Oktober 2005

051005

ENERGIE-CHRONIK


In der Schweiz bahnt sich ein neuer Stromkonzern aus Atel und EOS an

Die Schweizer Großbank UBS teilte am 30. September mit, daß sie ihre Beteiligung von 55,6 Prozent an der Energieholding Motor Columbus verkaufen wird, um die "Voraussetzungen für die Bildung einer bedeutenden schweizerisch-europäischen Energiegesellschaft mit Schweizer Mehrheit" zu schaffen. Die Motor Columbus verfügt ihrerseits mit 58,5 Prozent über die Mehrheit am Transportnetzbetreiber Aare Tessin AG (Atel). Die bisherige Atel soll mit Motor Columbus verschmolzen und anschließend mit der in Lausanne ansässigen Electricité Ouest Suisse (EOS) zu einem neuen Stromkonzern zusammengelegt werde, der ein westschweizerisches Gegenwicht zur Axpo im Osten des Landes bildet.

Schon im Frühjahr 2004, als UBS infolge des Rückzug von RWE aus der Schweiz die Mehrheit an Motor Columbus erlangte, war die Weitergabe der Beteiligung an einen strategischen Investor angekündigt worden (040406). Der jetzige Käuferkreis setzt sich zusammen aus bisherigen Minderheitsaktionären der Atel (14,7 %), der EOS Holding (16,4 %) und der Electricité de France (17,3 %). Bei den Atel-Minderheitsaktionären handelt es sich im einzelnen um Elektra Birseck Münchenstein (EBM) mit 2,9 %, Elektra Baselland (EBL) mit 1,3 %, den Kanton Solothurn mit 3,3 %, die Industriellen Betriebe Aarau (IBAarau) mit 0,4 %, die Aziende Industriale Lugano (AIL) mit 4,8 % und die Wasserwerke Zug (WWZ) mit 2,1 %.

Laut "Neue Zürcher Zeitung" (30.9.) werden an der "neuen Atel", die aus der Fusion mit Motor Columbus entsteht, die bisherigen Atel-Minderheitsaktionäre mit annähernd 40 Prozent den gewichtigsten Anteil halten, gefolgt von der EOS-Holding mit ca. 30 Prozent und der EDF mit ca. 25 Prozent. Weitere fünf Prozent blieben für die Mailänder Stadtwerke (AEM) reserviert, die schon heute in dieser Höhe an Atel beteiligt sind.

Das Nachsehen haben die Bernischen Kraftwerke (BKW), an denen der deutsche E.ON-Konzern mit zwanzig Prozent beteiligt ist (020504). Sie hatten sich ebenfalls um die Übernahme des UBS-Anteils an Motor Columbus bemüht. Ihre Offerte soll zuletzt sogar um rund fünf Prozent über dem jetzt vereinbarten Verkaufspreis von 1,3 Milliarden Schweizer Franken gelegen haben.

"Wir haben uns sehr angestrengt, die BKW einzubinden. Das ist uns leider nicht gelungen", erklärte dazu der Verwaltungsratspräsident von Motor Columbus, Heinrich Steinmann. Er sehe aber weiterhin eine Chance, dass die BKW künftig eine Rolle in der "neuen Atel" spielen könne. Auch UBS-Generaldirektor Urs Rinderknecht zeigt sich "überzeugt, dass zur Westgruppe die BKW dazugehört".

AET und Trianel schließen Handelspartnerschaft

Das in Bellinzona ansässige Elektrizitätsunternehmen Azienda Elettrica Ticinese (AET) und die Aachener Trianel European Energy Trading GmbH (TEET) haben eine Partnerschaft auf dem Gebiet des Energiehandels und der Entwicklung von Dienstleistungen für Handel und Vertrieb vereinbart. Schwerpunkte der Kooperation seien die Beschaffung von Strom und Gas, die Vermarktung nicht standardisierter Energie-Produkte, die Entwicklung neuer Erzeugungsmöglichkeiten sowie der Handel mit regenerativen Energien, hieß es in Pressemitteilungen der beiden Unternehmen vom 10. Oktober. Bestandteil der Kooperation sei auch die Beteiligung an der Machbarkeitsstudie für ein zweites großes Kraftwerksprojekt der Trianel (050111).

Die 1958 gegründete AET gehört dem Kanton Tessin. Sie betätigt sich als Stromerzeuger sowie als Großhändler auf dem schweizerischen, deutschen und französischen Markt. Die 1999 gegründete Trianel European Energy Trading GmbH versteht sich als "europäische Plattform für unabhängige Stadtwerke" mit umfangreichen Dienstleistungen in den Bereichen Erzeugung, Beschaffung, Handel und Vertrieb von Strom, Gas und CO2-Zertifikaten sowie Risikomanagement und Marketing. Zusammen mit den sechs Tochterunternehmen hat die Trianel-Gruppe heute rund 60 Stadtwerke-Gesellschafter aus Deutschland, Österreich und den Niederlanden.