Oktober 2015 |
151013 |
ENERGIE-CHRONIK |
Der deutsche Windkraftanlagen-Hersteller Nordex übernimmt von der spanischen Unternehmensgruppe Acciona deren WKA-Geschäft. Er überläßt ihr dafür aber einen Großteil seiner Aktien mitsamt der Möglichkeit, spätestens nach fünf Jahren Mehrheitseigentümer zu werden. Die Börse honorierte die Nachricht mit einem deutlichen Kursanstieg der Nordex-Aktie von 24,96 auf 28,38 Euro.
Mit einem Marktanteil von 8,7 Prozent war Nordex 2014 der viertgrößte Lieferant von landgestützten Windkraftanlagen in Deutschland. |
Die am 4. Oktober bekanntgegebene Vereinbarung sieht vor, daß die Acciona Windpower S.L. zu hundert Prozent in die Nordex eingebracht wird. Als Gegenleistung erhält der Acciona-Konzern eine einmalige Barzahlung sowie eine Beteiligung von 29,9 Prozent an der Nordex SE. Der Anteil der BWM-Erbin Susanne Klatten, die bisher über zwei Beteiligungsgesellschaft 22,8 Prozent der Nordex-Aktien hält, schrumpft auf 5,7 Prozent.
Vorläufig werden die Spanier zwar größter Aktionär des deutschen WKA-Herstellers, bleiben aber knapp unter der Schwelle von dreißig Prozent, ab der sie den anderen Anteilseignern ein öffentliches Übernahmeangebot machen müßten. Zudem verpflichtet sich Acciona für einen Zeitraum von drei Jahren, weder direkt noch indirekt Stimmrechte an Nordex zu erwerben und so die Beteiligung zu erhöhen. Mindestens fünf Jahre lang müssen zwei Drittel der Mitglieder des Aufsichtsrats unabhängig von Acciona sein. Die Nordex SE bleibt weiterhin eine nach deutschem Recht börsennotierte Kapitalgesellschaft mit Sitz in Hamburg.
Nordex erzielte im vergangenen Jahr mit rund 3.000 Mitarbeitern einen Umsatz von 1,74 Milliarden Euro. Die Beteiligung von Acciona erfolgt über 16.100.000 neue Aktien zum Stückwert von 26 Euro, die im Wege einer Kapitalerhöhung aus genehmigtem Kapital unter Ausschluß des Bezugsrechts geschaffen werden. Zu diesen 418,6 Millionen Euro kommt eine Barzahlung von 366,4 Millionen Euro, so daß sich der Gesamtwert der Gegenleistung auf 785 Millionen Euro beläuft. Die Barzahlung sei allerdings noch um den Betrag der Netto-Finanzverbindlichkeiten von Acciona Windpower zu bereinigen, heißt es. Das Vorhaben stehe außerdem unter den üblichen Vorbehalten, zu denen die Kartellfreigabe durch die zuständigen Behörden gehört. Die Transaktion soll im ersten Quartal 2016 abgeschlossen werden.
Sowohl Nordex als auch Acciona Windpower beschränkten sich bisher auf den Bau von landgestützten Windkraftanlagen. Das Hauptgeschäft von Nordex bilden Anlagen für ertragsschwache Standorte. Wie die beiden Unternehmen verlauten ließen, ergänzen sie sich in einer Reihe wichtiger Tätigkeitsfelder sinnvoll: Nordex habe eine starke Marktstellung in Europa, während Acciona Windpower in Nord-und Südamerika sowie in Schwellenländern gut aufgestellt sei. Nordex-Anlagen seien insbesondere "für komplexe Projekte mit hohen technischen Voraussetzungen optimal ausgelegt". Dagegen seien die "robusten und effizienten Anlagen von Acciona Windpower vor allem auf Großprojekte mit einfacheren Umgebungsbedingungen getrimmt".