PresseBLICK-Rezensionen Politik, Zeitgeschehen



Hans-Peter Martin, Harald Schumann

Die Globalisierungsfalle - Der Angriff auf Demokratie und Wohlstand

352 S., DM 38.-, Rowohlt Verlag 1996


Marion Gräfin Dönhoff

Zivilisiert den Kapitalismus - Grenzen der Freiheit

223 S., DM 34.-, Deutsche Verlags-Anstalt 1997


"Je besser das Buch ist, desto weniger Chancen hat es, verkauft zu werden", heißt es in Honoré de Balzacs "Verlorenen Illusionen" - einem Roman, der schon vor über 150 Jahren die unerbittlichen Gesetze des Marktes beschrieb, denen auch Literatur und Journalismus folgen müssen, wenn sie Erfolg haben wollen.

Mit entsprechender Vorsicht sind Bestseller-Listen zu genießen. Schon die Art ihrer Ermittlung ist umstritten. Vor allem wäre es naiv, aus dem Verkaufserfolg eines Buches auf dessen literarische oder wissenschaftliche Qualität schließen zu wollen. Bestseller-Listen sind keine Besten-Listen, sondern ein Marketing-Instrument, um die Ware Buch kalkulierbarer zu machen (schon die Erwähnung auf der Bestseller-Liste treibt die Verkaufszahlen in die Höhe, so daß hinterher oft nicht klar ist, ob die Henne das Ei hervorgebracht hat oder umgekehrt).

Die 100 meistverkauften Bücher des Jahres 1997:Energiepolitische Patentrezepte nicht mehr gefragt

Das gilt auch für die Liste der hundert meistverkauften Bücher, die das Fachmagazin "Buchreport" jede Woche ermittelt: Sie umfaßt jeweils die Spitzenreiter in den Sparten Belletristik und Sachbuch. Die ersten fünfzehn davon bilden die wöchentliche Bestseller-Liste im "Spiegel". Und jeweils zum Jahresende gibt es eine Gesamtübersicht.

Studiert man die neueste Gesamtübersicht für das Jahr 1997, fällt zunächst auf, daß von den hundert meistverkauften Sachbüchern kein einziges mit energiepolitischen Patentrezepten reüssiert hat: Die Zeiten, als ein Franz Alt mit Pamphleten wie "Schilfgras statt Atom" (PB 9/92) oder "Die Sonne schickt uns keine Rechnung" (PB 4/94) auf die Bestseller-Listen vorstoßen konnte, scheinen vorbei zu sein. Man wird dies nicht bedauern. Aber auch eine qualifizierte Diskussion von Energie- und Umweltfragen scheint zur Zeit kein großes Publikum zu interessieren. Erst am Ende der Liste taucht auf dem 89. Platz mit Ulrich von Weizsäckers "Faktor Vier" ein umweltpolitisches Buch auf.

Stattdessen kündet die Liste der Jahres-Bestseller von allgemeiner Verdrossenheit und einem noch größeren Bedarf an Orientierungshilfe: 1994 war es Günter Ogger, der mit seinen "Nieten in Nadelstreifen" den ersten Platz belegte. 1995 folgte Ulrich Wickert mit "Der Ehrliche ist der Dumme" -beides Titel, die von Resignation und Desillusionierung nur so triefen und darauf einstimmen, "warum Bravsein uns nicht weiterbringt" - so der Untertitel jener Anleitung zur Boshaftigkeit unter dem Motto "Gute Mädchen kommen in den Himmel, böse überall hin", mit der Ute Ehrhardt sowohl 1996 als auch in diesem Jahr den ersten Platz belegte.

Bemerkenswert auch, wie der unverwüstliche Dale Carnegie schon seit 1994 mit "Sorge nicht, lebe!" den zweiten Platz auf der Jahres-Bestsellerliste behauptet. Es handelt sich um eine jener seichten Lebenshilfen, die das Evangelium des "positiven Denkens" verkünden.

Ähnlichen Erfolg hatte in der letzten Zeit bei der Belletristik Jostein Gaarder mit "Sofies Welt", einem Pseudo-Kinderbuch für Erwachsene, denen es eine leicht verständliche Einführung in die Welt der Philosophie verspricht. Die Philosophie-Fibel war 1994 und 1995 der absolute Renner in der Sparte Belletristik und behauptete noch 1996 den zweiten Platz. Im zurückliegenden Jahr findet man sie auf Platz neun - neben der Marktsättigung vielleicht auch eine Folge zunehmender Kritik, die "Doofies Welt" als Symptom einer allgemeinen Infantilisierung wertet.

Die Seelenlage der Deutschen am Ende des Jahres 1997 scheint demnach eine Mischung aus Desillusionierung, fröhlichem Zynismus, diffusen metaphysischen Bedürfnissen und krampfhaft "positivem Denken" zu sein. Über die Gründe braucht man nicht lange zu rätseln: Die Arbeitslosenzahl nähert sich inzwischen fünf Millionen. Die steigende Abgabenlast verringert auch das Nettoeinkommen derjenigen, die noch Arbeit haben. Daß der Aktien-Index neuen Rekorden zustrebt, macht die Stimmung nicht unbedingt besser. Das Ansehen von Managern und Politikern ist in den Keller gesunken: Den "Nieten in Nadelstreifen" traut man gerade noch zu, unverdient hohe Einkommen zu kassieren und erfolgreich Steuern zu hinterziehen. Die Parteien scheinen blind für notwendige gesellschaftspolitische Korrekturen zu sein. Sie wirken selbstsüchtig, ratlos und handlungsunfähig.Wenn die Repräsentanten von Wirtschaft und Politik dann auch noch den weiteren Abbau von Sozialleistungen oder Zurückhaltung bei Lohnforderungen verlangen, weckt das bei vielen Bürgern unweigerlich den Verdacht, daß hier wieder mal der Ehrliche der Dumme ist und Bravsein einen nicht weiterbringt...

Kapitalismus-Kritik hat wieder Konjunktur

Und so findet man auf der Bestseller-Liste plötzlich wieder ein Genre, das seit etlichen Jahren als ausgestorben gelten konnte, nämlich die Kapitalismus-Kritik: Die beiden "Spiegel"-Redakteure Martin und Schumann warnen nun schon im zweiten Jahr mit großem Erfolg vor dem "Angriff auf Demokratie und Wohlstand" und sind mit ihrer "Globalisierungsfalle" auf den zehnten Platz der Jahres-Bestsellerliste vorgerückt. Dicht daneben eroberte Marion Gräfin Dönhoff mit ihrem Appell "Zivilisiert den Kapitalismus" auf Anhieb den 13. Platz. Auch Viviane Forresters "Terror der Ökonomie" (PB 8/97) schaffte 1997 immer wieder den Sprung unter die ersten fünfzehn. Da die deutsche Übersetzung dieses französischen Bestsellers erst im August herauskam, taucht er in der Jahres-Bestsellerliste aber nur an 34. Stelle auf.

Im Unterschied zu dem eher belletristisch wirkenden Kassandra-Ruf von Viviane Forrester nähern sich die beiden deutschen Bestseller dem Gegenstand ihrer Kritik mit dem notwendigen Instrumentarium des wirtschaftlichen und politischen Sachverstands. Ihre Abrechnung ist deshalb aber nicht weniger unerbittlich. In der Quintessenz laufen beide Bücher darauf hinaus, daß der Kapitalismus nun - da ihm sein jahrzehntelanger Widerpart in Gestalt des Kommunismus abhanden gekommen ist - vor sich selbst geschützt werden müsse. Vor allem müsse er vor den Zauberlehrlingen geschützt werden, die unter der Flagge des "Neoliberalismus" den alten Manchester-Kapitalismus wiederbeleben wollten. Sonst drohe ein ungezügelter Kapitalismus erneut jenen Sprengstoff anzuhäufen, der in der Vergangenheit zu erbitterten sozialen Konflikten, weltweiter Polarisierung und verheerenden Kriegen geführt habe.

Warnung vor der Einfünftel-Gesellschaft

Besonders beklemmend wirkt die Zukunft, wie sie die beiden Journalisten Martin und Schumann ausmalen: Die neoliberale Marschrichtung führt für sie "geradewegs in die vormoderne Zeit". Es gehe längst nicht mehr um die Zwei-Drittel-Gesellschaft. Die künftige Verteilung von Wohlstand und gesellschaftlicher Stellung folge vielmehr der Formel 20:80. Es ziehe eine Einfünftelgesellschaft herauf, welche die vier Fünftel ihrer ausgeschlossenen Mitglieder mit "Tittytainment" ruhigstellt - ein Begriff, den der ehemalige US-Sicherheitsberater Zbigniew Brzezinski aus "entertainment" und "tits" gebildet habe und praktisch nichts anderes als das "panem et circenses" bedeute, mit dem schon die römische Aristokratie den Pöbel bei der Stange zu halten versuchte.

Die Bundesbürger seien derzeit einer "Kakophonie aus Verzichtsforderungen" ausgesetzt. Dabei würde so getan, als ob alle Opfer bringen müßten. In Wirklichkeit würden die Reformer aber den ungeschriebenen Gesellschaftsvertrag kündigen, der die soziale Ungleichheit durch Umverteilung von oben nach unten in Grenzen hielt. Im Zeichen der Globalisierung habe das Modell des europäischen Wohlfahrtsstaates ausgedient. Wenn Börsenkurse und Konzerngewinne mit zweistelligen Raten steigen, während Löhne und Gehälter sinken, brauche niemand mehr besondere ökonomische Kenntnisse, um zu begreifen, was sich da abspiele: "113 Jahre nach dem Tod von Karl Marx steuert der Kapitalismus wieder in jene Richtung, die der revolutionäre Ökonom für seine Zeit so trefflich beschrieb."

Damit einher gehe der Aufstieg des Neoliberalismus als wirtschaftspolitischer Heilslehre. Nach dem Zusammenbruch der kommunistischen Diktaturen erscheine den neoliberalen Ideologen die massenhafte Anteilnahme der Arbeitnehmer an der allgemeinen Wertschöpfung plötzlich nur noch als ein Zugeständnis im Kalten Krieg, das der kommunistischen Agitation die Basis entziehen sollte. Doch der "Turbo-Kapitalismus", dessen weltweite Durchsetzung jetzt unaufhaltsam scheine, zerstöre letztlich mit dem funktionsfähigen Staat und demokratischer Stabilität die Grundlagen seiner eigenen Existenz. Die vornehmste Aufgabe demokratischer Politiker an der Schwelle zum nächsten Jahrhundert werde deshalb "die Instandsetzung des Staates und die Wiederherstellung des Primats der Politik über die Wirtschaft sein". Andernfalls werde die dramatisch schnelle Verschmelzung der Menschheit durch Technik und Handel schon bald ins Gegenteil umschlagen und zum "globalen Kurzschluß" führen.

Soweit einige Kernsätze aus dem einleitenden Kapitel. Sie klingen recht plakativ, hängen aber nicht in der Luft. Sie bilden vielmehr das vorweggenommene Resümee der nachfolgenden Kapitel, in denen die Autoren in journalistischer Manier zur Sache kommen und an zahlreichen konkreten Beispielen aufzeigen, wo ihrer Ansicht nach der Hund begraben liegt und welche Brisanz ein weltweiter Finanzmarkt entwickeln kann, der sich völlig von der Sphäre der realen Wertschöpfung entkoppelt zu haben scheint.

Beispielsweise lenken sie die Aufmerksamkeit auf den unermeßlichen Schaden, den die sogenannten "Off-shore-Finanzplätze" von der Karibik über Liechtenstein und Zypern bis Luxemburg anrichten. Die Rettungsaktion des Internationalen Währungsfonds zugunsten Mexikos gilt ihnen als Muster dafür, wie die neoliberale Ideologie in der Praxis darauf hinausläuft, daß man die Spekulanten saniert und die Verluste sozialisiert. Sehr anschaulich schildern sie auch, welche Folgen die Aufgabe des Währungssystems von Bretton Woods hatte oder wie Spekulanten einen Angriff auf das englische Pfund starteten, der faktisch zum Zusammenbruch des Europäischen Währungssystems führte. Die Paradigma-Wende von Keynes zu Hayek wird ebenso analysiert wie der Aufstieg von Populisten, Demagogen und irrationalen Heilslehren, die auf ihre Weise aus dem entfesselten "Turbo-Kapitalismus" Kapital zu schlagen versuchen.

Große Erwartungen an die Europäische Union

Zum Schluß ihres Buches präsentieren die Autoren "zehn Ideen gegen die 20:80-Gesellschaft". An erster Stelle fordern sie eine Stärkung der Europäischen Union und speziell die Herbeiführung der Europäischen Währungsunion. Der einzig wichtige Machtfaktor in der globalisierten Ökonomie sei Größe. Nur eine starke europäische Zentralgewalt könne deshalb in der Lage sein, nach innen wie nach außen den notwenigen staatlichen Druck auszuüben, um eine sozialverträgliche Gestaltung des kapitalistischen Systems zu erreichen. So sei es erforderlich, die EU-Gesetzgebung auf die Besteuerung auszudehnen und eine Umsatzsteuer auf den Devisenhandel einzuführen. Im Welthandel müßten soziale und ökologische Mindeststandards durchgesetzt werden, um den Raubbau an Menschen und Ressourcen zu unterbinden. Weiterhin plädieren sie für eine europaweite ökologische Steuerreform, für eine erhöhte Mehrwertsteuer auf Luxusgüter und für die Europäisierung der Gewerkschaftsbewegung. Als letzten Punkt ihres Katalogs fordern sie schließlich den Stopp der Deregulierung bei Kommunikationsdienstleistungen und Energieversorgung, solange nicht sichergestellt sei, daß wenigstens annähernd soviel Arbeitsplätze neu geschaffen werden, wie durch die Liberalisierung verlorengehen.

Das wird man in Kreisen der betroffenen Branchen sicher anders sehen. Einen gewissen Respekt scheint die Arbeit der beiden Autoren aber auch führenden Vertretern der Wirtschaft abzunötigen. Das Buch sei "interessant und zum Teil hinreißend wie ein Pamphlet geschrieben", zitiert die Verlagswerbung den langjährigen Präsidenten des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), Tyll Necker. Die Grundthesen teile er allerdings nicht. Ihm komme das Buch wie die "Ausrufung einer Gegenreformation" vor.

Liberale Standpauke für den Neoliberalismus

In den Reihen dieser Gegenreformation stände dann auch Marion Gräfin Dönhoff. Die bald 90jährige Herausgeberin der liberalen Wochenzeitung "Die Zeit" hat ähnliche Gedanken sogar wesentlich früher zu Papier gebracht. Ihr Buch stellt sich nämlich bei näherer Betrachtung als eine Sammlung von Aufsätzen heraus, die bereits in den Jahren 1989 bis 1996 erschienen sind. Manchmal blickt man ein bißchen ungläubig auf die angegebenen Jahreszahlen. So aktuell wirken die Beiträge, und so scheinbar nahtlos fügen sie sich aneinander. Das einigende Band aller Artikel bildet die Überlegung, daß jede Gesellschaft ohne einen ethischen Minimalkonsens zerbröseln muß. Ohne dieses Mindestmaß an Bindungen, Spielregeln, Tradition und ethischen Normen werde "unser Gemeinwesen genauso zusammenbrechen wie vor kurzem das sozialistische System", prophezeit Frau Dönhoff.

Niemand könne bestreiten, daß das Marktsystem in seiner Effizienz von keinem anderen Wirtschaftssytem übertroffen werde. Wenn der Markt aber kritiklos idealisiert werde und keine ethischen Grenzen mehr kenne, entarte das Ganze zum catch-as-catch-can. Der Egoismus mache dann vor nichts mehr halt, unterminiere durch zunehmende Brutalität und Korruption die sittliche Grundlage der Gemeinschaft und münde letzten Endes in den "Ruf nach dem starken Mann" bzw. in den Totalitarismus.

Die neoliberale Vorstellung vom Menschen als "homo oeconomicus", der streng rational seinen Vorteil kalkuliert und seinen Nutzen präzis maximiert, ist für Frau Dönhoff ebenso inhuman wie "der totale Positivismus, der sich nur mit der Oberfläche der Dinge beschäftigt". Der Mensch könne nicht auf Dauer ohne Metaphysik und transzendentale Bindungen leben. Sie möchte jedenfalls nicht in einer "Raffgesellschaft" leben, in der das Einkommen das Maß aller Dinge bildet.

Bei ihrer Standpauke für die radikalen Verfechter der Marktwirtschaft vermeidet Frau Dönhoff die gängigen Begriffe "Neoliberalismus" bzw. "neoliberal", als wolle sie damit zum Ausdruck bringen, wie entfernt deren Ansichten von dem sind, was sie unter Liberalismus versteht. Sie benutzt stattdessen Umschreibungen wie: "Heute ist man damit beschäftigt, das Ideal der Marktwirtschaft auf den Kaminsims der Nation zu stellen, dorthin, wo bisher im Osten die Götzen Marx und Lenin standen." Oder sie verweist darauf, daß schon Adam Smith als Stammvater des Liberalismus seine Theorie keineswegs "so simpel positivistisch" gemeint habe, sondern ethische Bindungen für ganz selbstverständlich gehalten habe.

Aber was ist Liberalismus eigentlich? - Sicher kein freiheitliches Credo, das irgendwo im luftleeren Raum der edlen Absichten schwebt. Auch Frau Dönhoff sieht sehr wohl ein, daß jeder Liberalismus ohne handfest-materielle Wurzeln im freien Spiel der wirtschaftlichen Kräfte eine Schimäre bleiben muß. Im Unterschied zu den Apologeten einer ungebremsten Marktwirtschaft sieht sie im freien Spiel der Marktkräfte aber keinen Endzweck und kein Patentrezept. Der ökonomische Liberalismus erfüllt in ihren Augen eher eine dienende Rolle, die dem höheren Ziel der geistig-politischen Freiheit untergeordnet bleiben muß. Wenn er diesem Ziel nicht genügt, muß er an seine gesellschaftliche Verantwortung erinnert werden.

Liberalismus als Geisteshaltung, wie sie ihn versteht, ist nicht an irgendeine Partei gebunden. In ihm stecke "immer auch ein Element des Kontradiktorischen", schreibt sie, weil alles Geistige nur im Widerspruch existiere und sich die Wahrheit nur durch den Widerspruch finden lasse. Ein ganz wichtiger Grundsatz für den echten Liberalen sei ferner, daß es ihm in der Politik weniger auf die hehren Ziele ankomme - hehre Ziele habe schließlich jeder - als auf die Mittel und Methoden, die zur Erreichung dieses Ziels dienen sollen.

Die zunehmende Brutalisierung unserer Gesellschaft und das Umsichgreifen der Korruption sind zwei besonders hervorstechende Punkte, die es Frau Dönhoff notwendig erscheinen lassen, den Kapitalismus zu "zivilisieren". Ihr Unbehagen an der Borniertheit einer rein marktwirtschaftlichen Sichtweise verwandelt sich mitunter in heiligen Zorn über den Krämergeist, der im Tempel des Liberalismus seine kleinkarierten Geschäfte betreibt. In ihrer Kritik schwingt auch viel Preußisch-Protestantisches im besten Sinne mit. Das enorme Echo zeigt, daß sie dem deutschen Publikum damit in ähnlicher Weise aus dem Herzen spricht wie dies Viviane Forrester mit ihrem Kassandra-Ruf in Frankreich gelungen ist.

(PB 12/97/*leu)