März 2005 |
050307 |
ENERGIE-CHRONIK |
Die Stadtwerke Ulm wollen für rund 40 Millionen Euro ein eigenes Pumpspeicherkraftwerk errichten, um künftig nicht mehr so stark von den Preisen für Regel- und Ausgleichsenergie abhängig zu sein. Als Unterbecken dient ein Steinbruch im Tal des Flüßchens Blau bei Blaubeuren, das dort einer Karstquelle mit genauso konstanter wie ergiebiger Wasserführung entspringt. Das Oberbecken entsteht 170 Meter höher und faßt rund eine Million Kubikmeter Wasser. Die Verbindung zwischen beiden Becken wird durch eine 1,5 Kilometer lange Rohrleitung mit einem Durchmesser von fünf Metern hergestellt, durch die pro Sekunde 35 Kubikmeter Wasser strömen und zwei Turbinensätze mit einer Gesamtleistung von 45 Megawatt antreiben.
Das Raumordnungsverfahren für das Projekt begann am 23. März 2005. Die Stadtwerke-Tochter SWU Energie GmbH hält einen Baubeginn in der zweiten Jahreshälfte 2007 für möglich. Bei einer Bauzeit von schätzungsweise drei Jahren könnte das "Pumpspeicherkraftwerk Blautal" dann 2010 ans Netz gehen.
Die Verbund-Austrian Hydro Power AG (AHP) will am Standort Kaprun für 365 Millionen Euro ein neues Pumpspeicherkraftwerk errichten, das eine Leistung von 480 Megawatt besitzt und damit die in Kaprun vorhandene Kapazität fast verdoppelt. Geplant ist ein 5,4 Kilometer langer Druckstollen, durch den aus dem Speicher "Mooserboden" bis zu 144 Kubikmeter Wasser pro Sekunde fließen und zwei Turbinensätze mit einer Leistung von jeweils 240 Megawatt antreiben. Das gesamte Kraftwerk "Limberg II" mit Druckstollen und Turbine soll unterirdisch errichtet werden.
"Der Bedarf nach modernen Pumpspeicherwerken ist in den letzten Jahren überproportional gestiegen", sagte der AHP-Vorstandsvorsitzende Schröfelbauer am 1. März bei einem Pressegespräch in Kaprun. Es gebe eine ständig steigende Nachfrage nach Ausgleichs- und Regelenergie. Deshalb bemühe sich der Verbund um die Ausweitung der entsprechenden Kraftwerkskapazitäten. Man sei zuversichtlich, im Frühjahr 2006 mit dem Bau beginnen zu können. Zusätzlich zu der bereits in den neunziger Jahren erteilten wasserrechtlichen Bewilligung für ein solches Kavernen-Pumpspeicherkraftwerk würden in den kommenden Monaten die noch ausstehenden behördlichen Genehmigungen eingeholt. Im Jahr 2011 soll "Limberg II" fertig sein.
Regelenergie wird von der Stromwirtschaft seit jeher benötigt, um kurzfristige Lastschwankungen abzufangen und so das Gleichgewicht zwischen Erzeugung und Verbrauch aufrechtzuerhalten. Infolge der Liberalisierung des Strommarktes und der zunehmenden Einspeisung von Windstrom hat der Bedarf an Regelenergie erheblich zugenommen. Zugleich ergab sich die Notwendigkeit einer Unterscheidung zwischen der traditionellen Systemdienstleistung, die in die Netznutzungsentgelte eingeht, und solcher Regelenergie, die der Netzbetreiber dem Stromlieferanten bzw. Bilanzverantwortlichen in Rechnung stellt, weil sie für Abweichungen vom vereinbarten "Fahrplan" benötigt wurde. Diese wird als "Ausgleichsenergie" bezeichnet.