Februar 2017

170210

ENERGIE-CHRONIK


 

 

Ein Vergleich der Jahresabschlüsse beider Verbands-Verlagsunternehmen zeigt, daß der VDE-Verlag von 2007 bis 2015 einen stabilen Bilanzgewinn zwischen 2,4 und fast vier Millionen Euro auswies, während die EW Medien und Kongresse insgesamt nur ein schwach positives Ergebnis erwirtschaftete.

VDE übernimmt Mehrheit am Hausverlag der Energiewirtschaft

Die VDE Verlag GmbH hat die Mehrheit an der EW Medien und Kongresse GmbH erworben. Der "Verband der Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik" (VDE) übernimmt damit den früheren Hausverlag der deutschen Stromwirtschaft. Der Kaufvertrag wurde bereits im Dezember 2016 unterzeichnet, aber erst am 13. Februar bekanntgegeben. Über den Kaufpreis sei Stillschweigen vereinbart worden, hieß es in einer gemeinsamen Pressemitteilung der beiden Unternehmen.


Mit Ausnahme des BDEW (37,46 Prozent) haben alle bisherigen Gesellschafter ihre Anteile an der EW Medien und Kongresse GmbH dem VDE-Verlag verkauft. Dieser erlangt dadurch mit 62,54 Prozent die Mehrheit am ehemaligen Hausverlag der deutschen Elektrizitätswirtschaft.

Die Beteiligung der Energiebranche am Stammkapital der EW Medien und Kongresse beschränkt sich fortan auf jene 37,46 Prozent, die schon bisher vom Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) gehalten wurden. Alle anderen Miteigentümer – zuletzt waren das sieben Energieversorger und die Commerzbank – haben ihre Anteile dem VDS-Verlag überlassen, der damit über knapp 63 Prozent verfügt. Das Stammkapital der EW Medien und Kongresse beträgt vorerst unverändert 396.300 Euro (siehe Grafik 2).

Nach der Fusion von VDEW und BGW wurden auch die Verlagstöchter der beiden Verbände verschmolzen

Die EW Medien und Kongresse GmbH entstand aus der 1951 gegründeten Verlags- und Wirtschaftsgesellschaft der Elektrizitätswerke mbH (VWEW), die wie die damals neu gegründete Vereinigung Deutscher Elektrizitätswerke (VDEW) von der deutschen Stromwirtschaft getragen wurde. Nach der im Jahre 2000 erfolgten Übernahme des Energie-Verlags in Heidelberg – eines privaten Unternehmens, das im Dunstkreis von RWE tätig war – wurde aus der VWEW-Verlag GmbH zunächst die VWEW Energieverlag GmbH (000521). Über diese Heidelberger Akquisition kam es außerdem zu einer Kooperation mit der auf Kundenzeitschriften spezialisierten Trurnit-Gruppe.

Im Jahr 2005 sicherte sich der VWEW Energieverlag die Nutzungsrechte an der attraktiven Internet-Adresse www.energie.de, mit der zuvor die Mannheimer MVV Energie ein Energie-Portal betrieben hatte (050809). Ferner kooperierte er seit 2006 mit dem VGE-Verlag in Essen, dem wegen des Niedergangs des deutschen Steinkohlebergbaues ein Großteil der alten Klientel abhanden gekommen war. Seit 2015 existiert der VGE-Verlag nur noch als Marke bzw. sogenanntes Imprint, unter dem die EW Medien und Kongresse Literatur zu Bergbau und Geotechnik anbietet.

Zu ihrem heutigen Namen gelangte die einstige Verlags- und Wirtschaftsgesellschaft der Elektrizitätswerke, nachdem der inzwischen als "Verband der Elektrizitätswirtschaft" firmierende VDEW mit dem Bundesverband der deutschen Gas- und Wasserwirtschaft (BGW) zum Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) fusioniert hatte (070617): Aus der Zusammenlegung der beiden Verbandstöchter VWEW Energieverlag GmbH und BGW Kongress GmbH entstand 2009 die EW Medien und Kongresse GmbH.

VDE-Verlag steht wirtschaftlich besser da als EW Medien und Kongresse

Der 1947 gegründete VDE-Verlag weist als Publikationsplattform des 1893 entstandenen "Verbands Deutscher Elektrotechniker" (VDE) eine ähnliche lange Geschichte auf. Er ist die Fortsetzung des 1928 gegründeten ETZ-Verlags, der das Verbandsblatt "Elektrotechnische Zeitschrift" verlegte. Neben der Veröffentlichung elektrotechnischer Zeitschriften und Bücher sowie von Branchen-Normen übernahm er mit Beginn des Geschäftsjahrs 2014 auch die Durchführung von Seminaren, die bis dahin im Rahmen der Verbandsarbeit stattfanden. Im Vergleich mit der EW Medien und Kongresse, die sich schon wesentlich länger und stärker im Bereich Fortbildung und Tagungen betätigt, spielte dieser Sektor bisher aber keine so große Rolle.

Laut Bundesanzeiger erwirtschaftete die VDE Verlag GmbH 2015 mit durchschnittlich 60 Mitarbeitern einen Umsatz von 41,2 Millionen Euro und erzielte einen Überschuß von 3,5 Millionen Euro (nach knapp vier Millionen im Vorjahr). Dieses Ergebnis kam im wesentlichen durch das Anzeigengeschäft mit Fachzeitschriften, den Buchverlag und den Normenverlag zustande. Aber auch der neu hinzugekommene Seminarbereich entwickelte sich positiv.

Anders sah es bei der EW Medien und Kongresse GmbH aus: Mit durchschnittlich 135 Mitarbeitern erzielte sie 2015 einen Umsatz von 17,8 Millionen Euro. Das Medien- und Kongreßgeschäft entsprach dabei nicht den bereits "nach unten korrigierten Erwartungen" und erbrachte einen Fehlbetrag von 456.785 Millionen Euro (gegenüber 253.563 Euro im Vorjahr). Als Ursache wurden Veränderungen der Kundenstruktur genannt: "Insbesondere Restrukturierungsvorhaben in den großen Energieversorgungsunternehmen führten zu Teilnehmerrückgängen bei den Veranstaltungen, die durch die Nachfrage bei kleinen und mittleren Unternehmen nicht ausgeglichen werden konnten."

Treibende Kraft der Übernahme ist der Geschäftsbereich Fortbildung und Tagungen

Der Hausverlag der Stromwirtschaft bekam demnach die Einsparbemühungen zu spüren, mit denen vor allem große Energieunternehmen die Verluste zu kompensieren versuchen, die sie durch den Verfall der Strompreise und eine verfehlte Investitionspolitik erlitten haben. Bei dem bis 2009 florierenden Geschäft mit Fortbildungsveranstaltungen und Tagungen wirkte sich der Rotstift besonders stark aus, da die Teilnehmer die dabei anfallenden Gebühren und Spesen in aller Regel nicht aus eigener Tasche zahlen, sondern von den Arbeitgebern spendiert bekommen.

Ein Vergleich der Jahresabschlüsse beider Verbands-Verlagsunternehmen zeigt, daß der VDE-Verlag regelmäßig mit weniger Beschäftigten einen signifikant höheren Umsatz und Gewinn erzielte (siehe Grafik 1). Unter diesen Umständen nimmt es nicht wunder, wenn der Fachverlag der Elektrotechniker nun den ähnlich traditionsreichen Verlag der Elektrizitätswirtschaft schluckt. Dies geschieht aber hauptsächlich mit Blick auf das Fortbildungs- und Tagungsgeschäft, mit dessen Wiederaufleben offenbar fest gerechnet wird. "Es besteht Einigkeit darüber, dass die Bedeutung von Kongressen und Tagungen für den Wissensaustausch und als Kommunikationsmöglichkeit für Experten weiter zunehmen wird", heißt es in der gemeinsamen Pressemitteilung. Das jeweilige verlegerische Stammgeschäft spielt dagegen eine nachrangige Rolle: "Mit der Übernahme der Mehrheit von EW Medien und Kongresse bauen wir unsere Position im Wachstumsmarkt der Fachmedien und Kongresse aus und ergänzen unser Portfolio in idealer Weise", umriß VDE-Verlagsgeschäftsführer Stefan Schlegel den Hauptzweck des Kaufs.