Februar 1992 |
920214 |
ENERGIE-CHRONIK |
Die Kohlendioxid-Konzentration der Atmosphäre, die für den "Treibhaus-Effekt" verantwortlich gemacht wird, erhöht sich alljährlich um ein halbes Prozent. Dies geht aus einem umfassenden Bericht der UN-Umweltbehörde (UNEP) hervor, der am 2.2. in Nairobi veröffentlicht wurde. Danach sind die durchschnittlichen Temperaturen auf der Erde um 0,3 bis 0,6 Grad höher als zu Anfang des Jahrhunderts (FR, 3.2.; siehe auch 920113).
Bei einer weiteren CO2-Zunahme um etwa zwei Prozent jährlich ist in den nächsten hundert Jahren ein Temperaturanstieg um etwa drei Grad zu erwarten. Dies erklärte Prof. Klaus Hasselmann, Direktor des Max-Planck-Instituts für Meteorologie in Hamburg, aufgrund entsprechender Berechnungen des Deutschen Klimarechenzentrums. Der drohende Temperaturanstieg sei nur noch mit "drakonischen Maßnahmen" zur weltweiten Verringerung des CO2-Ausstoßes zu verhindern (dpa, 19.2.).
Der Treibhauseffekt werde auch "dramatische Auswirkungen" auf die Landwirtschaft haben, warnte der Vorsitzende der Enquête-Kommission des Bundestags "Schutz der Erdatmosphäre", Klaus Lippold (CDU), zum Abschluß einer zweitägigen Anhörung der Kommission mit in- und ausländischen Wissenschaftlern am 18.2. in Bonn (FR, 19.2.; SZ, 19.2.).
Sieben weltweit führende Stromerzeuger entwickeln derzeit ein Konzept zur Reduzierung der Luftverschmutzung und des CO2-Ausstoßes von Kohle- und Ölkraftwerken in solchen Ländern, in denen bislang am wenigsten für die Luftreinhaltung getan worden ist. Gedacht ist zum Beispiel an Kraftwerke in China, deren Wirkungsgrad um ein Drittel unter dem der hiesigen Anlagen liegt und die über keinerlei Reinigungsanlagen für Rauchgase verfügen. Wie der Vorstandsvorsitzende der RWE AG, Friedhelm Gieske, gegenüber der Welt am Sonntag (2.2.) erläuterte, könnten Investitionen von zwei Milliarden Mark in neue chinesische Kraftwerke der Umwelt vier- bis fünfmal soviele CO2-Abgase ersparen, als wenn dieselbe Summe für weitere Verbesserungen des Wirkungsgrades deutscher Kraftwerke verwendet würde. Zu der internationalen Arbeitsgruppe gehören außer RWE die französische Electricité de France (EdF), die kanadischen Unternehmen Hydro Quebec und Ontario Hydro, die japanischen Stromversorger Tokyo Electric Power Co. und Kansai Electric Power Co. sowie die italienische Ente Nazionale per líEnergia Elletrica (ENEL).
Wie Die Welt (4.2.) berichtete, ist man
auch "im Töpfer-Ministerium schon vor einiger Zeit auf
die Idee verfallen, Großkraftwerke in der Dritten Welt -
etwa in China - , die gar nicht oder nur sehr rudimentär
mit Filter- und anderen Abgasreinigungsanlagen ausgestattet sind,
auf den neuesten Stand der Rauchgassäuberung zu bringen oder
sie durch neue Kraftwerke zu ersetzen. Die Einsparungen, die man
dort erzielt, sollen dann auf die zugesagte mindestens 25prozentige
CO2-Verminderung der Bundesrepublik angerechnet werden -
wenn auch nicht voll."