März 2011

110312

ENERGIE-CHRONIK


"Intelligente Zähler sind das nächste E10"

Die Einführung sogenannter intelligenter Zähler, die von der Bundesregierung per Gesetz und Verordnung betrieben wird (090312), ist erstmals auch von einem Stromanbieter als sinnlose "Zwangsbeglückung" und Belastung der Verbraucher charakterisiert worden. Die zu erwartenden Kosten stünden in keinem angemessenen Verhältnis zu den Einsparungen, sagte der Geschäftsführer des Stromanbieters "lekker Energie" (110109), Thomas Mecke, am 10. März bei einem Pressegespräch des Bundesverbands Neuer Energieanbieter und des Bundesverbands Windenergie in Berlin. Schon der Zählereinbau koste rund 100 Euro. Hinzu kämen jährliche Belastungen von rund 40 Euro, während die Einsparmöglichkeiten allenfalls 20 Euro ausmachten. Es stelle eine Bevormundung und Zwangsbeglückung der Verbraucher dar, wenn sie gezwungen würden, nachts um zwei die Waschmaschine anzustellen, weil dann der Strompreis niedriger ist. Mit Blick auf das Fiasko bei der Einführung von Biosprit (110307) meinte Mecke: "Intelligente Zähler sind das nächste E10."

In einem Interview mit der Zeitschrift "Energie & Management" präzisierte Mecke seine Kritik folgendermaßen:

"Das Thema ist nicht markt- oder kundengetrieben und deshalb zweifle ich den Sinn und Zweck einer flächendeckenden Installation dieser Zähler an. Intelligente Netze werden nötig sein, sie haben aber nichts mit Smart Metern zu tun. Die Zähler bringen dem normalen Haushaltskunden wenig. Ein flächendeckender Roll-out würde deshalb die Energielieferung nur unnötig verteuern. Bei Kundensegmenten mit hohen Verbräuchen und spezifischen Anwendungen kann es sinnvoll sein, über Laststeuerung den Verbrauch zu managen. Solange es aber keine wirksamen Anreize auf der Energiebeschaffungsseite oder bei den Netzentgelten gibt, das Verbrauchsverhalten zu ändern, wird Smart Metering ein Nischendasein führen."

Telekom wittert lukratives Geschäft mit der Verbrauchsmessung in Haushalten

Die Deutsche Telekom, die voriges Jahr massiv in das neue Geschäftsfeld "intelligente Zähler" einstieg (100810), möchte dagegen am liebsten in allen Haushalten den Strom- und Gasverbrauch über das Internet erfassen und abrechnen. "Das ist ein wichtiger und lukrativer Markt für uns", erklärte T-Systems-Chef Reinhard Clemens im Gespräch mit dem "Handelsblatt" (20.1.). Derzeit werde die Technologie mit 16 Stadtwerken beispielsweise in Friedrichshafen, Duisburg oder Emden getestet. Die Telekom-Tochter sammele die Verbrauchsdaten und bereite sie für die Stadtwerke auf. "Wir können sogar die komplette Abrechnung machen." T-Systems könne die neuen gesetzlichen Anforderungen besser erfüllen als die Stadtwerke. Clemens dementierte jedoch, daß die Telekom auch In den Verkauf von Strom einsteigen werde.

Der T-System-Chef behauptete ferner, daß man die elektronischen Zähler auch "als Basis für intelligente Stromnetze" brauche, um die unregelmäßige Stromeinspeisung aus alternativen Energiequellen zu steuern. "Ohne Smart Grid riskieren wir Stromausfälle", fügte er hinzu.

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