Juni 2015

150614

ENERGIE-CHRONIK


 

Von insgesamt 35.957 Fahrzeugen mit Elektro- oder Hybridantrieb, die 2014 in Deutschland neu zugelassen wurden, entfiel die Hälfte auf die Marke Toyota. Mit ihrem Erfolgsmodell "Prius" ließen die Japaner die deutschen Platzhirsche VW, BMW, Daimler und Audi weit hinter sich.

"HV-ModAL" soll deutsche Elektroautos endlich in Fahrt bringen

Insgesamt zehn Partner aus der Fahrzeugbranche und der Forschung haben ein Bündnis geschlossen, um die Stellung der deutschen Automobilindustrie bei der Herstellung und beim Absatz von Elektroautos zu stärken. Wie die Infinion Technologies AG am 24. Juni mitteilte, soll das Forschungsprojekt "HV-ModAL" in den nächsten drei Jahren leistungsfähigere Antriebslösungen entwickeln, die sich für eine breite Palette von unterschiedlichen Herstellern eignen. Während heute eine Antriebsleistung von 125 Kilowatt und 150 Kilometer Reichweite üblich seien, strebe das Forschungsprojekt eine Leistung zwischen 50 und 250 Kilowatt sowie "deutlich höhere" Reichweiten an.

Neben Infinion beteiligen sich aus der Industrie die Automobilhersteller BMW und Daimler, der Automobilsystemlieferant Bosch und der Antriebssystementwickler AVL mit seinen Niederlassungen in Stuttgart und Regensburg. Hinzu kommen die Universität Hannover, die Universität der Bundeswehr in München und die RWTH Aachen.

Das Projekt "HV-ModAL" läuft bis zum 31. Dezember 2017 und wird rund 7,5 Millionen Euro kosten, die etwa zur Hälfte das Bundesministerium für Bildung und Forschung bereitstellt. Die Leitung übernimmt die Infinion Technologies, die vor 15 Jahren entstand, als der Siemens-Konzern seine Halbleitersparte abtrennte und verkaufte. Als führender Anbieter von Halbleitern sowie darauf aufbauenden Produkten und Systemlösungen ist Infinion auch stark im Bereich Automotive engagiert.

Ende 2014 lag der Anteil reiner Elektroautos bei 0,03 Prozent

Ob die vom Bundesforschungsministerium gewährte Finanzhilfe die gewünschten Erfolge bringt, wird sich zeigen müssen. Bisher hat die deutsche Automobilindustrie zwar erhebliche staatliche Zuwendungen abgeschöpft (090310, 110507), es aber nicht geschafft, dem Elektroauto zu einem nennenswerten Marktanteil zu verhelfen. Nach Angaben des Kraftfahrtbundesamtes waren Ende 2014 insgesamt 126.702 Elektrofahrzeuge angemeldet, was bei einem Bestand von 62,4 Millionen Fahrzeugen gerade mal 0,2 Prozent entspricht. Dabei handelte es sich zum allergrößten Teil um 107.754 Hybrid-Fahrzeuge, die sowohl mit einem Elektro- als auch mit einem Verbrennungsmotor ausgestattet sind. Lediglich 18.948 Fahrzeuge – das sind 0,03 Prozent des Gesamtbestandes – waren reine Elektroautos.

Das erklärte Ziel von Bundesregierung und Industrie, bis zum Jahr 2020 mindestens eine Million Elektrofahrzeuge auf Deutschlands Straßen zu bringen (100505), wird sich unter diesen Umständen nicht erreichen lassen. Die vor fünf Jahren gegründet "Nationale Plattform Elektromobilität" gleicht eher einer Alibi-Veranstaltung mit geräuschvollem Leerlauf, die sich auf zweitrangige Fördermaßnahmen kapriziert, anstatt das Kernproblem anzugehen, das noch immer die geringe Reichweite und Kostspieligkeit von batteriegespeisten Elektroautos ist. Den Erfolg der Hybrid-Modelle, die das Reichweiten-Problem mit zwei Antriebssystemen lösen (aber nur sehr bedingt als Elektroautos gelten können), hat die deutsche Automobilindustrie ebenfalls verschlafen. Dies zeigt der enorme Vorsprung der japanischen Firma Toyota, die im vergangenen Jahr in Deutschland fast 18.000 Hybrid-Fahrzeuge in Verkehr brachte. Sie räumte damit die Hälfte des gesamten Marktes für Elektro- und Hybridfahrzeuge ab, während die einheimischen Platzhirsche VW, BMW, Daimler und Audi nur Marktanteile zwischen 2,3 und 7,7 Prozent erlangen konnten (siehe Grafik).

 

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