September 2003 |
030905 |
ENERGIE-CHRONIK |
Die im Juni bekanntgegebene Umstrukturierung des RWE-Konzerns (030604) wird begleitet von einer strategischen Neuausrichtung auf Europa. Am 16. September teilte der Konzern mit, daß sich die RWE Trading GmbH noch in diesem Jahr aus dem US-amerikanischen Energiehandel zurückziehen werde. Zur Begründung hieß es, daß Konzernchef Harry Roels das Energiehandelsgeschäft künftig auf Europa konzentrieren wolle, wo RWE sich auf eigene Netze und Kraftwerke stützen könne. (FR, 17.9.; FAZ, 17.9.)
Die RWE Trading GmbH ist die Führungsgesellschaft des Unternehmensbereiches Handel im Kerngeschäftsfeld Strom der RWE AG. Das Unternehmen handelt mit Strom, Gas, Steinkohle und Mineralöl in physischer Form sowie mit Energiederivaten. Neuerdings handelt RWE Trading auch mit Umweltzertifikaten. Als Kunden bedient die RWE-Tochter Energiehandelshäuser und energieintensive Großkunden. Bisher ist sie mit "Trading-Floors" in Essen, London und Houston sowie mit Büros in Paris, Amsterdam, Madrid und Wien vertreten. Insgesamt hat sie 540 Mitarbeiter. Davon arbeiten 134 im US-Handelsbüro in Houston, das nun aufgelöst werden soll.
Zugleich zieht sich RWE aus dem US-Steinkohlebergbau zurück. Wie der Konzern am 18. September mitteilte, wird er seine bisherige Mehrheitsbeteiligung am US-Steinkohleunternehmen Consol Energy sukzessive verkaufen. Zur Begründung hieß es auch hier, daß man sich künftig auf das Energiegeschäft in Europa konzentrieren wolle. In einem ersten Schritt will RWE die Beteiligung an Consol von 73,6 auf 48,9 Prozent senken und durch den Verkauf der Aktien rund 218 Millionen Euro erlösen. Infolge der Entkonsolidierung von Consol verringern sich die Nettofinanzverbindlichkeiten in der RWE-Konzernbilanz um rund 0,5 Milliarden Euro und die Rückstellungen um rund 3,1 Milliarden Euro.
Wie die "Financial Times Deutschland" (16.9.) erfuhr, wird der auslaufende Vertrag des Chefs von RWE Gas, Manfred Scholle, nicht verlängert. Konzernchef Harry Roels ziehe damit die Konsequenzen aus dem derzeit schwelenden Konflikt um die Zukunft von RWE Gas. Er werfe Scholle vor, auf der Seite der 46 kommunalen Minderheitsaktionäre zu stehen, die RWE Gas als eigenständiges Unternehmen erhalten möchten (030712). Roels dagegen will RWE Gas zusammen mit RWE Plus und RWE Net in der neuen RWE Energy verschmelzen.
Laut "Handelsblatt" (18.9.) sind
die Kommunen inzwischen grundsätzlich bereit, ihre Aktien
an RWE Gas in Anteile der neuen RWE Energy zu tauschen. Sie
bestünden aber auf einer weit höheren finanziellen Gegenleistung,
als sie RWE bisher zu zahlen bereit ist.