August 2017 |
170807 |
ENERGIE-CHRONIK |
Alpiq verfügt über 2,7 Gigawatt an installierter Wasserkraft. Dazu gehört das Speicherbecken "Grande Dixence", mit dem das Wasser von 35 Gletschern aufgefangen und zwei Kraftwerken mit einer Leistung von insgesamt 680 MW zugeleitet wird. Die 285 Meter hohe Talsperre ist die höchste Gewichtsstaumauer der Welt und das höchste Bauwerk der Schweiz. Foto: Wikipedia/AndiP66
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Der Schweizer Energiekonzern Alpiq verzichtet auf den Teilverkauf seiner Wasserkraftwerke, den er vor eineinhalb Jahren angekündigt hat. Wie er am 28. August anläßlich der Vorlage seines Halbjahresberichts für das Jahr 2017 mitteilte, liegt dies an der "Zurückhaltung potenzieller Investoren" sowie an der "jüngsten politischen Diskussion über regulatorische Sofortmaßnahmen". Klarer gesagt: Es gab niemanden, der soviel bezahlen wollte, wie Alpiq verlangt hat. Zugleich erhofft sich der Konzern weitere staatliche Maßnahmen zur Stützung der großen Wasserkraft, wie sie bereits das neue Energiegesetz enthält, das am 21. Mai in einer Volksabstimmung gebilligt wurde und ab 2018 in Kraft tritt (170509).
Am 7. März 2016 hatte der Konzern angekündigt, in- und ausländischen Investoren eine Beteiligung von bis zu 49 Prozent an seinen 13 Speicher- und fünf Laufwasserkraftwerken anzubieten. Auf diese Weise könne er seine Abhängigkeit von den Großhandelspreisen begrenzen und seine Nettoverschuldung weiter reduzieren. In der Tat liegen die Erzeugungskosten der Wasserkraftwerke derzeit über den Preisen für Importstrom. Die Schweiz bezog deshalb 2016 erstmals mehr Strom aus dem Ausland als sie exportierte. Aber aus eben diesem Grund ist es für Investoren derzeit überhaupt nicht attraktiv, sich an Schweizer Wasserkraftwerken zu beteiligen. Es spricht deshalb einiges für die Vermutung, daß Alpiq mit der Verkaufsankündigung vor allem Druck auf Regierung und Parlament ausüben wollte.
In ihrem "Aktionärsbrief" zum Halbjahresbericht 2017 hauen die Vorstandsvorsitzende Jasmin Staiblin und der Verwaltungsratspräsident Jens Alder weiter in diese Kerbe. Sie betonen, daß es allein an der Stromerzeugung aus Wasserkraft und Kernenergie liege, wenn der Gesamtkonzern im ersten Halbjahr einen Fehlbetrag von 109 Millionen Franken verbuchte. Sie beklagen die "asymmetrische Regulierung" des Schweizer Strommarktes, in dem die Alpiq als reine Stromproduzentin nach den Regeln des liberalisierten Marktes agiere. Hingegen schütze die Regulierung "rund 700 Verteilnetzbetreiber mit gebundenen Endkunden im Monopol". Soweit diese Verteilnetzbetreiber auch über eine eigene Stromerzeugung verfügten, könnten sie "nicht nur die defizitäre Wasserkraft kostendeckend und inklusive garantierter Gewinnmarge im Monopol absetzen, sondern dazu noch regulatorisch abgesicherte Einnahmen aus dem Netz generieren".
"Die Politik muß sich daher entscheiden", heißt es weiter. "Entweder gehen alle Stromproduzenten zurück in geschützte Märkte oder der Markt wird umgehend für alle geöffnet." Die beiden Alpiq-Chefs haben aber auch noch einen Vorschlag zur Güte anzubieten: "Alpiq erwartet von der Politik, daß diese Asymmetrie, solange sie existiert, zumindest mit Sofortmaßnahmen für die Wasserkraft überbrückt wird."