Januar 2025

250106

ENERGIE-CHRONIK


Gasverbrauch der EU sank in den letzten fünf Jahren um 20 Prozent


Während die EU-Stromerzeugung mit Gas seit 2019 kontinuierlich zurückging, erlebte die Kohle durch die Energiekrise der Jahre 2021/22 einen zeitweiligen Aufschwung. Das lag vor allem an der Reaktivierung von Kohlekraftwerken in Deutschland, um die zeitweilig extrem verteuerte Stromerzeugung mit Gas so weit wie möglich zu ersetzen.

Trotz eines leichten Anstiegs der Stromnachfrage ging in der EU die Stromerzeugung aus Gas seit 2019 kontinuierlich zurück. Zusammen mit einem weiteren Rückgang bei der Kohleverstromung führte dies dazu, dass die Gesamtemissionen des Stromsektors im Jahr 2024 weniger als die Hälfte ihres Höchstwerts von 2007 betragen werden. Insgesamt sank der Gasverbrauch in den EU-Staaten in den letzten fünf Jahren um zwanzig Prozent, wobei ein Drittel des Rückgangs auf die Stromerzeugung entfiel. Diese und andere Feststellungen enthält der "Europäische Elektrizitätsbericht 2025", den die global aktive Denkfabrik Ember (früher Sandbag) am 23. Januar veröffentlichte.

Fossile Energieträger sind nur noch mit 29 Prozent an der EU-Stromerzeugung beteiligt

Die gesamte Stromerzeugung der EU lag 2024 bei 2742 Terawattstunden (TWh), wovon der größte Teil auf die Erneuerbaren mit 1300 TWh entfiel (47,4 %), gefolgt von fossilen Energieträgern mit 793 TWh (28,9 %) und Kernenergie mit 649 TWh (23,7 %). Die ergiebigste regenerative Stromquelle waren Windkraftanlagen mit 477 TWh (17,4 %), gefolgt von Wasserkraft mit 362 TWh (13,2 %), Photovoltaik mit 304 TWh (11,1 %), Biomasse mit 150 TWh (5,5 %) sowie Geothermie, Gezeiten- und Wellenenergie mit 7 TWh (0,3 %) Bei den fossilen Energieträgern erbrachte Gas mit 430 TWh (15,7) den größten Beitrag, gefolgt von Kohle mit 269 TWh (9,8 %) und anderen fossilen Brennstoffen wie vor allem Öl mit 94 TWh (3,4 %). Da der gesamte Stromverbrauch der EU-Staaten nur 2725 TWh betrug, ergab sich ein Exportüberschuss von 17 TWh oder 0,6 %.

"Wind und Sonne verdrängen die Kohle an den Rand und zwingen Gas in den strukturellen Niedergang"

Die am schnellsten wachsende Energiequelle in der EU war 2024 die Solarenergie. Mit ihrem 11-Prozent-Anteil an der Stromerzeugung überholte sie zum ersten Mal die Kohle. Die Solarenergie wächst in allen EU-Ländern, während die Kohle zunehmend an Bedeutung verliert. In mehr als der Hälfte der EU-Länder gibt es entweder gar keine Kohleenergie oder ihr Anteil am Strommix liegt unter 5 %.


Die Erneuerbaren deckten 2024 mit 1300 Terawattstunden knapp die Hälfte des EU-Stromverbrauchs von 2725 TWh.

"Fossile Brennstoffe verlieren ihren Einfluss auf die Energieversorgung in der EU", resümierte der Leitende Ember-Energieanalyst Chris Rosslowe in seinem Vorwort zu dem Bericht, den seine Organisation zum achten Mal veröffentlichte. "Beim Start des europäischen Green Deals im Jahr 2019 hätten nur wenige gedacht, dass die Energiewende in der EU dort stehen könnte, wo sie heute ist: Wind und Sonne verdrängen die Kohle an den Rand und zwingen Gas in den strukturellen Niedergang". Obwohl die Energiewende in der EU in den letzten fünf Jahren schneller vorangekommen sei als erwartet, seien weitere Fortschritte aber nicht selbstverständlich. Ihre Umsetzung müsse vor allem bei der Windenergie beschleunigt werden, die mit besonderen Herausforderungen und einer wachsenden Umsetzungslücke zu kämpfen habe.

Ember hält neun Maßnahmen für besonders vordringlich

Da die globalen Märkte immer wettbewerbsintensiver werden, empfiehlt Ember der EU, die neun folgende Maßnahmen vorrangig auf die Agenda des Jahres 2025 setzen:

• Der Fahrplan zur Beendigung der russischen Energieimporte und der Vorschlag für das Klimaziel 2040 sollten den entscheidenden Beitrag der Windkraft deutlich machen;

• Die europäische Windindustrie sollte weiterhin unterstützt werden, auch durch grenzüberschreitende Investitionen;

• Reformen der Genehmigungsverfahren für erneuerbare Energien müssen nach bereits etablierten Beispielen umgesetzt werden;

• Auktionen für erneuerbare Energien müssen rechtzeitig und mit verbesserten Designs durchgeführt werden, um das notwendige Tempo beim Ausbau der Windenergie zu gewährleisten;

• Die nationalen Regierungen müssen räumliche Energiepläne fertigstellen und übermäßig restriktive Mindestabstandsregeln für Windparks aufheben;

• Der Aktionsplan zur Elektrifizierung sollte eine intelligente Elektrifizierung ermöglichen, die den Verbrauchern hilft, ihre Rechnungen zu senken, und die Wirtschaftlichkeit von erneuerbaren Energien verbessert;

• Bestehende Strommarktregeln müssen umgesetzt werden, um den Marktzugang zu verbessern und Hindernisse für den beschleunigten Einsatz sauberer Flexibilität zu beseitigen, wobei der Schwerpunkt auf Batteriespeicherung und nachfrageseitiger Flexibilität liegen sollte;

• Der bestehende politische Rahmen für das Stromnetz, einschließlich vorausschauender Investitionen in das Stromnetz, sollte unverzüglich umgesetzt werden, idealerweise durch eine spezielle Task Force;

• Es sollte auf EU-Ebene eine zentrale Anlaufstelle für Netze in Betracht gezogen werden, um den Zugang zu Finanzmitteln für Netzinvestitionen zu vereinfachen und eine vorteilhafte regionale Vernetzung zu ermöglichen.

Links (intern)

frühere Berichte von Ember bzw. Sandbag:

Link (extern, ohne Gewähr)