Januar 1994 |
940108 |
ENERGIE-CHRONIK |
Mehr als 1500 Mitarbeiter schleswig-holsteinischer Kernkraftwerke demonstrierten am 26.1. vor dem Energieministerium in Kiel für die Wiederinbetriebnahme der beiden Kernkraftwerke Brunsbüttel und Krümmel und protestierten gegen die Verzögerungstaktik der Landesregierung. Sie verlangten vor allem die zügige Reparatur des seit 17 Monaten stilliegenden Kraftwerks Brunsbüttel. Sie verwiesen darauf, daß in Baden-Württemberg und Bayern bei gleichen technischen Problemen die Reparaturen an den Kraftwerken Philippsburg und Isar I in wenigen Monaten erledigt waren. Energieminister Claus Möller (SPD) bekundete Verständnis für die Sorge der Demonstranten um ihre Arbeitsplätze, doch müsse Sicherheit vor Wirtschaftlichkeit gehen. Er warf den Hamburgischen Electricitätswerken (HEW) vor, die Reparaturarbeiten in Brunsbüttel verzögert zu haben, indem sie von herstellungs- statt betriebsbedingten Rissen ausgegangen seien (DPA, 26.1.; siehe auch 931009 u. 931010).
Die HEW machen ihrerseits die Kieler Landesregierung für die Verzögerung bei den Reparaturarbeiten verantwortlich. "Die Ausstiegspolitik der Landesregierung ist nicht nur verheerend für die HEW, sondern auch eine Katastrophe für den von Rezession angeschlagenen Wirtschaftsstandort Norddeutschland", sagte HEW-Vorstandsmitglied Manfred Timm gegenüber der Frankfurter Allgemeinen (26.1.). Wegen der Stillstände in Brunsbüttel und Krümmel müßten die HEW in erheblichem Umfang Strom zukaufen, was bisher bereits etwa 140 Millionen Mark an Mehrkosten verursacht habe. Das Unternehmen könne diese Belastungen nur durch Auflösung von Rückstellungen auffangen.
Wegen der Belastungen durch die Stillstände
in Brunsbüttel und Krümmel vergeben die HEW weniger
Revisions- und Instandhaltungsarbeiten an Fremdunternehmen. Verschiedene
Handwerks- und Dienstleistungsbetriebe haben deshalb bereits Personal
entlassen oder Kurzarbeit eingeführt (FAZ, 26.1.).