Januar 2007

070114

ENERGIE-CHRONIK


Baseler Geothermie-Projekt vorerst gestoppt

Das Geothermie-Projekt im Baseler Stadtteil Kleinhüningen wird vorläufig gestoppt, bis gesicherte Erkenntnisse über die damit verbundenen Erdbeben-Risiken vorliegen (siehe 061207). Dies teilte die Regierung des Kantons Basel am 25. Januar mit. "Ein Abbruch wäre angesichts der mit dieser Technologie verbundenen Chancen verfrüht", hieß es in einer Pressemitteilung des Regierungsrats. "Ebenso verfrüht wäre auch die sofortige Wiederaufnahme der Arbeiten in Kleinhüningen." Entscheidende Voraussetzung für eine Weiterführung des Projekts sei eine umfassende Risikoanalyse. Der Regierungsrat verfolge das Ziel, "der Bevölkerung noch in diesem Jahr sagen zu können, welcher Art und wie hoch die Risiken sind, die mit einer Weiterführung des Projekts verbunden wären".

Zwei weitere Nachbeben mit einer Stärke von über 3 auf der Richter-Skala

Vor dieser Entscheidung war es in Basel am 6. und am 16. Januar zu zwei weiteren Nachbeben gekommen, die eine Stärke von 3,1 bzw. 3,2 auf der Richter-Skala erreichten. Sie waren damit nicht viel schwächer als das bislang stärkste Erdbeben am 8. Dezember 2006 mit einer Stärke von 3,4, obwohl die Einpressung von Wasser in den Untergrund sogleich eingestellt worden war und sich der Wasserdruck im Bohrloch drei Tage danach normalisiert hatte. Insgesamt registrierte der Schweizerische Erdbebendienst im Verlaufe des Projekts 168 Beben mit einer Stärke von über 0,6 und 15 Beben mit einer Stärke von über 2 auf der Richter-Skala (siehe Grafik). Inzwischen hat die Betreiberfirma Geopower alle Arbeiten am Bohrloch eingestellt und den Bohrtum abgebaut.

Die Kantonsregierung bescheinigte der Geopower Basel AG, daß sie "nach dem aktuellen Stand der Technik und der Wissenschaft vorgegangen ist". Das in Basel angewandte Verfahren zur Klüftung des Gesteins durch Einpressung von Wasser sei weltweit schon tausendfach angewandt worden, ohne daß Schäden aufgetreten wären. In Granit und anderem kristallinem Gestein, wie er unter Basel in 2500 Meter Tiefe vorkommt, sei das Verfahren bisher allerdings nur an wenigen Orten angewendet worden.

Lobby-These von heilsamer Wirkung der Erdstöße zurückgewiesen

Zugleich widersprach die Kantonsregierung aber auch der von der Geothermie-Lobby verbreiteten These, daß das künstlich ausgelöste Erdbeben ein sich vorbereitendes natürliches Erdbeben vorweggenommen und damit eine geradezu heilsame Wirkung gehabt habe. Sie stützte sich dabei auf den Schweizerischen Erbebendienst (SED) und die Technische Hochschule Zürich (ETH), die übereinstimmend feststellten: "Entgegen anderslautenden Behauptungen haben die seit 2. Dezember aufgetretenen Beben praktisch nichts zum regionalen Spannungsabbau beigetragen und somit auch nicht die Auftretenswahrscheinlichkeit eines möglichen Starkbebens verringert."

Schon unmittelbar nach dem ersten Erdbeben hatte die Geothermische Vereinigung e.V. eine solche Sichtweise der Dinge propagiert. Nach dem zweiten größeren Erdstoß am 6. Januar verfaßte ihr Pressesprecher Werner Bußmann sogar einen Artikel mit der Überschrift "Je mehr Nachbeben, umso besser für Basel!". Unter anderem hieß es darin: "Mit jedem dieser Kleinbeben, die ja zu keinerlei Schäden führen, wird der aktiven spannungsgeladen Kluft im Untergrund Energie entzogen, die dann für ein größeres natürliches Beben nicht mehr zur Verfügung steht. Je mehr dieser kleinen Erdstöße nun noch auftreten, umso mehr wird das Risiko eines wirklichen Schadenbebens gemindert. Also: Je mehr Nachbeben, umso besser für Basel."

Grafik des Schweizerischen Erdbebendienstes (SED) zu den Erdbeben, die das Baseler Geothermie-Projekt im Zeitraum vom 1. Dezember 2006 bis zum 24. Januar 2007 auslöste: Die schwarze Linie und die schwarze Skala links beschreiben die Gesamtanzahl der Beben in der Umgebung des Bohrlochs seit 1. Dezember 2006. Zum Beispiel geht daraus hervor, daß die Erdbebenaktivität ungefähr am zehnten Tag nach ca. 150 Erdbeben deutlich abnahm. Die roten Kreise markieren in Verbindung mit der roten Magnituden-Skala rechts die Verteilung und Stärke der insgesamt 168 Beben mit einer Stärke von über 0,6. Zum Beispiel beschreibt der rote Kreis links oben das stärkste Beben mit Magnitude 3.4, das am 8. Dezember auftrat. Aus der Grafik geht auch hervor, daß nach dem 16. Januar kein stärkeres Beben mehr registriert wurde.

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