August 2021

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ENERGIE-CHRONIK


 


Als diese schwimmende Solaranlage vor zwei Jahren auf einem Baggersee bei Renchen in Betrieb ging, war sie mit einer Nennleistung von 0,75 Megawatt vermutlich die größte ihrer Art in Deutschland. Inzwischen gibt es Pläne für ein Projekt mit 21 MWp, das ab 2023 auf einer gefluteten Braunkohlegrube bei Cottbus entstehen soll. Zuvor wird aber auf einem Stausee in Indonesien eine Anlage in Betrieb genommen, deren installierte Leistung mit 145 MWp noch siebenmal größer ist – und ihrerseits von einem weiteren Projekt in Indonesien um das 15fache übertroffen wird, das bis 2024 fertig sein soll.

PV-Anlagen können auch Wasserflächen nutzen

Die im Geschäftsbereich Wind- und Solarstrom tätige BayWa r.e. gab am 19. Juli die Eröffnung von zwei großen Solarparks in den Niederlanden bekannt, deren Module auf Baggerseen schwimmen. Der 41,1-MWp-Park Sellingen und der 29,8-MWp-Park Uivermeertjes sind damit weltweit die beiden größten Anlagen dieser Art – allerdings "außerhalb Asiens", wie die BayWa-Tochter vorsichtshalber einschränkte, denn am 3. August wurde in Indonesien der Bau einer noch wesentlich größeren Anlage mit 145 MWp bekanntgegeben, die bis Ende 2022 fertig sein soll und auf dem Cirata-Stausee eine Flache von rund 200 Hektar bedecken wird. Ein noch 15mal größeres Projekt ist auf der vor Singapur gelegenen Insel Batam geplant.

Der Stadtstaat Singapur installierte 5 MWp in einer Meerenge

Die Nutzung von Wasserflächen ist vor allem dann eine Alternative, wenn es an anderen Flächen für photovoltaische Stromerzeugung mangelt. Unter Umständen kommen dafür sogar relativ ruhige Küstengewässer in Frage. So wurde im Stadtstaat Singapur Anfang Juli in der ihn umgebenden Meerenge von Johor ein schwimmender Solarpark in Betrieb genommen, der aus 13.312 Solarmodulen besteht und mit seiner Leistung von 5 MWp jährlich bis zu sechs Gigawattstunden erzeugt. Mit einer Fläche von fünf Hektar ist er ungefähr so groß wie fünf Fußballfelder. Der Eigentümer Sunseap betreibt außerdem Solarmodule mit168 MWp auf mehr als 1500 Gebäuden in Singapur, Solarparks mit 170 MWp in Vietnam sowie weitere PV-Anlagen in anderen Nachbarländern.

Das weltweit größte "Solarfloß" soll 2200 MWp haben und bis 2024 fertig sein

Am 21. Juli unterzeichneten Sunseap und eine andere Investorengruppe die Absichtserklärung für den Bau einer schwimmenden Photovoltaikanlage und eines Energiespeichersystems auf einem Stausee auf der indonesischen Insel Batam, die südlich von Singapur liegt. Sie wird sich über eine Fläche von rund 1600 Hektar erstrecken und eine Kapazität von 2200 MWp haben, womit sie das absolut größte "Solarfloß" der Welt wäre. Mit einer Speicherkapazität von mehr als 4000 Megawattstunden kann sie rund um die Uhr Solarstrom liefern. Ein Teil davon wird von der Industrie auf Batam verbraucht, während der Rest über ein Unterwasserkabel in das etwa 50 km entfernte Singapur exportiert wird. Der Baubeginn ist für 2022 vorgesehen, die Fertigstellung für 2024 geplant.

Relativ konstante Wassertemperatur erhöht den Wirkungsgrad

In Deutschland hat die EnBW-Tochter Erdgas Südwest im Juli 2019 auf dem Baggersee Renchen bei Achern (Ortenaukreis) die bis dahin größte schwimmende Photovoltaikanlage in Betrieb genommen. Sie bedeckt mit 2300 Solarmodulen zwei Prozent der Seefläche. Mit ihrer Nennleistung von 750 Kilowatt erzeugte sie im ersten Betriebsjahr 860.000 Kilowattstunden. Das waren rund 60.000 kWh mehr als erwartet, weil die relativ konstante Temperatur des Wassers – im Sommer kühler als die Umgebung, im Winter wärmer – sich positiv auf den Wirkungsgrad der Solarmodule auswirkt. Hinzu gibt es auf dem Wasser keine benachbarten Gebäude, die den Ertrag durch Verschattung schmälern können. Drei Viertel des erzeugten Stroms flossen in die Eigenversorgung des energieintensiven Kieswerks, das in dem künstlichen See mineralische Rohstoffe ausgebaggert und vor Ort aufbereitet. Den überschüssigen Strom vermarktete die EnBW. Nach diesen positiven Erfahrungen errichtet die Erdgas Südwest derzeit zwei weitere Anlagen auf einem Baggersee bei Leimersheim mit einer Gesamtleistung von 1,5 Megawatt.

Über eine ähnliche Kapazität verfügt die schwimmende PV-Anlage, die im Juli 2020 von der 7c Solarparken AG in der Nähe von Salzwedel (Sachsen-Anhalt) in Betrieb genommen wurde. Sie nutzt den Wasserspeicher des lokalen Abwasserverbands für eine installierte Leistung von 729 kWp. Die überdurchschnittlichen Kühlbedingungen sorgen auch hier für eine höhere Stromproduktion als an Land.

LEAG will Braunkohlegrube für "innovatives Leuchtturmprojekt" nutzen

Das vorläufig größte Projekt dieser Art in Deutschland hat die zum EPH-Konzern gehörende LEAG am 10. Juni angekündigt: Auf dem sogenannten Cottbuser Ostsee, der durch die Flutung einer Braunkohlegrube entsteht, will sie in Zusammenarbeit mit dem konzerneigenen Projektentwickler EP New Energies (EPNE) eine 18 Hektar große schwimmenden Solaranlage mit 21 MWp installieren. Damit wäre eine Jahreserzeugung von rund 20 Gigawattstunden möglich. Die Anlage soll mit größtmöglichem Abstand zu allen touristisch genutzten Seeufern an einer seichten Stelle der einstigen Braunkohlegrube in etwa zwei Meter Wassertiefe am Seeboden verankert werden. Nach Erteilung der noch ausstehenden Baugenehmigung könnte 2023 die Errichtung und Inbetriebnahme erfolgen. Laut LEAG würde damit "der größte Bergbaufolgesee Deutschlands ein innovatives Leuchtturmprojekt mit überregionaler Strahlkraft in einer sich wandelnden Energieregion werden".

RWE sieht auch für schwimmende Offshore-Windparks großes Potential

Bei Offshore-Windparks wird unterdessen ebenfalls überlegt, ob sie nicht auch in größerem Umfang schwimmend vor den Küsten errichtet werden könnten. Weltweit sind bisher an sieben Standorten im Pazifik, im Atlantik und in der Nordsee derartige Einzelanlagen oder kleinere Parks mit bis zu sechs Anlagen in Betrieb. Wie die RWE Renewables GmbH am 23. August mitteilte, unterzeichnete sie mit der Kansai Electric Power ein Abkommen, um zusammen die Realisierung eines schwimmenden Offshore-Windparks "im Großformat" vor der Küste Japans zu untersuchen. Die RWE-Tochter sieht schon jetzt ein "großes Potential bei Floating Offshore weltweit, vor allem in Ländern mit tiefen Küstengewässern, wie Japan".

 

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