September 1994 |
940916 |
ENERGIE-CHRONIK |
Die seit über drei Jahren andauernde Diskussion um einen möglichen Zusammenhang zwischen dem Kernkraftwerk Krümmel und einem erhöhten Leukämie-Risiko in dessen Umgebung ist erneut aufgeflammt. Den Anlaß liefert eine statistische Studie, die der Leiter des Bremer Instituts für Präventionsforschung und Sozialmedizin, Eberhard Greiser, im Auftrag der schleswig-holsteinischen Landesregierung angefertigt hat. Danach besteht für Männer und Frauen bis zu 65 Jahren im Umkreis von fünf Kilometern um das Kernkraftwerk ein um 78 Prozent erhöhtes Risiko bei allen Leukämiearten. Ähnliche oder größere Abweichungen vom Mittelwert werden in der Studie aber auch in kraftwerksfernen Gemeinden festgestellt. Greiser verweist darauf, daß sich aus der Studie kein Zusammenhang zwischen der Häufigkeit von Leukämie und dem Betrieb des Kernkraftwerks ableiten lasse (SZ, 10.9.; Welt, 13.9.; Spiegel, 12.9.; siehe auch 930615).
Die Landesregierung in Hannover bereite
eine Bundesratsinitiative zur Verringerung der Grenzwerte für
zulässige Ableitungen aus Kernkraftwerken vor, erklärte
dazu ein Sprecher des niedersächsischen Sozialministeriums.
Schleswig-Holstein habe bereits seine Unterstützung zugesagt.
Die Landesregierung fühle sich durch die Studie Greisers
in ihrer Interpretation einer epidemiologischen Untersuchung bestätigt,
die Jörg Michaelis über die Häufigkeit von Krebsarten
bei Kindern durchgeführt hat. Anders als Michaelis selbst
sieht die Landesregierung durch diese Studie ihren Verdacht gegen
Kernkraftwerke bestätigt (DPA, 9.9.; siehe auch
930520).