Januar 2007

070105

ENERGIE-CHRONIK


Zahlreiche Stromausfälle durch Orkan "Kyrill"

Das Sturmtief "Kyrill" bewirkte am 18. Januar in Deutschland, Österreich, Tschechien, Polen und anderen Ländern zahlreiche Stromausfälle. In Deutschland saßen rund eine Million Stromkunden zeitweilig im Dunkeln, wie die Nachrichtenagentur AP aufgrund einer Umfrage bei den Stromkonzernen schätzte. Nach dem tagelangen Stromausfall im Münsterland vom November 2005 (051101) und dem von E.ON ausgelösten Zerfall des westeuropäischen Verbundnetzes im November 2006 (061101) ereignete sich damit eine weitere gravierende Versorgungsstörung, die vor allem durch den Ausfall von Mittelspannungsleitungen gekennzeichnet war. Dennoch veröffentlichten drei der vier Verbundunternehmen keine Pressemitteilungen zu den Schäden in ihrem jeweiligen Zuständigkeitsbereich, sondern überließen dies ihren mehr oder weniger stark betroffenen Regionaltöchtern. Der Vattenfall-Konzern, bei dem auch das Höchstspannungsnetz betroffen war, begnügte sich mit einer knappen Notiz. Die Energie Baden-Württemberg überging die Sturmschäden auf ihren Internet-Seiten ganz mit Stillschweigen, obwohl im Südwesten rund 270.000 Kunden ebenfalls von Stromausfällen betroffen waren.

Besonders hart traf der Orkan die östlichen Bundesländer. Im Elbe-Elster-Kreis beschädigte der Sturm zwei Höchstspannungsleitungen von Vattenfall, die erst seit wenigen Jahren in Betrieb sind und eigentlich der Belastung hätten standhalten müssen. In der Lausitz blockierte der umgestürzte Stahlmast einer 110 kV-Stromleitung stundenlang die Bundesstraße 169. Kaum noch überschaubar waren die zahlreichen Störungen im Mittel- und Niederspannungsnetz, die von umstürzenden Bäumen oder abknickenden Masten verursacht wurden.

Wegen der Störung im Hochspannungsnetz von Vattenfall brach im nachgelagerten Verteilnetz von E.ON Avacon die Stromversorgung von rund 200.000 Kunden in Sachsen-Anhalt über Stunden fast flächendeckend zusammen. Im niedersächsischen Versorgungsgebiet von E.ON Avacon mußten etwa 35.000 Kunden ebenfalls zeitweilig ohne Strom auskommen.

Im Netzgebiet der ostdeutschen RWE-Tochter enviaM waren etwa 150.000 Kunden ohne Strom; davon in Brandenburg 61.000, in Sachsen-Anhalt 51.000 und in Sachsen 41.000. Es dauerte zwei Tage, bis die Stromversorgung überall wieder hergestellt war. Vor allem in Waldgebieten war es zur Beschädigung von Mittelspannungsleitungen gekommen. Vorübergehend wurde Notstromaggregate zur Versorgung der Kunden eingesetzt.

Zahlreiche Schäden im Mittelspannungsnetz verzeichnete auch der E.ON-Verteiler edis, der Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern versorgt. Hier waren bis zu 147.000 Kunden von den Stromausfällen betroffen, von denen am folgenden Tag noch 23.000 auf die Behebung der Störungen warteten. Die Vattenfall-Tochter Wemag in Westmecklenburg verzeichnete den Ausfall von 450 Trafostationen, hauptsächlich durch umgestürzte Bäume und Holzmaste. Von den Ausfällen waren insgesamt ca. 20 000 Kunden betroffen.

Bei E.ON Bayern kam es ebenfalls im gesamten Netz zu Ausfällen. Hauptursache waren umgestürzte Bäume, die Mittelspannungs-Freileitungen beschädigt hatten. In den Gebieten Frankenwald, nördliche Oberpfalz, Bayerischer Wald und Berchtesgadener Land waren noch am 19. Januar bis zu 25.000 Kunden ohne Strom.

Der Regionalversorger E.ON-Mitte sprach von bis zu 147.000 Kunden, die vorübergehend ohne Strom waren, aber in der Nacht zum folgenden Tag weitgehend wieder hätten versorgt werden können. Die Störungen seien hauptsächlich durch herabstürzende Äste und umstürzende Bäume verursacht worden.

Im Versorgungsgebiet von RWE Rhein-Ruhr fielen mehrere Mittelspannungsleitungen aus. Noch am folgenden Tag hatten rund 1000 Einwohner von Bad Laasphe und Bad Berleburg keinen Strom. Allein im Rhein-Sieg-Kreis und im Oberbergischen Kreis waren rund 200 Techniker drei Tage rund um die Uhr im Einsatz, um die Stromversorgung wieder aufzubauen.

E.ON Westfalen Weser verzeichnete "punktuelle Stromausfälle", die vor allem Ortschaften im Raum Hameln und im Kreis Lippe betrafen. Die städtischen Zentren seien weitgehend verschont geblieben. RWE Westfalen-Weser-Ems teilte den Ausfall einer 30-kV-Leitung mit. Die stark beschädigte Leitung habe jedoch repariert werden können, ohne daß es zu Unterbrechungen der Stromversorgung kam.