Januar 2000

000121

ENERGIE-CHRONIK


Überschwemmung im Kernkraftwerk lähmte zum Teil auch Sicherheitssysteme

Im Kernkraftwerk Blayais bei Bordeaux bewirkte der Orkan "Lothar" am Abend des 27.12. einen Störfall der Kategorie 2 auf der "International Nuclear Event Scale" (INES). Das Kernkraftwerk verfügt über vier Druckwasserreaktoren, von denen der dritte zur routinemäßigen Wartung abgeschaltet war. Zunächst hatten Störungen im 400-kV-Netz nur zur automatischen Abschaltung der Blöcke 2 und 4 geführt. Dann aber drückte der Sturm das Wasser der Gironde, an deren Ufer das Kernkraftwerk steht, über die Deiche hinweg ins KKW-Gelände. Im Bereich der Blöcke 1 und 2 überflutete das Wasser unterirdisch gelegene Teile der Reaktorgebäude. Überschwemmt wurden auch Teile des Kühlsystems, der Notkühlung und andere Sicherheitseinrichtungen. Block 1 schaltete automatisch ab, weil die Filter der Kühlwasserzuführung verschmutzt waren. Nach Angaben der Electricité de France (EDF) blieb die Kühlung der betroffenen Blöcke stets gewährleistet. Auch die Betriebsorganisation der Gewerkschaft CGT betonte in einer Stellungnahme, dass zwei von drei Kühlkreisläufen funktionsfähig geblieben seien, was für die Kühlung ausreiche. Gravierender sei, dass infolge der Überflutung im Notfall kein Verlass mehr auf das Funktionieren der Sicherheitseinrichtungen gewesen wäre (FR, 6.1.; Berliner Zeitung, 7.1.; taz, 10.1.; SZ, 18.1.).