Januar 2006

060102

ENERGIE-CHRONIK


Sprengstoffanschläge lähmen die Gas- und Stromversorgung Georgiens

Am 22. Januar wurde die Gaszufuhr von Rußland nach Georgien und Armenien unterbrochen, da unbekannte Täter sowohl die Hauptpipeline nach Tiflis als auch die Reserveleitung gesprengt hatten. Der Anschlag erfolgte auf dem Gebiet der russischen Teilrepublik Nordossetien. Am selben Tag wurde auf dem Gebiet der russischen Teilrepublik Karatschaj-Tscherkessien eine nach Georgien führende Hochspannungsleitung gesprengt, was die Stromversorgung Georgiens derart destabilisierte, daß sie aufgrund eines weiteren technischen Defekts in der Nacht zum 26. Januar zusammenbrach. Der Chef des russischen Strommonopolisten UES, Anatoly Tschubais, bezeichnete die Anschläge als eine gezielte Aktion zur Verschlechterung der Beziehungen zwischen Moskau und Tiflis. In Georgien ist man allerdings weithin der Meinung, daß Rußland selber hinter den Anschlägen stecke, um den politisch unbotmäßigen GUS-Staat wieder unter seine Kontrolle zu bringen. Die Opposition im Tifliser Parlament forderte den Austritt des Landes aus der GUS.

Nach russischer Darstellung wurde Georgien ab 23. Januar provisorisch über den Nachbarstaat Aserbaidschan mit Gas versorgt. Kurz darauf sei allerdings eine Pumpstation auf dem Territorium Dagestans ausgefallen, weshalb in Georgien nur etwas mehr als die Hälfte der täglich benötigten Gasmenge von vier Millionen Kubikmeter ankam. Der georgische Premier Nogaideli erklärte dagegen, daß Aserbaidschan weiterhin nur die für den eigenen Verbrauch benötigte Menge erhalten habe. Er warf er der russischen Regierung und Gazprom vor, die Reparaturarbeiten an der zerstörten Pipeline eingestellt und faktisch eine Energieblockade gegen Georgien eingerichtet zu haben. Es gebe jeden Tag mehrere sich widersprechende Äußerungen der russischen Behörden zu den Arbeiten an den gesprengten Pipelines. In Wahrheit seien die Arbeiten eingestellt worden.

Der georgische Energieminister Gilauri reiste am 26. Januar zum zweitenmal innerhalb einer Woche in den Iran, um dort über Gas- und Stromlieferungen für sein Land zu verhandeln. Der georgische Präsident Saakaschwili brach wegen der Zuspitzung der Energiekrise seine Teilnahme am Weltwirtschaftsforum in Davos ab und flog nach Tiflis zurück.

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