfrieden herrscht, ist eine Lebensnotwendigkeit für uns alle. Die nationale Regierung braucht jetzt alle guten Deutschen."

Mitte 1939 erreichte die Auflage des "Hakenkreuzbanners" über 60000 Exemplare. Dagegen druckte die "Neue Mannheimer Zeitung" täglich nur 23000 und das "Mannheimer Neue Tageblatt" nur 15000 Exemplare. Die zweimal täglich erscheinende Zeitung firmierte als "das nationalsozialistische Kampfblatt Nordwestbadens". Von der Gesamtauflage wurden 7700 Exemplare in Schwetzingen und 4450 in Weinheim abgesetzt.

Noch immer aber hauste das "Hakenkreuzbanner" in den geraubten Räumen der ehemaligen "Volksstimme" in R 3 und druckte auf einer über 50 Jahre alten Rotationsmaschine, die nur einen Umfang von 32 Seiten erlaubte. Die weitaus auflagenschwächere "Neue Mannheimer Zeitung" saß dagegen nach wie vor in dem prachtvollen Bassermann-Palais am Marktplatz, in erstklassiger Lage, mit erstklassigen Gebäuden und modernsten Maschinen. Zum Beispiel war die Rotationsmaschine der "Neuen Mannheimer Zeitung" gerade 10 Jahre alt und druckte in einem Produktionsablauf doppelt soviele Seiten wie die des "Hakenkreuzbanners".

Nach Meinung der NSDAP war es deshalb an der Zeit, den Besitzstand beider Zeitungen zu vertauschen: Die "Neue Mannheimer Zeitung" sollte in die Räumlichkeiten in R 3, das "Hakenkreuzbanner" ins Bassermann-Palais einziehen. Zudem sollte das amtliche Parteiorgan zur Hälfte an Druckerei und Verlag der "Neuen Mannheimer Zeitung" beteiligt werden. Grundstück und Gebäude gehörten ohnehin nicht den Verlegern der "Neuen Mannheimer Zeitung", sondern waren am 1. Januar 1939 vom Vorbesitzer, dem Huck-Konzern, an die NSDAP abgetreten worden.

Für den Fall, daß sich die Geschäftspartner widerspenstig zeigen sollten, hielt die NSDAP ein Druckmittel bereit: Sie drohte, das "Mannheimer Neue Tageblatt" so stark zu machen, daß die "Neue Mannheimer Zeitung" bald in die roten Zahlen geraten würde.

Es blieb bei der Drohung. Man einigte sich gütlich. Die "Neue Mannheimer Zeitung" rückte die gewünschte Beteiligung an ihrem Betrieb heraus; die Nazi-Partei opferte dafür das "Mannheimer Neue Tageblatt".

Mitte Juli 1939 war der Vertrag perfekt: Das "Mannheimer Neue Tageblatt" stellte ab 1. August sein Erscheinen ein. Seine Leser erhielten fortan die "Neue Mannheimer Zeitung". Im Gegenzug wurde das "Hakenkreuzbanner" mit einem Drittel am Zeitungsbetrieb beteiligt. Jene Teile der Druckerei, die nichts mit der Zeitungsherstellung zu tun hatten (die sogenannte Akzidenz-Druckerei), wurden künftig getrennt geführt und in "Mannheimer Großdruckerei" umbenannt. Das "Hakenkreuzbanner" stellte seine eigene Akzidenzdruckerei ein und wurde dafür zur Hälfte an der "Mannheimer Großdruckerei mbH" beteiligt. Die Rotationsmaschine der "Neuen Mannheimer Zeitung" ging für 180000 Mark in Eigentum des "Hakenkreuzbanner" über; sie verblieb aber am alten Ort und wurde ihren bisherigen Benutzern weiterhin pachtweise überlassen.

Der Gesellschaftervertrag über die "Mannheimer Großdruckerei" war auf zehn Jahre befristet. Er wäre somit im Jahre 1949 ausgelaufen. Spätestens dann hätten "Hakenkreuzbanner" und "Neue Mannheimer Zeitung" ihre Quartiere vertauscht. Das "Tausendjährige Reich" der Nazis endete freilich schon 1945. An die Stelle des "Hakenkreuzbanners", die seinerzeit das Druck- und Verlagsgebäude der sozialdemokratischen "Volksstimme" geraubt hatte, trat als Rechtsnachfolger die SPD. Das führte zu einigen Komplikationen, die im Zusammenhang mit der Geschichte des "Mannheimer Morgen" beschrieben werden.