Defekt am Notkühlsystem von fünf französischen Kernkraftwerken

Ein konstruktionsbedingter Defekt hat bei fünf französischen Kernkraftwerken das Funktionieren des Notkühlsystems in Frage gestellt. Es handelt sich um die Druckwasserreaktoren Belleville, Cattenom, Golfech, Nogent und Penly, die jeweils eine Leistung von 1300 Megawatt besitzen. Die Electricité de France (EDF) hatte die "Anomalie" bereits Ende vorigen Jahres bekanntgegeben und als Störung gemäß Stufe 1 der "International Nuclear Event Scala" (INES) klassifiziert. Wie aus einer Pressemitteilung der EDF vom 2. Mai hervorgeht, hat die Atomaufsichtsbehörde den Defekt aber nachträglich in Stufe 2 eingereiht. Zuletzt ereignete sich ein Störfall dieser Stufe im Kernkraftwerk Blayais bei Bordeaux, als Ende 1999 der Orkan "Lothar" das Wasser der Gironde über die Deiche hinweg ins KKW-Gelände drückte (000121).

Das Notkühlsystem der jetzt betroffenen fünf Druckwasserreaktoren ist zweiphasig angelegt: Bei einem Defekt im primären Kühlkreislauf stellen zunächst Reservebehälter das Wasser für die Notkühlung bereit. Anschließend wird für die Notkühlung automatisch das Wasser eingespeist, das sich am Boden des Reaktorgebäudes ansammelt. Neuere Überprüfungen ergaben indessen, daß die automatische Einspeisung des Wassers aus der Bodenwanne des Reaktors in den Kühlkreislauf nicht gewährleistet war, weil unter Umständen durch den Druck des erhitzten Wassers die Schieber blockiert werden könnten. EDF will die Schieber nun so umbauen, daß eine solche Blockade ausgeschlossen ist. Die übrigen französischen Reaktoren seien von anderer Bauart und deshalb nicht von dem Defekt betroffen.

Spezielle Probleme bereitet überdies das Kernkraftwerk Cattenom: Wie EDF am 16. Mai mitteilte, wurde Block 2 der Anlage am 12. Mai abgeschaltet, um fünfzig Tage lang umfangreiche Wartungs- und Reparaturarbeiten durchführen zu können. Dazu gehören eine neue Auskleidung im Innern des Reaktorraums, um dessen Dichtheit zu erhöhen, sowie die Erneuerung eines Drittels des Brennstoffvorrats.