September 2024

240904

ENERGIE-CHRONIK


Wasserstoff soll klimaneutral aus Abfällen erzeugt werden

Der kommunale Versorger "RheinEnergie" will sich an einer Anlage zur klimaneutralen Erzeugung von Wasserstoff aus Abfällen beteiligen, die von der Green Hydrogen Technology GmbH (GHT) errichtet wird. Wie die Tochter der Stadtwerke Köln am 13. September mitteilte, wird die Anlage ab Oktober auf dem Gelände des baden-württembergischen Recycling-Unternehmens ETG in Ebersbach errichtet und im kommenden Jahr in Betrieb gehen. Sie könne dann pro Jahr 100 Tonnen klimaneutralen Wasserstoff aus biogenen Reststoffen erzeugen. Dieser werde von der ebenfalls beteiligten hylane GmbH abgenommen, die eine Flotte von Wasserstoff-Lkw betreibt. Ihre eigene Rolle bei dem Gemeinschaftsunternehmen sieht die RheinEnergie darin, "Kunden den einfachen Zugang zu den Wasserstoffanlagen als Contracting-Lösung zu ermöglichen". Zudem könne sie auch den Betrieb solcher Anlagen übernehmen.

"Eine völlig neue Wasserstoff-Industrie, die nachhaltig, profitabel und global skalierbar ist"

Wie es in der Pressemitteilung weiter hieß, will die Green Hydrogen Technology GmbH mit ihren Partnern in den nächsten fünf Jahren mindestens fünf weitere solcher Anlagen errichten, die dann jährlich über 2.000 Tonnen Wasserstoff erzeugen können. "Damit legt GHT den Grundstein für eine völlig neue Wasserstoff-Industrie, die nachhaltig, profitabel und global skalierbar ist. Allein in Deutschland warten mehr als 1.000 Recycling- und Entsorgungsbetriebe auf innovative Lösungen, um Abfälle nicht nur nachhaltig zu entsorgen, sondern gleichzeitig profitabel weiter zu verwerten." Zur Deckung der anfallenden Kosten werde die GHT "zeitnah eine zweite Finanzierungsrunde starten".

Kunststoff- und Holzabfälle oder Klärschlamm dienen als Ausgangsstoffe

Wie der Internetseite der Firma zu entnehmen ist, basiert die GHT-Technologie auf einem neuen, patentierten Verfahren. Dabei werden Kunststoff- oder Biomasseabfälle in Synthesegas umgewandelt, indem diese in einem Heißgas vergast werden. Das Heißgas entsteht bei der Verbrennung von prozesseigenem Synthesegas, Biomasse oder ausgekoppelter Prozesswärme. Die Produktionsanlage lasse sich so an die verfügbaren Ressourcen des Betreibers anpassen. Mit ihrer dezentralen Ausrichtung erfordere die Technologie keine aufwendige Infrastruktur und vermeide hohe Transportkosten. Als Ausgangsstoffe könnten Kunststoffabfälle, Holzabfälle oder Klärschlamm dienen.

Produktionskosten sollen wesentlich günstiger sein als bei der Elektrolyse

Die RheinEnergie beschreibt das Verfahren so: "Herzstück der Anlage ist ein sogenannter Flugstromreaktor, der nicht-recycelbare Kunststoffabfälle oder andere Materialien bei bis zu 1.600 Grad Celsius in ein Synthesegas umwandelt. Aus diesem wird direkt flüssiges CO2 als Kreislaufprodukt und Wasserstoff in Brennstoffzellenqualität gewonnen." Mit Produktionskosten von bis zu 1,50 Euro pro Kilogramm Wasserstoff sei das Verfahren wesentlich kostengünstiger als die sonst übliche Elektrolyse, bei der bis zu acht Euro pro Kilogramm fällig würden.

Vorerst gibt es nur eine Pilotanlage

Bisher verfügt das Start-up-Unternehmen GHT allerdings nur über eine Pilotanlage in Österreich, die seit 2022 in einem Technologiepark bei Leoben getestet wird. Wie die "Südwest-Presse" am 9. Februar berichtete, wird diese Anlage nun auf das Gelände des Recycling-Unternehmens ETG in Ebersbach bei Göppingen verlagert. Sie sei rund 13 Meter hoch und zehn Meter lang. Ihre Entwicklung habe bisher fünf Millionen Euro gekostet. Die in Augsburg angesiedelte GHT bestehe derzeit aus fünf Ingenieuren und dem Geschäftsführer Robert Nave.

 

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