August 2024 |
240803 |
ENERGIE-CHRONIK |
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Der Ausbau der Photovoltaik in Deutschland liegt derzeit über dem von der Bundesregierung angestrebten Wachstumspfad. Mit knapp 91 Gigawatt an installierter Nennleistung übertraf er schon Ende Juli das in § 4 des Erneuerbare-Energien-Gesetzes für das gesamte Jahr 2024 festgelegte Ziel von 88 Gigawatt. Das aktuelle Zubau-Tempo müsste aber trotzdem noch schneller werden, um das Ausbauziel von 215 Gigawatt im Jahr 2030 zu erreichen. Dies ergibt sich aus dem "Ampel-Monitor Energiewende", den das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) Mitte August in seinem Wochenbericht 33/2024 veröffentlichte (PDF).
Seit 2017 werden PV-Anlagen ab einer bestimmten Leistungsgrenze nicht mehr mit festen Einspeisungsvergütungen gefördert, sondern über individuelle Prämien, die im Zuge von Ausschreibungen gegen entsprechende Gebote vergeben werden (160702, 170207). Ab 2021 wurden außerdem getrennte Ausschreibungen für Anlagen auf Freiflächen und solche auf (oder an) Gebäuden eingeführt (200905). Seit der Verabschiedung des "Solarpakets" (240402) gilt die Verpflichtung zur Teilnahme an Ausschreibungen für beide PV-Segmente wieder einheitlich ab 1000 Kilowatt, nachdem die Leistungsgrenze für Dachanlagen zeitweilig auf 750 Kilowatt abgesenkt worden war.
Wie aus der Studie hervorgeht, haben die Gebäudeanlagen an der installierten Gesamtleistung einen über die Jahre weitgehend stabilen Anteil von rund 70 Prozent. Rund die Hälfte der Leistung entfällt dabei auf Anlagen, deren Leistung kleiner als 25 Kilowatt ist – also auf typische Anlagen, wie sie sich Eigenheimbesitzer aufs Dach setzen, um den Strom gegen eine feste Vergütung ins Netz einzuspeisen oder ihn selbst zu verbrauchen.
Dagegen fallen die neuerdings stark nachgefragten "Balkonkraftwerke" (230803) kaum ins Gewicht. Deren Anteil an der solaren Stromerzeugung beträgt bisher nur gut ein halbes Prozent, obwohl bisher insgesamt etwa 600.000 Module mit eine durchschnittlichen Leistung von 800 Watt installiert wurden. Immerhin ergab sich daraus aber bis Juli 2024 ein Anteil am PV-Zubau von knapp drei Prozent.
Der Anteil der PV-Anlagen auf Freiflächen liegt seit Jahren bei rund 30 Prozent
der installierten Gesamtleistung und erreichte auch in diesem Jahr bis Mitte
Juli erst 35 Prozent. Der Zubau in diesem Bereich kommt hauptsächlich über Ausschreibungen
zustande, gefolgt von ungeförderten Anlagen, während feste Einspeisungsvergütungen
nur eine geringe Rolle spielen. Da die Nachfrage fast immer das zur Verfügung
stehende Ausschreibungsvolumen überstiegen hat (240208)
und die drei letzten Auktionen besonders stark überzeichnet wurden (240510),
sieht die Studie hier "noch Potenzial, den Zubau über den derzeit geplanten
Wachstumspfad hinaus voranzutreiben". Sie empfiehlt deshalb der Bundesregierung
eine nochmalige Erhöhung der Ausschreibungsmengen in diesem Segment. Dies könnte
auch dazu beitragen, die Ausbaukosten geringer zu halten, da Freiflächen- im
Vergleich zu Aufdachanlagen günstiger sind.
Vor allem bei der Wasserstoffektrolyse gibt es eine Riesenlücke Quelle: Energy Tracker
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Der "Ampel-Monitor Energiewende" ist ein vom Bundesforschungsministerium
gefördertes Projekt, mit dem das DIW regelmäßig die Energiewende-Ziele der Bundesregierung
mit den tatsächlich erreichten Fortschritten vergleicht (siehe Grafik).
Während der Ausbau der Photovoltaik aktuell bei rund 42 Prozent des Leistungsziels
für 2030 liegt, sind es bei der Windkraft an Land bereits rund 54 Prozent. Allerdings
ist die Ausbaudynamik bei der Windkraft viel schwächer. Zuletzt blieb sie deutlich
hinter ihrem Zielpfad zurück. Bei der Windkraft auf See sind bisher nur 30 Prozent
erreicht und große Zuwächse nicht vor Ende des Jahrzehnts zu erwarten. Der Ausbau
der Wärmepumpen steht ebenfalls bei gut 30 Prozent. Bei anderen Schlüsseltechnologien
der Sektorenkopplung ist der Weg zur Zielerreichung noch deutlich weiter. So
liegt die Anzahl der öffentlich zugänglichen Ladepunkte für Elektrofahrzeuge
erst bei rund zwölf Prozent des Ziels, bei den Elektro-Pkw sind es nur zehn
Prozent. Die Elektrolyse zur Erzeugung von grünem Wasserstoff steht sogar noch
ganz am Anfang: Hier ist erst rund ein Prozent des Ziels erreicht.