August 2001

010808

ENERGIE-CHRONIK


Tauziehen bei der Schweizer Watt AG

Laut "Basler Zeitung" (14.8.) findet derzeit bei der Schweizer Watt AG ein Tauziehen zwischen E.ON und EnBW statt. Der Streit zwischen den beiden "deutschen Giganten" blockiere und schwäche wesentliche Teile der Schweizer Stromwirtschaft. Unter anderem habe er zur Folge, daß die beiden Watt-Töchter Elektrizitäts-Gesellschaft Laufenburg (EGL) und Central-Schweizerische Kraftwerke (CWK) "seit anderthalb Jahren ohne übergeordnete Führung und Perspektiven wirtschaften".

Der E.ON-Konzern und EnBW sind mit jeweils 24,5 Prozent an der Watt AG beteiligt. Die restlichen Anteile halten die Nordostschweizerischen Kraftwerke (NOK/Axpo) mit 31 Prozent und die Credit Suisse Group mit 20 Prozent. Diese seit 1998 bestehende Beteiligungsstruktur (980210) sorgt anscheinend seit längerem für Spannungen, da die süddeutschen Anteilseigner in neue strategische Konstellationen eingebunden wurden: Das frühere Bayernwerk verschmolz mit PreussenElektra zur E.ON Energie, während bei der EnBW die französische EDF die strategische Führung übernahm. EDF ist ferner mit 20 Prozent an der Watt-Konkurrentin Aare Tessin AG (Atel) beteiligt. Weitere Reibungen ergeben sich daraus, daß die Watt AG auch auf dem deutschen Markt tätig ist (siehe 000226).

Der "Basler Zeitung" zufolge leitete NOK-Chef Peter Wiederkehr daraufhin die "Scheidungsverhandlungen" ein, um seinem Unternehmen zur Mehrheit an der Watt AG und deren Schweizer Töchtern zu verhelfen. Ende 2000 habe sich eine gütliche Einigung abgezeichnet: Demnach sollte NOK die Anteile von E.ON und EnBW übernehmen, um anschließend das "heillos verstrickte Watt-Konglomerat"aufzulösen. Als Entschädigung sollte die EnBW die beiden Watt-Töchter Kraftübertragungswerke Rheinfelden (KWR) und Kraftwerk Laufenburg (KWL) erhalten. E.ON sollte mit Geld oder einer Minderheitsbeteiligung an NOK/Axpo abgefunden werden. Mittlerweile widersetze sich aber E.ON dem geplanten Geschäft. Der Grund dafür sei offenbar der Beschluß der EU-Kommission vom Februar 2001, der die EDF unter anderem zum Rückzug aus der Watt AG verpflichtet (010201). Seitdem E.ON wisse, daß die EnBW ihre Watt-Anteile verkaufen müsse, sei sie nicht mehr bereit, der direkten Konkurrentin die beiden Watt-Töchter KWR und KWL kampflos zu überlassen.

EGL nun auch in Wien vertreten

Wie die Watt-Tochter Elektrizitäts-Gesellschaft Laufenburg (EGL) am 15. August mitteilte, ist sie mit einer neugegründeten Tochter namens EGL Austria nun auch in Wien vertreten. Der österreichische Strommarkt soll am 1. Oktober 2001 zu hundert Prozent liberalisiert werden. Im Juni vorigen Jahres hatte EGL ähnliche Tochtergesellschaften für Italien und Polen gegründet. EGL ist das zweitgrößte Stromhandelsunternehmen der Schweiz.