Dezember 2008 |
081205 |
ENERGIE-CHRONIK |
Der RWE-Konzern hat das bulgarische Angebot zur Beteiligung an einem neuen Kernkraftwerk jetzt offiziell angenommen. Elf Wochen nach der Zuschlagserteilung (081003) unterzeichneten die Kraftwerkstochter RWE Power und Bulgariens nationale Elektrizitätsgesellschaft NEK am 19. Dezember ein Abkommen zur Gründung der gemeinsamen Projektgesellschaft "Belene Power Company AD" (BPC). Das Gemeinschaftsunternehmen soll die Finanzierung des neuen Kernkraftwerks besorgen, das vom russischen Staatsunternehmen Atomstroyexport am Standort Belene errichtet wird. Später soll es den Betrieb der beiden Druckwasserreaktoren vom Typ WWER 1000/466 und die Stromvermarktung übernehmen.
Der bulgarische Staat bzw. die NEK erhält mit 51 Prozent die Mehrheit an dem neuen Kernkraftwerk. RWE Power übernimmt die restlichen 49 Prozent, behält sich aber weiterhin vor, diese Kapitalbeteiligung zur Hälfte an einen dritten Partner abzutreten. Entsprechende Gespräche seien bereits im Gange, teilte RWE am 19. Dezember mit. Vermutlich handelt es sich bei dem Gesprächspartner um den französischen Suez-Konzern und dessen Tochter Electrabel.
Belene wäre das erste Kernkraftwerk, das von Rußland in einem Mitgliedsland der EU errichtet wird. Atomstroyexport hat anscheinend deshalb den Bauauftrag erhalten, weil sich die Russen verpflichteten, die offiziellen Baukosten von rund vier Milliarden Euro mit Kompensationsleistungen zu verrechnen (081103). Die verbleibende Summe von 2,6 Milliarden Euro übersteigt aber noch immer die Mittel des bulgarischen Staates. Sie soll deshalb weitgehend von den privaten Investoren aufgebracht werden, denen Bulgarien dafür den 49-Prozent-Anteil an Belene überläßt. Die beiden Reaktoren haben eine Leistung von jeweils 1000 MW und sollen ab 2014 in Betrieb gehen.