Dezember 2007 |
071208 |
ENERGIE-CHRONIK |
Die Aufsichtsräte der beiden Strombörsen EEX in Leipzig und Powernext in Paris billigten im Dezember die geplante Verschmelzung der Spot- und Terminmärkte der beiden Strombörsen (071003). Auch in den offiziellen Verlautbarungen war nun die Rede davon, daß der gemeinsame Spotmarkt künftig in Paris angesiedelt und das Termingeschäft einer Gesellschaft mit Sitz in Leipzig übertragen werden soll. Die Abwicklung aller Produkte aus dem Spot- und Terminmarkt, das sogenannte Clearing, werde über die European Commodity Clearing AG (ECC) in Leipzig erfolgen.
Die beiden Hauptaktionäre der EEX, die Terminbörse Eurex und die skandinavische Strombörse Nordpool, haben ihre Zustimmung zu der Zusammenlegung offenbar von Bedingungen abhängig gemacht. Wie es in der Pressemitteilung der EEX vom 12. Dezember hieß, werde nun "eine Grundlage erarbeitet", wie mit den beiden Hauptaktionären "in den Bereichen Spot- und Terminmarkt noch weitergehender kooperiert werden kann". Für die Zusammenarbeit im Spotmarkt liege bereits eine Absichtserklärung vor, die als Grundlage für eine Vertragsabstimmung dienen könne.
Dem Vernehmen nach wird die Spotmarkt-Gesellschaft mit Sitz in Paris jeweils zur Hälfte EEX und Powernext gehören. An der Termintochter wird Powernext dagegen nur mit 15 Prozent beteiligt sein. Ende 2010 sollen die Anteilsverhältnisse überprüft werden. Der Allianz sollen weitere Strombörsen beitreten können. Die belgische Belpex hat bereits eine Absichtserklärung unterzeichnet. Ferner gibt es Gespräche mit der niederländischen Derivatebörse Endex und der österreichischen Strombörse Exaa.
Wie die Powernext SA am 6. Dezember mitteilte, wird sie ihr gesamtes Geschäft mit CO2-Zertifikaten an die NYSE Euronext abgeben, die gemeinsam mit der Caisse des Depots den Aufbau einer weltweiten CO2-Börse beabsichtige (071004). Zugleich scheide die NYSE Euronext aus dem Kreis der Powernext-Aktionäre aus. Im Zuge dieser Trennung werde Powernext sich künftig auf den Energiebereich mit Schwerpunkt auf dem nationalen Gasmarkt konzentrieren.
Die EEX und die Terminbörse Eurex haben unterdessen ihre angekündigte Zusammenarbeit im Emissionshandel (071004)aufgenommen. Seit 5. Dezember erhalten Eurex-Teilnehmer, die entsprechend bei der EEX für den Terminhandel in Emissionsrechten zugelassen sind, direkt Zugang zum EEX-Orderbuch.
Die beiden führenden deutschen Energiekonzerne begrüßten die geplante
Zusammenlegung der beiden Strombörsen. "Dies schafft mehr Transparenz und
Liquidität, es hilft dem Markt und dem Wettbewerb", ließ sich der
Chef der RWE Trading GmbH, Peter Terium, gegenüber "Dow Jones" (12.12.)
vernehmen. E.ON-Chef Wulf Bernotat sprach sich in einem Interview mit der "Rheinischen
Post" (22.12.) dafür aus, die fusionierte Börse in Amsterdam oder Brüssel
anzusiedeln. "So können wir dem Manipulationsvorwurf jeden Boden entziehen",
meinte er. Zugleich ließ Bernotat die Absicht zu weiteren Strompreiserhöhungen
erkennen: "Die weltweite Nachfrage nach Energie ist ungebrochen", erklärte
er. "Dem werden sich auch die Strompreise nicht entziehen können."
Der E.ON-Chef ignorierte bei diesen Äußerungen, daß die "weltweite
Nachfrage nach Energie" und die Nachfrage nach Strom zwei unterschiedliche Dinge
sind und daß die Kritik an der Funktionsweise der Strombörsen nichts mit
Standortfragen zu tun hat.