September 2006 |
060914 |
ENERGIE-CHRONIK |
Die schwedische Atomenergiebehörde "Statens Kärnkraftinspektion" (SKI) erteilte am 29. September die Erlaubnis zum Wiederanfahren der Blöcke 1 und 2 im Kernkraftwerk Forsmark. Sie begründete dies mit mehreren technischen Änderungen, die der Betreiber (Vattenfall/E.ON) inzwischen vorgenommen habe, um eine Wiederholung des Störfalls zu verhindern, der am 25. Juli zur Abschaltung des Reaktor 1 führte und genauso bei dem baugleichen, bislang wegen Revision abgeschalteten Reaktor 2 hätte auftreten können (060807).
Das Wiederanfahren erfolgte aber nur beim Reaktor 2 problemlos. Beim Reaktor 1 mußte der erste Startversuch am 30. Oktober wegen einer "Fehlfunktion" abgebrochen werden. Der Fehler betraf das Überwachungssystem, das den Kernspaltungsprozess kontrolliert, während der Reaktor hochgefahren wird.
Die Atomenergiebehörde SKI verband die Genehmigung für das Wiederanfahren der beiden Blöcke mit weiteren Auflagen, um die "Sicherheitskultur" der Anlage zu verbessern. Sie kündigte an, Forsmark künftig besonders scharf zu kontrollieren. Ferner verlangte sie die Offenlegung von Anweisungen, welche die Betreiber der Leitung des Kernkraftwerks erteilt hätten, um Sicherheitsfragen gegenüber dem Produktionsinteresse der Eigentümer abzuwägen.
Angesichts des Störfalls in Forsmark will Vattenfall nun doch die Notstromversorgung des Kernkraftwerks Brunsbüttel nachrüsten, die unter ähnlichen Schwächen leiden soll (060808). Einen entsprechenden Antrag auf Änderung der Betriebsgenehmigung hat die Vattenfall Europe Nuclear Energy GmbH (VENE) am 1. September dem Kieler Sozialministerium als zuständiger Aufsichtsbehörde vorgelegt.
"Mit dem Antrag zur Umstellung der Notstromversorgung reagiert Vattenfall nunmehr offenbar auf das konsequente Vorgehen der Atomaufsicht und tritt die Flucht nach vorne an", erklärte dazu Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) in einer Pressemitteilung seines Ministeriums vom 6. September. Vattenfall widersprach dieser Sichtweise noch am selben Tag und versicherte, es gehe bei der jetzt beantragten Nachrüstung "um mögliche technische Verbesserungen, nicht aber um die Sicherheit des Kraftwerks".
Nach Darstellung von Vattenfall ist in Brunsbüttel - anders als in Forsmark - der redundanz-übergreifende Ausfall von Wechselrichtern ausgeschlossen. Die Versorgung von wechselspannungsabhängigen Komponenten sei insofern auch im Notstromfall gesichert. Nur bei einem – für Brunsbüttel nicht zu unterstellenden – Ausfall mehrerer Wechselrichter wären einzelne Funktionen beeinträchtigt. "Gleichwohl haben wir für diesen nicht zu unterstellenden Fall als weitere Verbesserungsmaßnahme eine zusätzliche Batteriepufferung vorgesehen", erklärte VENE-Geschäftsführer Bruno Thomauske.