November 2007

071113

ENERGIE-CHRONIK


Vattenfall testet "Profizähler" mit Datenübertragung per Stromleitung

Der Vattenfall-Konzern hat am 13. November damit begonnen, jeweils 500 Haushalte in Hamburg und Berlin mit sogenannten "Profizählern" auszustatten. Wie bei dem ähnlich gelagerten Projekt des EnBW-Stromvertriebs Yello (071012) handelt es sich um einen Test, mit dem bis Ende 2008 die Fernablesung der Zählerdaten erprobt werden soll. Im Unterschied zu Yello bedient sich Vattenfall hierfür aber nicht des Internets. Die Daten werden vielmehr per "Powerline"-Technik über die Stromleitung an sogenannte Datenkonzentratoren übermittelt, die in Trafostationen installiert sind. Dieser Konzentrator verwaltet die Meßdaten und leitet sie in kurzen Abständen per Funk an einen zentralen Rechner weiter.

Der "Profizähler" von Vattenfall übermittelt die Verbrauchsdaten über die Stromleitung

Pressefoto Vattenfall

Wie Yello wirbt auch Vattenfall damit, daß der Kunde seine persönlichen Zählerdaten, wenn sie an den Rechner übermittelt worden sind, per Internet auf den Bildschirm des PC holen kann. Er kann so seinen Stromverbrauch über beliebige Zeiträume betrachten oder mit Durchschnittsverbräuchen vergleichen. Dies soll es ihm ermöglichen, seine Stromkosten besser in den Griff zu bekommen. Während Yello sogar von einem "Sparzähler" spricht, hebt Vattenfall mit der Bezeichnung "Profizähler" eher auf den Spieltrieb der PC-Besitzer ab. Letzten Endes registrieren aber auch die neuen Zähler nur den Verbrauch in Kilowattstunden. Um "Stromfressern" im Haushalt auf die Spur zu kommen, gibt es schon jetzt einfachere und wirksamere Methoden.

Große Vorteile bringt die Fernablesung allerdings dem Zählerbetreiber, der neuerdings nicht mehr mit dem Netzbetreiber identisch sein muß. Wenn es Vattenfall gelänge, seine "Profizähler" flächendeckend in Hamburg und Berlin zu installieren, hätten andere Anbieter von Meßeinrichtungen dort kaum noch eine Chance. Eine "Powerline"-Übertragung der Daten können ohnehin nur Netzbetreiber mit direktem Zugang zu den Endkunden bewerkstelligen. Yello muß dagegen den Einbau seines "Sparzählers" bisher davon abhängig machen, daß der Kunde Eigentümer der Wohnung ist und einen DSL-Anschluß zur Übermittlung der Daten bereitstellt.

Die "Powerline"-Übertragung von Zählerdaten wäre noch ausbaufähig: Künftig könne auch die Ablesung des Wasser- oder Wärmeverbrauchs über solche Zähler laufen, hieß es in einer Pressemitteilung der Wohnungsgesellschaft HOWOGE, in deren Wohnungen die 500 Berliner "Profizähler" angebracht werden.

Der mit dem Stromzähler verbundene Zugang zum Bildschirm des Kunden würde ferner neue Möglichkeiten der Kundenbindung eröffnen, die auch dann erhalten bleiben, wenn der Kunde den Stromlieferanten wechselt. Für den Vattenfall-Konzern ist dies besonders verlockend, denn durch seine unbedachte Preispolitik hat er in Hamburg und Berlin eine sechsstellige Zahl von Stromkunden verloren (070909). Die Kundenbindung hatte er zusätzlich stark geschwächt, als er vor zwei Jahren die alteingeführten Strom-Marken HEW und Bewag durch "Vattenfall Europe Hamburg" und "Vattenfall Europe Berlin" ersetzte (051113). Außer in Hamburg und Berlin verfügt Vattenfall nur noch im Gebiet des Regionalversorgers Wemag über direkten Zugang zu den Niederspannungskunden.

Vattenfall bietet in Hamburg jetzt auch Gas an

Ab 1. Januar 2008 vertreibt Vattenfall auch Gas. Das neue Wärmeprodukt heißt "Hamburg Easy Gas" und wird nur den Kunden in Hamburg angeboten. Da diese in der Regel bereits Stromkunden von Vattenfall sind, wirbt der Konzern mit der Losung "Strom und Gas aus einer Hand". Als zusätzlichen Anreiz erhalten Vattenfall-Stromkunden nach zwölf Monaten ununterbrochener Gas- und Strombelieferung einmalig 50 Euro gutgeschrieben.

Das Gas bezieht Vattenfall von einem nicht näher benannten Vorlieferanten. Die Belieferung der Kunden erfolgt über das Verteilnetz der E.ON Hanse als Nachfolger des Gasversorgers Hein Gas, der einst über 700.000 Kunden in Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen mit Gas und Wärme belieferte (030916). Hein Gas hatte mehrheitlich den "Hamburgischen Electricitäts-Werken" (HEW) gehört. Nachdem Vattenfall im November 1999 Hauptaktionär der HEW geworden war (991101) und seit Oktober 2000 das unumschränkte Sagen hatte (001002), konnten die HEW keine eigenständige Geschäftspolitik mehr verfolgen. So erklärt es sich, daß die HEW im Mai 2001 den Hamburger Gasversorger an die E.ON Energie verkauften (010507). Es handelte sich dabei um eine der Gegenleistungen dafür, daß die E.ON Energie ihr Aktienpaket an der Berliner Bewag den HEW überließ, um dem Vattenfall-Konzern die Einverleibung des Berliner Stromversorgers zu ermöglichen (000801).

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