November 2005 |
051114 |
ENERGIE-CHRONIK |
Die im Juni angekündigte Stillegung der Aluminiumhütten in Hamburg und Stade (050602) ist offenbar nicht in erster Linie auf die hohen Strompreise zurückzuführen, sondern dient hauptsächlich einer Strategie der Marktbereinigung. Dies ergibt sich aus dem Verhalten der Eigentümer, die im Oktober und November alle Angebote zu einer Übernahme und Weiterführung der bedrohten Betriebsstätten ablehnten. Zuletzt scheiterte am 9. November ein Gespräch im Bundeskanzleramt, bei dem sich außer Bundeskanzler Schröder die Regierungschefs von Hamburg, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen vergebens bemühten, den norwegischen Aluminiumhersteller Norsk Hydro zum Verkauf an die Georgsmarienhütte (GMH) zu bewegen. Norsk Hydro ist Eigentümer des Werks in Stade sowie - gemeinsam mit Alcoa und Austria Metall - des Werks in Hamburg.
GMH wäre bereit gewesen, die Hütte in Hamburg zu übernehmen, und hatte auch Interesse an Stade signalisiert. Stattdessen schoben Norsk Hydro und die anderen Gesellschafter neue Bedingungen nach, um den Verkauf zu verhindern. Beispielsweise verlangten sie Garantien für den Fall, daß durch eine mögliche spätere Insolvenz der Hamburger Hütte das dazugehörige Walzwerk Nachteile erleiden könnte, das sie selber fortzuführen gedenken. "Von Anfang an gab es die Absicht, diese Firma platt zu machen", meinte ein Sprecher der Gewerkschaft IGBCE.
Er habe kein überzeugendes Argument gehört, weshalb GMH nicht als Käufer akzeptiert werde, sagte der niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) nach dem gescheiterten Gespräch im Kanzleramt. Hamburg und Niedersachsen seien bereit gewesen, die Risiken zu übernehmen, die Norsk Hydro nach einem Verkauf entstehen könnten. Offenkundig gehe es aber "um eine Marktbereinigung am Standort Deutschland und in Europa". (SZ, 22.10. u. 5.11.; FAZ, 21.10. u. 5.11.)