August 2018

180809

ENERGIE-CHRONIK


 


Auch bei der neuen Kompaktleitung haben die Masten den üblichen Abstand. Die Leiterseile hängen aber nicht so stark durch, weil sie alle zwanzig Meter durch Tragseile stabilisiert werden. Die Masten können deshalb niedriger sein. Auf dem Foto sind mehrere der quadratischen Abstandshalter mit Tragseilen (oben) und Leiterseilen (darunter) zu sehen. An der Traverse des Mastes im Hintergrund hängen links und rechts jeweils drei Leitungsbündel für die drei Phasen eines Drehstrom-Systems. Mehr als zwei Systeme sind bei dieser Bauform nicht möglich.
Foto: 50Hertz

Neuartige Kompaktbauweise reduziert Höhe und Breite von Höchstspannungsleitungen

Der ostdeutsche Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz nahm am 23. August eine Höchstspannungsleitung in Betrieb, die durch ihre neuartige Bauweise die Höhe und Breite solcher 380-Kilovolt-Leitungen verringert. Die Leitung verbindet das Umspannwerk Jessen-Nord (Sachsen-Anhalt) mit der zwei Kilometer entfernten Höchstspannungsleitung von Ragow nach Flörstedt. Mit einer Trassenbreite von 55 Metern und einer Masthöhe von 32 Metern nimmt sie deutlich weniger Raum in Anspruch als die üblicherweise verwendeten Masten vom Typ "Donau", die eine Trassenbreite von 72 Metern benötigen und mindestens 52 Meter hoch sind. Die Leitungen fallen dadurch in der Landschaft weniger auf. Außerdem wird es möglich, die noch vielfach vorhandenen 220-Kilovolt-Leitungen des Transportnetzes auf 380/400 Kilovolt umzurüsten, ohne die alten Trassen verbreitern zu müssen.

Durchhang und Masthöhe werden stark reduziert

Konventionelle Höchstspannungsleitungen weisen einen großen Durchhang zwischen zwei Masten auf. Da der tiefste Punkt des Durchhangs einen bestimmten Mindestabstand vom jeweiligen Gelände einhalten muss, sind die Masten sehr hoch und beeinträchtigen das Landschaftsbild erheblich. Die übliche Abstände von rund 400 Metern zwischen zwei Masten führen so zu einer Masthöhe von etwa 55 bis 60 Metern. Außerdem haben stark durchhängende Stromseile je nach Windstärke seitliche Ausschwingungen, die der Schutzstreifen um die Leitung entsprechend berücksichtigen muss. Mitunter kann das "Seiltanzen" sogar zu Stromausfällen führen oder die Abschaltung von Leitungen erforderlich machen ( 051101, 940113)

Auch bei der neuen Kompaktleitung haben die Masten die üblichen Abstände von rund 400 Metern. Es werden aber ein bis zwei Tragseile gespannt, an denen die stromführenden Leiterseile etwa alle 20 Meter aufgehängt werden. Dies verringert den Durchhang um etwa 23 Meter und verhindert ein stärkeres Ausschwingen der Leiterseile. Der Mast kann deshalb niedriger werden und die Trasse schmaler.

Förderung durch das Bundeswirtschaftsministerium

Zunächst muss die "compactLine" im praktischen Betrieb getestet werden, was mindestens ein Jahr dauern dürfte. Das Projekt wurde unter Federführung von 50Hertz seit 2013 von einem Forschungskonsortium entwickelt und seit September 2017 vom Leitungsbauer SPIE realisiert. Weitere Mitglieder des Forschungkonsortiums waren die RWTH Aachen, die RIBE-Gruppe sowie die Forschungsgemeinschaft für elektrische Anlagen und Stromwirtschaft (FGH). Weitere Unterstützung kam von der Bundesanstalt für Materialforschung und vom Hochspannungsisolatoren-Hersteller LAPP Insulator. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie trug einen Teil der Kosten.

 

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