Mai 2004 |
040516 |
ENERGIE-CHRONIK |
Der Vattenfall-Konzern hat mehrere alte Lieferverträge mit Großkunden gekündigt, die nicht kostendeckend sind und deshalb die Bilanz des Unternehmens belasten, das im vergangenen Jahr einen Fehlbetrag von 139 Millionen Euro verbuchte. So kündigte er vorzeitig zum 30. September den seit 1994 laufenden Vertrag mit der Hamburger Aluminiumwerk GmbH (HAW), die mit einem Verbrauch von jährlich zwei Terawattstunden der größte Hamburger Stromverbraucher ist. Die HAW-Geschäftsführung will den vorzeitigen Ausstieg Vattenfalls aus den seinerzeit von den Hamburgischen Electricitäts-Werken (HEW) eingegangenen Lieferverpflichtungen gerichtlich anfechten. Der Senat zeigte sich besorgt wegen der Auswirkungen auf den Standort Hamburg. Wirtschaftssenator Gunnar Uldall lud die HAW sowie die Norddeutsche Affinerie AG und die Hamburger Stahlwerke GmbH, die zusammen mehr als ein Viertel des Hamburger Stroms verbrauchen, für Ende Mai zu einem Krisengespräch ein. (FAZ, 4.5.)
Der Chef des Kupferproduzenten Norddeutsche Affinerie,
Werner Marnette, hatte erst im März in der "Wirtschaftswoche" (11.3.)
über mangelnde Konkurrenz unter den vier führenden deutschen
Stromkonzernen E.ON, RWE, Vattenfall und EnBW geklagt: "Die Stromkonzerne
wildern nicht in den Revieren der anderen, weil das nur die Preise verdirbt",
sagte Marnette. "Wir haben inzwischen in Deutschland eine Energielandschaft,
die ganz klar Oligopolcharakter hat. Wenige Energieversorger teilen sich
den Kuchen auf und halten die anderen draußen." Die Norddeutsche
Affinerie beziehe ihren Strom seit Jahresanfang von der belgischen Electrabel.
Zur Zeit erwäge man, gemeinsam mit Electrabel ein eigenes Kraftwerk
in Hamburg zu errichten. Als Alternative prüfe man den Bau einer eigenen
Hochspannungsleitung, die außerhalb des Vattenfall-Gebiets mit dem
E.ON-Transportnetz verknüpft wird.