Februar 2008 |
080217 |
ENERGIE-CHRONIK |
Jürgen Kluge (54) soll neuer Präsident des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) werden. Bisher wird der BDEW durch eine Doppelspitze aus den früheren Verbandspräsidenten der beiden Fusionspartner VDEW und BGW vertreten, die diese Aufgabe neben ihrer hauptamtlichen Tätigkeit als Vorstandsvorsitzende von Energieunternehmen wahrnehmen (071015). Kluge soll diesen Posten dagegen hauptamtlich übernehmen. Er war lange Jahre Chef der deutschen Tochter der internationalen Unternehmensberatung McKinsey und gilt als Favorit der vier Konzerne. Formal wird über Kluges Berufung aber erst im Juni auf der Mitgliederversammlung des BDEW entschieden. "Noch wird die Personalie mit Vorsicht behandelt", bemerkte dazu die "Süddeutsche Zeitung" (12.2.). "Bei den großen Stromkonzernen ist die Sorge zu groß, daß die 1800 kleinen und kleinsten Mitgliedsfirmen der Branche ablehnend reagieren, wenn sie einen neuen Verbandschef einfach von den großen vier Konzernen vorgesetzt bekommen."
Wolfgang Clement (67) wird nun wohl endgültig aus der SPD ausgeschlossen. Nachdem der ehemalige Bundeswirtschaftsminister vor den hessischen Landtagswahlen kaum verhüllt zur Wahl der CDU aufgerufen hatte (080115), provozierte er im Februar seine Partei erneut, indem er auf einer Tagung des "Deutschen Atomforums" in Berlin die Revision des Ausstiegs aus der Kernenergie verlangte. Kurz vor den Wahlen in Hamburg warf er außerdem führenden SPD-Politikern vor, mit ihrer Schelte an der Raffgier von Managern "ärgerliches Maulheldentum" zu betreiben.
Werner Müller (61) bekam von der Dortmund Kabarett-Karnevalssitzung Geierabend den "Pannekopp des Jahres" verliehen. Die Auszeichnung besteht aus 25 Kilo rostigem Stahl, die bisher noch keiner der Preisträger angenommen hat. Die Karnevalisten würdigten damit die Erfindung des Kunstnamens "Evonik", unter dem Müller die profitablen Bereiche des RAG-Konzerns zusammenfaßte, um sie an die Börse zu bringen (070907). Zur Begründung hieß es: "Da hat man einen Namen entwickeln lassen, der mal eben gar nichts bedeutet, und ist dabei gleich noch die Erinnerung losgeworden an hunderttausende Kumpels, die unter Tage die Knochen hingehalten haben." – Allerdings wird der von Müller gewünschte Börsengang vorerst nicht stattfinden. Pressseberichten zufolge betreibt die RAG-Stiftung stattdessen mit Vorrang den Verkauf eines Aktienpakets von 25 bis 30 Prozent an einen Großinvestor.
Andreas Renner (48) leitet ab 1. März die Europapolitik der Energie Baden-Württemberg (EnBW). Als Chef-Lobbyist in Brüssel wird er die europäische Gesetzgebung beobachten und direkt an den Vorstandsvorsitzenden Hans-Peter Villis berichten. Der CDU-Politiker hatte 2006 als Sozialminister des Landes Baden-Württemberg zurücktreten müssen. Er war aber vom damaligen EnBW-Vorstandsvorsitzenden Utz Claassen in Gnaden aufgenommen und zum Konzernbevollmächtigten für erneuerbare Energien ernannt worden, obwohl er seinen neuen Chef vor noch nicht allzulanger Zeit als "Rambo unter den deutschen Managern" charakterisiert hatte (060715). Die Zuständigkeit für die erneuerbaren Energien wird er mit dem Wechsel nach Brüssel aufgeben.
Peter Heinacher (51) hat am 15. Februar beim RWE-Konzern die Leitung des neuen Bereichs Energiepolitik übernommen. Er ist damit für die "politische Kommunikation" zuständig, während die allgemeine Kommunikation weiterhin Volker Heck (42) verantwortet. Heinacher soll in seiner neuen Position die Interessen des Konzerns sowohl gegenüber der Bundesregierung als auch gegenüber der EU vertreten. Der ehemalige "Handelsblatt"-Redakteur fungierte bis zum vorigen Jahr als Cheflobbyist der Telekom und verfügt somit über einschlägige Erfahrungen.
Johannes Lambertz (58), bisher bei RWE Power verantwortlich für das Ressort fossile Kraftwerke, wurde am 21. Februar mit sofortiger Wirkung zum CEO berufen. Er folgt in dieser Position Ulrich Jobs (54), der im Vorstand der RWE AG die Aufgabe des COO übernimmt. Einen neuen CEO erhielt auch die RWE Energy AG: Hier wurde Heinz-Werner Ufer (55), bisher CFO der Gesellschaft, zum Nachfolger von Berthold Bonekamp (57) ernannt, der im Vorstand der RWE AG die Position des CSO übernimmt. (Übersetzungshilfe für diejenigen, die kein Globalesisch verstehen und RWE noch immer für ein deutsches Unternehmen halten: CEO = Vorstandsvorsitzender, COO = leitender Geschäftsführer, CFO = Finanzvorstand, CSO = Chefstratege.)