Oktober 2002

021004

ENERGIE-CHRONIK


Britische Stromerzeuger leiden unter Überkapazitäten

In Großbritannien gibt es derzeit erheblich mehr Kraftwerksleistung, als Strom abgesetzt werden kann. Der größte Stromproduzent des Landes, British Energy, steht deshalb vor dem Konkurs. Die E.ON-Tochter Powergen (010402) will 1800 Megawatt bzw. fast ein Viertel ihrer Kraftwerkskapazitäten vom Netz nehmen, weil die Großhandelspreise inzwischen unter den Produktionskosten liegen. Auch die Schwierigkeiten des TXU-Konzerns, der sein britisches Geschäft soeben an die E.ON-Tochter Powergen verkaufte (021003), haben teilweise mit den Überkapazitäten zu tun (Handelsblatt, 10.10.; FAZ 15.10.)

Ursache das Preisverfalls ist das neue System der Preisfindung (New Electricity Trading Arrangements - NETA), das im März 2001 eingeführt wurde. Bis dahin verkauften die Stromanbieter den Strom auf einem zentralen Markt, dem "Electricity Pool". Das alte System begünstigte Überkapazitäten. Damit lockte es neue Anbieter an den Markt, die überwiegend erdgasbefeuerte Kombi-Kraftwerke (GuD) bauten, während der Anteil der Kohle an der Stromerzeugung stark zurückging (siehe Grafik). Infolge von NETA sanken die Erzeugerpreise um rund 40 Prozent gegenüber 1998.

British Energy trifft der Preisverfall besonders hart, da das Unternehmen nur im Großhandel tätig ist. Es kann deshalb zusätzliche Belastungen nicht an die Endkunden weitergeben. Hinzu kommen, wie bei TXU, Managementfehler. Derzeit hält sich das Unternehmen nur noch mit Hilfe eines Kredits der Regierung über Wasser, die bis Ende November 650 Millionen Pfund (1,03 Milliarden Euro) zur Verfügung stellte. British Energy deckt mit acht Reaktoren, die jeweils über eine Leistung von ca. 1200 MW verfügen, sowie einem Kohlekraftwerk (rund 2000 MW) rund ein Viertel des britischen Strombedarfs.

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