Februar 2008

080202

ENERGIE-CHRONIK


E.ON erwägt Verkauf der Thüga an kommunale Konzerne

Der E.ON-Konzern erwägt den Verkauf seiner Tochter Thüga, unter deren Dach er rund 120 Beteiligungen an lokalen Strom- und Gasversorgern hält (siehe Liste). Wie das "manager-magazin" am 22. Februar berichtete, verhandelt er sogar bereits mit einem Konsortium aus sechs Stadtwerken unter Führung der Mannheimer MVV und der Kölner Rheinenergie. Die beiden Kommunalversorger bestätigten daraufhin am 26. Februar auf einer gemeinsamen Pressekonferenz in Mannheim ihr Interesse am Erwerb der Thüga unter Einbeziehung weiterer Unternehmen aus der Arbeitsgruppe der "8KU" (070408), in der sich die acht größten kommunalen Unternehmen Deutschlands zwecks gemeinsamer Lobbyarbeit zusammengeschlossen haben.

Vorläufig ist die Verkaufsabsicht nicht mehr als ein Versuchsballon, mit dem E.ON vermutlich vor allem die Reaktionen zu testen gedenkt. Es gibt aber durchaus Gründe, weshalb die Thüga, die bislang als Perle unter den E.ON-Beteiligungen und unverzichtbares Standbein im kommunalen Bereich galt, nunmehr mit anderen Augen gesehen wird. Zum einen ist dies die nachlassende Ertragskraft der Stadtwerke, denen die Bundesnetzagentur mit den Netzentgelten die wichtigste Einnahmequelle beschnitten hat und die durch die bevorstehende "Anreizregulierung" noch stärker unter Druck geraten dürften (071103). Zum anderen müssen die Konzerne neuerdings damit rechnen, daß sie zum Verkauf von Stadtwerke-Beteiligungen gezwungen werden, wie dies unlängst der Präsident des Bundeskartellamtes gefordert hat (071203). Ein solcher Zwangsverkauf würde hauptsächlich den E.ON-Konzern treffen, der die meisten und höchsten Minderheitsbeteiligungen an Stadtwerken hält.

MVV und Rheinenergie planen noch engere Verflechtung

Für die Übernahme der Thüga wären nach Schätzungen von Fachleuten mindestens 2,7 Milliarden Euro erforderlich. Das übersteigt mit ziemlicher Sicherheit die finanzielle Leistungsfähigkeit von MVV und Rheinenergie. Schon deshalb werden sie sich mit anderen Stadtwerken zusammentun müssen, falls E.ON tatsächlich zum Verkauf bereit ist - und auch dann wäre es noch möglich, daß ein noch potenterer Interessent wie GDF/Suez zum Zuge kommen könnte oder zumindest den Preis in die Höhe treibt.

MVV und Rheinenergie sind sich aber schon jetzt sicher, daß sie die sich anbahnende Stadtwerke-Krise nicht nur gut überstehen, sondern zu den Nutznießern gehören werden. "Wir werden zu den Konsolidierern der Stadtwerkelandschaft gehören, nicht zu den Konsolidierten", meinte MVV-Chef Rudolf Schulten.

Die beiden Kommunalkonzerne wollen sowohl ihre Zusammenarbeit als auch die kapitalmäßige Verflechtung noch verstärken. "Wir wollen nicht bei 16 Prozent stehenbleiben und nehmen alles, was man kriegen kann", kündigte Rheinenergie-Chef Rolf Schmitz an, dem es erst im Oktober gelungen war, die strategische Beteiligung an der MVV gegen die Bedenken der Kommunalaufsicht durchzusetzen (071009). Für MVV-Chef Rudolf Schulten wäre sogar eine Fusion vorstellbar, obwohl diese momentan nicht zur Diskussion stehe.

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