Juni 1995 |
950603 |
ENERGIE-CHRONIK |
PreussenElektra wird beim nordrhein-westfälischen Wirtschaftsministerium die Stillegung des Kernkraftwerks Würgassen beantragen. Der Grund dafür sind wirtschaftliche Erwägungen, nachdem Risse am Kernmantel und den Kerngitterplatten festgestellt wurden. Wie das Unternehmen am 1.6. mitteilte, haben diese Risse zu keinem Zeitpunkt die Sicherheit der Anlage gefährdet. Ein Weiterbetrieb komme aber unter den üblichen strengen Sicherheitsvoraussetzungen nur nach einer Grundsanierung der Kerneinbauten in Frage, die mindestens 200 Millionen Mark kosten und einen zweijährigen Stillstand verursachen würde. Der wirtschaftlich begründeten Stillegungsbeschluß für Würgassen bedeute keine Änderung in der Haltung des Unternehmens zur Kernenergie.
Der nordrhein-westfälische Wirtschaftsminister Günther Einert (SPD) begrüßte die Entscheidung des Unternehmens. In einem Schreiben an den Vorstand der PreussenElektra sicherte er die Unterstützung des Landes beim Stillegungsverfahren nach den Regeln des Atomgesetzes zu (DPA, 1.6.; Handelsblatt, 2.6.; FR, 2.6.; siehe auch 950315).
Der Siedewasser-Reaktor Würgassen
ist gegenwärtig das älteste kommerzielle Kernkraftwerk
Deutschlands und das einzige in Nordrhein-Westfalen. Er ging 1971
in Betrieb und hat eine Nettoleistung von 640 Megawatt. Die Risse
am Kernmantel wurden Anfang September vorigen Jahres bei der routinemäßigen
Revision entdeckt (siehe 941009).