August 2013 |
130807 |
ENERGIE-CHRONIK |
Das größte deutsche Unternehmen der Solarindustrie hat eine Insolvenz knapp vermieden und hofft jetzt auf einen Neuanfang. Wie die SolarWorld AG am 8. August mitteilte, hat an diesem Tag die außerordentliche Hauptversammlung einem radikalen Kapitalschnitt zugestimmt, der den bisherigen Aktionären nur noch fünf Prozent am Grundkapital beläßt. Den Rest übernehmen die Gläubiger, die bereits am 5. bzw. 6. August auf 55 Prozent ihrer Forderungen verzichtet hatten, sofern die Aktionäre dem Restrukturierungskonzept ebenfalls zustimmen würden. Mit dem Abschluß der Restrukturierung wird von November 2013 bis Februar 2014 gerechnet. Der wiedergewählte Aufsichtsratsvorsitzende Claus Recktenwald teilte mit, daß der Vertrag des Vorstandsvorsitzenden Frank Asbeck um weitere fünf Jahre bis zum 9. Januar 2019 verlängert wurde.
Wie die SolarWorld AG bereits am 18. Juni bekanntgab, sieht das Restrukturierungskonzept ferner vor, daß die Qatar Solar Technologies (QST) als Investor 29 Prozent der Aktien übernimmt. Ferner will der Gründer und Vorstandsvorsitzende Frank Asbeck, der schon bisher größter Aktionär des Unternehmens war, 19,5 Prozent der neu ausgegeben Stammaktien der SolarWorld AG erwerben. Da ihm nach dem Kapitalschnitt noch 1,5 Prozent seiner bisher 28 Prozent betragenden Beteiligung verbleiben, würde er somit wieder 21 Prozent erlangen. Die übrigen Altaktionäre besitzen dagegen kein Bezugsrecht für die neuen Aktien. Den Verkaufserlös zugunsten der Gläubiger, der sich aus dem Einstieg dieser beiden Aktionäre insgesamt ergibt, bezifferte SolarWorld mit 46 Millionen Euro. Dem Vernehmen nach wird Asbeck für seinen Zukauf aber nur zehn Millionen Euro bezahlen müssen.
Der neue Investor Qatar Solar Technologies (QST) mit Sitz in Doha ist eine hundertprozentige Tochter der Qatar Foundation for Education, Science and Community Development, die ihrerseits der Emir von Qatar gegründet hat. SolarWorld ist mit 29 Prozent an QST beteiligt.
Die EU-Kommission hat am 2. August der einvernehmlichen Lösung zugestimmt, die Handelskommissar Karel De Gucht im Streit um die Importe von Solarzellen, Modulen und Wafern aus China erzielte. Die chinesischen Hersteller hatten sich verpflichtet, die Gesamtmenge ihrer Ausfuhren in die EU auf jährlich sieben Gigawatt zu beschränken und einen Mindestpreis von 56 Cent je Watt nicht zu unterschreiten (130705). Die am 5. Juni bekanntgegebene Einführung vorläufiger Antidumping-Zölle (130613) wird insoweit zurückgenommen. Die am 8. November 2012 eingeleite Antisubventionsuntersuchung werde jedoch fortgeführt, erklärte De Gucht am 7. August. Auch das Antidumpingverfahren werde "aktiv fortgesetzt, um bis zum Ende dieses Jahres zu endgültigen Feststellungen zu gelangen".