Juli 2004

040710

ENERGIE-CHRONIK


VIK mißtraut der Preisbildung an der Strombörse

Der Verband der Industriellen Energie- und Kraftwirtschaft (VIK) ist nicht der Ansicht, daß die Preise am Terminmarkt der Strombörse EEX den realen Marktpreis widerspiegeln und damit ein angemessener Richtwert für Vollversorgungsverträge sein können. Dies erklärte der stellvertretende VIK-Vorsitzende Gerhard Hirth am 1. Juli in einer Stellungnahme zur Strompreisentwicklung in Deutschland. So seien die Terminmarktpreise seit Anfang 2003 für Grundlast (Baseload) des Folgejahres um 33,6 Prozent (8,25 Euro/MWh) gestiegen, ohne daß fundamentale Datenänderungen wie ein nennenswerter Rückgang von Kraftwerkskapazität oder ein Preisanstieg für Brennstoffe einen solchen Strompreisanstieg rechtfertigen könnten. Diese hohen Terminmarktpreise würden aber von den Stromversorgern als Richtwerte bei Vertragsverhandlungen mit der Industrie herangezogen. Sie könnten diese Richtwerte derzeit auch durchsetzen, obwohl an der EEX insgesamt nur etwa acht Prozent des deutschen Stromumsatzes gehandelt werden. Darin zeige sich, "wie erfolgreich das enge Oligopol der vier großen Stromanbieter bisher den Rahmenbedingungen und Zielen der Strommarktliberalisierung in Deutschland erfolgreich trotzen konnte".

Das aktuelle Beispiel der Liefervertragskündigung für die Hamburger Aluminiumwerke durch Vattenfall (040516) zeige, "mit welcher Marktmacht die großen Versorgungsunternehmen heute die Preise diktieren können". Wenn Vattenfall argumentiere, mit dem Strom lasse sich an der Börse mehr verdienen, stimme dies so nicht, weil diese zusätzliche Strommenge an der Börse einen erheblichen Preisdruck nach unten erzeugen würde.

Nur eine "schlagkräftige Regulierung" könnte für funktionierenden Wettbewerb auf dem deutschen Strommarkt sorgen, betonte der stellvertretende VIK-Vorsitzende. Der neuen Regulierungsbehörde für Strom und Gas müsse die "Möglichkeit einer flexiblen Anpassung der Marktzutrittsregelungen" eingeräumt werden.

Vattenfall zieht vorzeitige Vertragskündigung zurück

Der Vattenfall-Konzern hat die vorzeitige Kündigung eines seit 1994 laufenden Stromliefervertrags mit den Hamburger Aluminiumwerken (040516) inzwischen wieder zurückgezogen. Wie die Aluminiumwerke am 12. Juli mitteilten, werden sie den Strom noch bis Ende 2005 zu den alten Konditionen von der Vattenfall-Tochter HEW beziehen. Dann endet die normale Laufzeit des Liefervertrags.