Februar 2016 |
160206 |
ENERGIE-CHRONIK |
Bei der Vorbereitung des Jahresabschlusses 2015, der nach den internationalen Rechnungslegungsstandards (IAS 36) Werthaltigkeitsprüfungen vorsieht, hat die Energie Baden-Württemberg (EnBW) erneut hohe Abstriche in den Geschäftsbereichen Erzeugung und Handel vorgenommen. Schon im Sommer 2014 hatte sie den Wert ihres Kraftwerksparks um 1,2 Milliarden Euro nach unten korrigiert und 300 Millionen Euro an Rückstellungen für drohende Verluste aus Stromliefergeschäften eingeplant (140613). Nun schrumpft der Buchwert des Kraftwerksparks um weitere 700 Millionen Euro. Außerdem müssen erneut Rückstellungen für drohende Verluste aus Stromlieferverträgen in Höhe von 250 Millionen Euro berücksichtigt werden. Insgesamt wird so das Geschäftsjahr 2015 mit negativen "Sondereffekten" von 950 Millionen Euro belastet.
Die EnBW bezieht ihren Strom zum Teil aus Kraftwerken, die nicht zum Konzern gehören. An erster Stelle zählt dazu die 32-Prozent-Beteiligung am Großkraftwerk Mannheim (GKM), das im vergangenen Jahr den neuen Steinkohle-Block 9 in Betrieb nahm (150514). Die vom GKM bezogene Strommenge muß die EnBW zum Selbstkostenpreis plus einem fest vereinbarten Gewinnaufschlag abnehmen. Aufgrund der verschlechterten Marktsituation sind sowohl die EnBW-eigenen Anlagen als auch Beteiligungen wie das GKM nicht mehr so rentabel wie früher. Die daraus resultierenden Wertminderungen werden in der Jahresbilanz des Konzerns als sogenannte Drohverlustrückstellungen berücksichtigt.
EnBW-Finanzvorstand Thomas Kusterer begründete die Wertberichtigungen mit der andauernden negativen Entwicklung der Strompreise. Allein seit Juni 2014 seien die Großhandelspreise um fast 10 Euro auf inzwischen unter 23 Euro gesunken: "Der zuletzt dramatische Verfall der Rohstoffpreise und der daraus resultierende ebenfalls deutliche Rückgang der Großhandelspreise für Strom war so nicht vorhersehbar. Damit steigt der Druck auf die Wirtschaftlichkeit der konventionellen Erzeugung, die für eine sichere Energieversorgung in Deutschland noch längere Zeit unverzichtbar sein wird, weiter an. Wir sehen weder kurzfristig noch mittelfristig Anzeichen für eine Erholung. Deshalb haben wir die Prognosen für die langfristige Ergebnisentwicklung unserer Kraftwerke deutlich reduziert."
Die Anpassungen hätten jedoch keine Auswirkungen auf das operative Ergebnis und auf die Dividendenfähigkeit des Unternehmens für 2015. Trotz der Sonderbelastungen werde die EnBW im Geschäftsjahr 2015 voraussichtlich einen positiven Konzernüberschuß ausweisen können.