Februar 2006 |
060208 |
ENERGIE-CHRONIK |
Der RWE-Konzern wehrt sich weiterhin gegen den Eindruck, daß der tagelange Stromausfall im Münsterland (051101) auf mangelnde Instandhaltung der Hochspannungsleitungen zurückzuführen sei. Am 15. Februar stellte RWE Energy ein Gutachten des staatlich anerkannten Sachverständigen Prof. Dr.-Ing. Georg Thierauf (Universität Duisburg-Essen) vor, wonach sämtliche der zusammengebrochenen oder beschädigten Masten die maßgeblichen VDE-Normen erfüllt haben. Die festgelegten Grenzwerte für die Belastungsfähigkeit seien jedoch um das 6,3- bis 14,4-fache überschritten worden. Eine außergewöhnliche Wetterlage habe "Jahrhundertlasten" aus Schnee und Eis an den Leitungen bewirkt, die dann in Verbindung mit starken Böen den Zusammenbruch zahlreicher Strommasten herbeiführten.
Das von RWE in Auftrag gegebene Gutachten tritt auch der Ansicht entgegen, daß bei älteren Masten aus "Thomasstahl" die Belastungsfähigkeit des Materials infolge Versprödung entscheidend gemindert worden sei (051205). Bei labortechnischen Untersuchungen von über hundert Materialproben seien nur in einzelnen Proben erhöhte Stickstoffgehalte nachgewiesen worden. Aber auch in diesen Fällen sei die vorgeschriebene Belastungsfähigkeit eingehalten worden. "Materialversprödung oder Versäumnisse bei der Wartung als Ursachen für das Versagen der Maste sind auszuschließen", resümierte Thierauf. "Ursache war allein die außergewöhnliche Wetterlage."
Anfang März will die Bundesnetzagentur ebenfalls ein Gutachten zu den Ursachen des Stromausfalls im Münsterland vorlegen.
Lage der umgestürzten oder beschädigten Hochspannungsmaste (110 kV) in den Kreisen Borken und Steinfurt (Seite 5 der Kurzfassung des im Auftrag von RWE Westfalen-Weser-Ems AG erstellten Gutachtens)